Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
den Plattfuß!“
„So nennt er alle Zweibeiner, die auf Sohlen gehen“, raunte Nepomuk, der das schon mitbekommen hatte. Abuu sah ein wenig beleidigt aus und Calep bekam einen zweiten Knuff.
„Unterschiede machen das Leben doch erst interessant“, bemerkte Orion, hielt sich dann aber ausnahmsweise zurück. Sie erzählten sich noch lange Geschichten, bis die Dorfkinder in ihre Betten gerufen wurden. Kleopatra durfte auch in einem der Häuser ruhen, was man auch Calep und Flux anbot, allerdings lehnten die beiden dankend ab.
„Ich habe so lange in keinem richtigen Bett geschlafen, dass ich es auch nicht vermisse“, erklärte der Elf und der Hobgoblin setzte noch eines drauf:
„Und ich hatte meinen Lebtag sowieso noch nie eines! Ein abgehärteter Kerl wie ich, kann überall schlafen. Einmal habe ich sogar in der Höhle eines dreiköpfigen Drachen genächtigt, zwischen den Knochen und Schädeln seiner früheren Mahlzeiten.“
„Wirklich?“, staunte Nepomuk. „Also ich habe immer im großen Horst zusammen mit meinen Geschwistern gewohnt. Das Nest war ausstaffiert mit Tierhaaren und Federn.“
„Ich wurde immer in einem Stall einquartiert und bei Flux bekam ich sogar einen für mich allein, direkt neben dem Haus. In der ersten Nacht dort konnte ich kein Auge zumachen, weil es so still war. Im Stall des Kinderheimes waren immer auch andere Pferde, große Hunde oder ein Pegasuswaisenkind untergebracht gewesen“, schwelgte Leon in Erinnerungen, „ in meinem neuen Zuhause gab es nur ein Schwalbennest. Wie gut, dass Flux Zimmer genau über dem Stall liegt, durch ein Fenster ist er jede Nacht auf das Stalldach geklettert, durch eine Luke hinein auf den Heuboden und hinunter zu mir. In der ersten Zeit haben seine Eltern das gar nicht mitbekommen, er hat immer gewartet, bis seine Mutter ihn zu Bett gebracht hatte.“
„Ja und dann habe ich mich wie ein Ausreißer aus dem Zimmer gestohlen“, grinste Flux, „das hatte ich auch vorher schon gemacht, als noch mein Hund im Stall hauste.“
„Du hattest einen Köter?“, wunderte sich Calep. „Ich dachte immer, du wärst eher ein Katzentyp. Ein Pferdefreund bist du ja auf jeden Fall.“
„Ich mag viele Tiere und wir besitzen auch Katzen, um die Mäusepopulation auf dem Hof klein zu halten. Trotzdem hatten wir schon immer unseren großen Labrador. Er war sogar älter als ich und ich bin mit ihm durch dick und dünn gegangen. Wo ich war, da war mein Hund nie weit entfernt, aber er ist gestorben, ein paar Wochen, bevor meine Eltern Leon adoptiert haben.“
„Verstehe“, kam es vom Hobgoblin, „als das Kaninchen meiner kleinen Schwester starb, bekam sie alsbald ein Chinchillapärchen.“ Der Rippenstoß, der darauf folgte, war besonders schmerzhaft.
„Erst durch meinen Bruder bin ich so richtig über den Verlust hinweggekommen“, erinnerte sich Flux, „vergessen habe ich meinen Hund aber nie.“
„Gut so“, lobte Orion, „der Preis, den wir alle für unser Leben eines Tages zahlen ist der Tod. Wir wissen jedoch nicht, ob er unbedingt etwas Schlechtes ist.“
„Ach herrje“, stöhnte Calep, „nun wird er wieder philosophisch.“ Nepomuk, der neben ihm hockte, schniefte, die Hundegeschichte war ihm sehr nahe gegangen.
„Ich hatte auch einmal so etwas wie ein Haustier: Einen großen grünen Grashüpfer, doch leider hat ihn einer meiner Geschwister aus Versehen verspeist.“
„Ich merke es schon“, brummte Orion, „für solche Tiefgründigkeiten seid ihr nicht das richtige Publikum … aber in ein paar Jahren vielleicht? Wer weiß.“
„Haben deine Eltern es denn nie bemerkt, dass du nicht in deinem Bett geschlafen hast?“, fragte Calep nach, um das Thema zu wechseln. „Ich habe mich früher auch heimlich davon geschlichen, um die Nacht zu erforschen und ich bekam immer mächtig eins auf’s Dach.“
„Oh ja“, prustete Flux, „das war damals ziemlich komisch. Erinnerst du dich noch an den Abend, als ich vom Dach aus auf den Heuboden kletterte und meine Eltern noch unten bei dir waren? Sie redeten und redeten, ich war so müde, dass ich irgendwann dort oben eingeschlafen bin.“
„Ich entsinne mich, als Mutter und Vater Pendragon endlich weg waren, habe ich mich auf den Hinterbeinen aufgerichtet und dich herunter gehoben. Ich hatte dich gerade auf meine Matratze gelegt und dich zugedeckt, da ging die Tür wieder auf und deine Eltern kamen noch einmal herein. Sie wollten mir wohl noch etwas sagen, lachten aber nur laut los. Sie hatten
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