Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
Rüsseln:
„Gehabt euch wohl, ihr Lieben!“
„Wollt ihr wirklich nicht, dass wir euch noch ein Stück begleiten? Wir könnten euch wieder tragen“, bot eine der Karin Puksa Schwestern an.
„Vielen Dank und auf Wiedersehen“, lehnte Kleopatra höflich ab und nahm auf Leons Rücken vor dem Gepäck Platz.
„Vergesst das hier nicht“, eine andere Elefantenkuh hob einen Miniaturspeer aus dem Gras auf und Leon verstaute ihn schnell. Rudi, Lissi, Pazu und die Elefanten winkten den Auserwählten noch lange nach, bis sie aus deren Blickfeld verschwunden waren.
„Himmlische Ruhe“, seufzte Kleopatra und Drac’o, der hinter ihr saß, grinste vor sich hin.
„Savanne, Savanne, so weit das Auge reicht“, mäkelte Calep von seinem fliegenden Besen aus, „wie wäre es mal wieder mit einem schattigen Wald?“ Missmutig wischte er sich den Schweiß von der Stirn und schielte zu Orion, der voran flog.
„Hebe den Blick! Dann siehst du keine Grenzen!“ Doch der Hobgoblin rollte nur mit den Augen:
„Ich sehe nur folgendes: Morgana schickt uns im Zickzackkurs querfeldein durch die Einöde.“
„Wenn es nun aber in Morganas Sinn ist, dass wir verschlungene Wege gehen, dann sollten wir es hinnehmen und kein Urteil darüber fällen.“
„Ganz genau!“, gab Kleopatra dem Greifen Recht. „Mein Vater sagt immer, dass Morgana die weiseste aller Frauen ist! Sie ist schon sehr alt und sie weiß genau, was sie tut.“
„Aha“, gab Calep zurück, „das hörte sich aber noch ganz anders an, als wir dich trafen!“ Er rang die Hände und verstellte die Stimme: „Nein Papi! Mit diesen Wilden will ich nicht gehen! Die sehen ja so fies aus! Die fressen mich bestimmt gleich!“
Mit geballter Faust drohte ihm Kleopatra. „Wenn du nicht gleich still bist, verhexe ich dich!“
„Ach ja“, seufzte Leon, „immerhin ist in diesem Punkt alles beim Alten geblieben.“
„Sei nicht traurig“, versuchte die Fee ihn zu trösten, „du hast ja immer noch dein Brüderchen, das du bemuttern kannst.“
„Stimmt genau!“, kam es von oben. „Und vor allem noch ein gewisses verwöhntes Prinzesschen!“
„Und zur Not ist da ja auch noch ein Lausbube von einem Ziegenelb“, schmunzelte Leon und brachte alle zum Lachen.
„Nachher könnten wir doch eigentlich zusammen fliegen“, schlug Calep vor, als sie gen Mittag im Schatten rasteten und zupfte an Drac’os rechter Schwinge, „die sind doch nicht nur zum Angucken da, oder?“ „Natürlich nicht!“, aber trotzdem machte der junge Smaragddrache ein finsteres Gesicht.
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“, wunderte sich Kleopatra sehr über den sonst so fröhlichen Jungen.
„Ach, gar nichts“, brummelte der, „ich habe keine Lust zu fliegen.“
„Quatsch“, ließ Calep nicht locker, „das ist doch eine faule Ausrede. Hast du etwa Höhenangst?“
„Habe ich nicht!“, nun wurde Drac’o langsam böse. „Schließlich bin ich schon einmal mit dir auf dem Besen geritten, erinnerst du dich nicht?“
Natürlich erinnerte sich der Hobgoblin noch daran, „Aber wo liegt dann das Problem?“
„Lass ihn doch, wenn er nicht will“, versuchte Orion zu schlichten und Kleopatra fand:
„Wer nicht will, der hat schon.“
„Ich will ja!“, brüllte Drac’o. „Aber ich kann nicht!“ Er verschränkte die Arme und wandte den Kopf ab. „Vater hat mir vieles über uns Drachen beigebracht, auch lehrte er mich das Feuerspucken, aber …“ Rauch stieg aus seinen Nüstern auf. „Das Fliegen wollte er mir erst an dem Tag zeigen, als wir von Morgana den Auftrag bekamen, loszugehen!“ Nun hielt sogar Calep den Mund und Kleopatra schielte ihn mit ihrem „das-hast-du-ja-wieder-toll-gemacht-Blick“ an.
„Das tut mir leid“, Leon ließ geknickt den Kopf hängen, schließlich wusste er nur zu gut, dass es seit jeher ein inniger Wunsch seines Bruders war, sich aus eigener Kraft in den Himmel zu erheben.
„Schon gut“, Drac’o hob wieder den Kopf, „ich wollte doch unbedingt auf diese Reise gehen, also ist es meine Schuld. Ich habe mir immer gewünscht zu fliegen, doch das kann auch noch warten, bis wir wieder zuhause sind. All die Abenteuer, die wir erlebt haben, möchte ich nicht missen und auch nicht die neuen Bekanntschaften und Freunde.“
„Weise Worte“, Orion zwinkerte ihm zu, „man muss wissen, wo man seine Prioritäten setzen will.“ Würdevoll spannte er seine mächtigen Schwingen auseinander. „So viel Einsicht muss belohnt werden!
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