Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
einige einst Menschen gewesen waren.
    »Ich habe die Käfer-Daten«, sagte er, als er das Schweigen nicht mehr ertragen konnte.
    »Ich muss sie sofort sehen.«
    »Sie werden gerade in die Kommunikationsverbindung
    eingespeist.«
    Aurora schloss die Augen. Ihre Lippen öffneten sich
    leicht, wie in höchster Verzückung. Er malte sich aus, wie die Informationen von Panoplia in das vielfach verschlungene Datennetzwerk des Glitzerbandes strömten und Au-
    rora - Mensch oder Maschine, was auch immer - sie ir-gendwo am Ende einer komplizierten Kette von Routern
    und Knoten gierig verschlang.
    Sie schloss den Mund und schlug die Augen wieder auf.
    »Gut gemacht, Gaffney. Scheint alles in Ordnung zu sein.
    Das war wirklich ausgezeichnete Arbeit.«
    »Dann hast du alles, was du brauchst? Um die Käfer her-
    zustellen?«
    »Das weiß ich mit Sicherheit erst, wenn ich Zugriff auf eine funktionsfähige Produktionsanlage bekomme. Probieren geht über studieren, wie man so sagt. Aber ich habe keinen Anlass daran zu zweifeln, dass alles nach Plan laufen wird.«
    »Ich habe die Baubeschreibungen gelesen. Die Dinger
    sind ein Albtraum.«
    »Deshalb werden wir sie auch nur einsetzen, wenn es
    keine andere Möglichkeit mehr gibt. Aber wir müssen etwas in der Hinterhand haben, Sheridan, um unnötige Verluste an Menschenleben zu verhindern. Alles andere wäre fahrlässig.«
    »Wenn wir die Käfer einsetzen, werden Menschen ster-
    ben.«
    »Gerade wenn wir es nicht tun, werden Menschen ster-
    ben. Oh Sheridan - du hast einen so weiten Weg zurückgelegt und so viel Gutes für die Sache getan. Ich bitte dich, scheue jetzt nicht vor der letzten Hürde zurück.«
    »Ich werde nicht >zurückscheuen<«, sagte er, verärgert über ihren Ton.
    »Du hast doch Vertrauen zu mir, nicht wahr? Unbeding-
    tes, vollkommenes Vertrauen?«
    »Gewiss.«
    »Dann weißt du auch, dass wir das Richtige tun, das Einzige, was anständig und menschlich ist. Wenn der Übergang erst abgeschlossen ist, werden die Bürger uns aus tiefstem Herzen dankbar sein. Und bald ist es so weit, Sheridan. Bis auf diese letzten kleinen Hindernisse ist der Weg frei...«

    Gaffney hatte gelernt, dass er Aurora nur mit rückhaltloser Offenheit begegnen konnte. Sie brannte sich durch alle Lügen und Ausflüchte wie ein Gammastrahlenlaser durch
    Reispapier.
    »Es gibt noch ein größeres Problem, das wir nicht ange-
    sprochen haben«, begann Gaffney.
    »Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, was du meinst.«
    »Der Uhrmacher ist immer noch irgendwo da draußen.«
    »Wir haben ihn zerstört. Wie kann er noch ein Problem
    sein?«
    Gaffney rutschte unruhig hin und her. »Wir waren falsch unterrichtet. Man hatte den Uhrmacher weggebracht, bevor wir Ruskin-Sartorius zerstörten.«
    Er hatte einen Wutausbruch erwartet, doch sie reagierte verhalten. Das war noch schlimmer, denn es hieß, dass sie die Wut unterdrückte, um sie sich für später aufzuheben.
    »Woher weißt du das?«
    »Die Spurensicherung hat die Ruine abgesucht. Sie hätte alles gemeldet, was irgendwie aus dem Rahmen fiel, auch wenn sie nicht erkannt hätte, was es war.«
    »Wir wissen, dass er vor kurzem noch dort war. Was ist
    passiert?«
    »Jemand hat wohl beschlossen, ihn anderswohin zu brin-
    gen.«
    »Aber wieso?«
    »Wahrscheinlich war durchgesickert, dass jemand dem
    Geheimnis auf der Spur war.«
    »Und wer soll dieser Jemand gewesen sein ...?«, fragte
    Aurora.
    »Du hast mir befohlen, den Uhrmacher ausfindig zu ma-
    chen. Ich habe getan, was ich konnte, aber dazu musste ich in Daten wühlen, über die ich keine Kontrolle habe, und so konnte ich meine Abfragen nicht tarnen. Ich hatte dich darauf ausdrücklich hingewiesen, bevor du mir den Auftrag gabst.«

    »Und warum erzählst du mir erst jetzt von deinem Ver-
    dacht?«
    »Weil ich noch eine andere Spur verfolge. Ich wollte erst sehen, wohin sie führt, um deine kostbare Zeit nicht zu vergeuden.«
    Wenn sein Sarkasmus sie reizte, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie sah ihn nur gleichmütig an. »Und was ist das für eine Spur?«
    »Anthony Theobald hat die Zerstörung des Habitats über-
    lebt. Der Schlaumeier muss gerochen haben, dass etwas im Busch war. Aber er ist nicht weit gekommen. Ich habe ihn abgefangen und gewisse Methoden zur Wahrheitsfindung
    angewandt.«
    »Er hätte wohl kaum gewusst, wohin der Uhrmacher ge-
    bracht werden sollte.«
    »Etwas wusste er schon.«
    Jetzt war ihr Interesse wieder erwacht. »Namen, Gesich-
    ter?«
    »Namen und Gesichter

Weitere Kostenlose Bücher