Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
grinste:
„Wo hattest du nur den ganzen Mumm verborgen, der in dir steckt?“ Leon schüttelte mit dem Kopf, er wollte nur helfen, Heldenmut hatte sicher nichts damit zu tun.
„Erzähle mir doch bitte, was genau geschehen ist“, flüsterte Orion, während Flux das Geschehene nachspielte und mit gesenktem Kopf auf Calep zuschoss, der die Flucht ergriff.
„Ich weiß es nicht genau“, irritiert kratzte sich Leon hinter den Ohren, „eigentlich begann es wie üblich: Das Pferd in mir gebrauchte seine Instinkte und der andere Teil von mir stellte sich wie üblich tölpelhaft an, ich ließ mir den Speer entwenden und wieder wurden meine Muskeln von der Angst gelähmt. Dieses Mal war die Furcht sogar so groß, dass sie auch den Gaul hemmte … ich war unfähig, mich zu rühren, doch als ich sah, dass mein Bruder in Lebensgefahr schwebte, da durchfuhr mich so etwas wie ein Blitz.“ Seufzend brach er ab, denn das hörte sich wirklich viel zu abenteuerlich an. Orion lachte ihn jedoch nicht aus, sondern legte ihm eine Klaue auf die Schulter.
„Ich weiß genau, wovon du sprichst.“
Verdattert sah Leon den weisen Greif an. „Wirklich?“
„In der Tat. Ich habe doch schon einmal erzählt, dass sich in meiner Jugend Löwe und Adler in mir nicht einig waren. Die Raubkatze wollte stets die Pfoten auf dem Boden behalten, während es den Adler gen Himmel zog. An jenem Tag, an dem sich die beiden Wesen in mir endlich einig wagen, da durchfuhr mich auch so ein Stromschlag.“
Leons Verwirrung steigerte sich, „Was hat das zu bedeuten?“
„Nun, es ist ganz einfach: so etwas durchleben alle Mischwesen, seien sie nun zur einen Hälfte Zweibeiner und zur anderen Tier, oder Hybriden aus verschiedenen Tieren, so wie ich. Innerlich sind wir alle gespalten, doch wenn unsere Teile harmonieren, dann können wir unser volles Potential ausnutzen. Löwen sind mächtig, ganz ohne Frage und Adler sind ebenfalls nicht zu unterschätzen, in einem Greif jedoch, verstärken sich die Kräfte beider um ein Vielfaches. Nicht umsonst spricht man davon, dass ein Greif so mächtig ist wie ein Löwenrudel und ein riesiger Adlerschwarm zusammen. Bei dir ist es ähnlich: Zweibeiner sind geschickt und erfindungsreich, Pferde sind ohne Frage schnell und wehrhaft, zusammen aber erreichen ihre Kräfte eine völlig andere Dimension. Kentauren sind gefürchtete Krieger und du durftest soeben erleben, welche Macht in dir steckt. Fürchte dich nicht vor dir selbst, du bist gutmütig und wirst nie diese Kraft missbrauchen, davon bin ich überzeugt.“ Ein mulmiges Gefühl machte sich aber dennoch in Leons Bauch breit. Wie oft hatte er sich schon gewünscht, über seinen Schatten zu springen? Nun, da es geschehen war, wusste er nicht recht, ob er es nicht lieber wieder rückgängig gemacht hätte.
„Alles hat seinen Grund, auch die Tatsache, dass die meisten Tier-Zweibeiner und Hybriden gefürchtet sind. Da sie oft die gegensätzlichsten Wesen in sich vereinen, wirken sie auf Außenstehende, als verhielten sie sich gegen die Natur.“ Mit einem beachtlichen Satz, funkte dem Professor nun Drac’o dazwischen, der seinem Bruder direkt in die Arme sprang:
„Du hast diesem fiesen Asmodi ganz schön die Nase verbogen! So schnell wird der sich nicht wieder blicken lassen!“
„Ich würde es sogar vorziehen, wenn er überhaupt nicht mehr auftaucht“, warf Kleopatra ein.
„Du hast Recht“, Orion erhob sich, während die Sonne am Horizont erschien, „es ist für alle Beteiligten besser, wenn wir unverzüglich aufbrechen. Diese unangenehmen Dämonen scheinen es nur auf uns abgesehen zu haben.“ Somit war es beschlossene Sache, dass sie Abschied nehmen mussten.
„Wir werden gut auf Pazu Acht geben“, versprachen Lissi und Rudi, die Jungdämonin kläffte aufgeregt, so als wolle sie sagen, dass sie ihrerseits auf die beiden aufpassen würde. Nacheinander verabschiedeten sich nun alle von ihr. Calep tätschelte ihr den Kopf, Kleopatra schenkte ihr eine ihrer vielen Bürsten, Orion wünschte ihr alles Gute für die Zukunft und Drac’o überreichte ihr ihren geliebten Pökelschinken. Bei Leon dauerte der Abschied etwas länger, er kraulte ihr den Kopf und murmelte:
„Es war schön, dass du uns ein Stück des Weges begleitet hast.“ Unweigerlich musste er an Beelzebub denken, ob es dem kleinen Wadenbeißer wohl gut ging?
„Ach ist das rührend“, die Ehrawan vergoss dicke Tränen und die Airavata winkte zum Abschied mit ihren vier
Weitere Kostenlose Bücher