Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Titel: Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
Vom Netzwerk:
mehr Grund zum Rasen, denn seit einigen Monaten starren uns vom Fahrbahnrand her totenbleiche Menschen an, die ein gerahmtes Foto mit schwarzer Querbinde in der Hand halten. Auf dem gerahmten Foto sind je nach Plakat ein bis vier fröhliche Personen unterschiedlichen Alters abgebildet, und die Botschaft lautet: »Runter vom Gas«. Ist das jetzt wieder Ironie? Spielt das etwa auf die unselige deutsche Vergangenheit an? Warnt man uns, die gleichen Fehler nicht noch einmal zu machen? Sollen die Raser in die Gaskammer oder wollen die Raser uns, die Nichtraser, ins Gas schicken? Heißt die untergründige Botschaft etwa: »Die Raser sind unser Unglück«?
    Warum stürzt der Deutsche Verkehrssicherheitsrat, unterstützt vom Ministerium für Verkehr, uns Autobahnbenutzer, die wir nun wirklich unseren ganzen Verstand brauchen, um die Fahrt von Braunschweig nach Mannheim unfallfrei zu überstehen, in eine derartig unnötige, ja lebensgefährliche Verwirrung?
    Je länger ich diese Plakate betrachten muss, umso weniger begreife ich, worum es da geht. Warum ist die Frau, die das Foto hält, so bleich, und warum wirkt der Mann auf dem Bild so lebendig? Da drängt sich eigentlich nur eine Erklärung auf: Bei der Frau handelt es sich zweifellos um einen Zombie, eine Untote. Der Mann lebt noch, soll aber wohl ihr nächstes Opfer werden, darauf deutet die schwarze Binde hin. Das Schild warnt uns Männer also vor rasenden Zombiefrauen. Aber warum sollen wir dann »runter vom Gas«? Wie sollen wir den Zombies denn entkommen, wenn wir kein Gas geben dürfen?
    Umgebung aus der Dose
    Seit einem halben Jahr steht eine merkwürdige Sprühflasche in unserem semimedizinischen Vorratsschränkchen. Die Flasche wurde im Zuge eines plötzlichen Ungezieferbefalls der Tochter angeschafft. Und aus irgendeinem Grund, fiel mir erst jetzt das Etikett ins Auge. Das war es, was ich dort las: »Läuse-Umgebungsspray«. Je länger ich darüber nachdachte, desto erstaunlicher erschien mir die Existenz eines »Läuse-Umgebungssprays«. Was sollte das sein? Höchstwahrscheinlich doch wohl eine Substanz, mit der man eine Umgebung für Läuse schaffen kann, eine angenehme Umgebung wahrscheinlich. Ich wusste nicht, dass Läuse darauf angewiesen sind, ich dachte, die suchen sich die für sie angenehmste Umgebung und dann saugen sie Blut und haben Sex und legen Eier in den Haaren meiner Tochter ab. Aber wahrscheinlich tun sie das nur, weil ich ihnen keine bessere Umgebung geschaffen habe, weil ich das Spray nicht benutzte. Nur aus Mangel an netten Umgebungen werden sie zu den unangenehmen Parasiten, als die wir sie kennen. Ich müsste also einfach nur irgendwo, am besten dort, wo es am wenigsten stört, die Läuseumgebung hinsprühen, und dann gäbe es keine Probleme mehr. Wie diese ideale Umgebung wohl aussieht? Auf dem Etikett sieht man einen großen Plüschteddybären. Wenn ich also jetzt den Sprühknopf betätigte, dann entstünde vor meinen Augen ein Plüschteddy. Anscheinend die Lieblingsumgebung von Läusen. Dem saugen sie das Holzwollblut aus dem Leib und lassen meine Tochter in Frieden.
    Häuserkampf
    Die Firma Google möchte gerne, dass ich das Haus, in dem ich wohne, als Stichwortgeber für Werbebotschaften freischalten lasse. Wenn ich dagegen bin, habe ich die Möglichkeit, es einschwärzen zu lassen. Dazu muss ich Google einige Fragen beantworten und mir das hier anhören: »Sie haben sich entschieden, Ihr Gebäude/Grundstück vor der Veröffentlichung von Street View in Deutschland unkenntlich zu machen. Das ist sehr schade, denn diese Funktion kann für Sie und andere von vielfachem Nutzen sein: Zum Beispiel, wenn Sie sehen möchten, wo Ihre Familie und Freunde wohnen, egal, wie weit Sie voneinander entfernt sind, oder wenn Sie Ihren nächsten Urlaubsort vorab schon einmal erkunden möchten.« Wie kommt Google darauf, dass ich in meiner Wohnung Urlaub machen will? Und wo meine Freunde wohnen, weiß ich nur zu genau. Manche haben so große Wohnungen und Häuser, dass es mir schon reicht, wenn ich die ein oder zweimal im Jahr von innen sehe, ich muss diese geschmacklosen Protzbauten nun wirklich nicht auch noch googeln. Es wäre mir sehr lieb, wenn die ihre Angebervillen einschwärzen lassen würden, denn Sozialneid ist kein schönes Gefühl. Und der Sozialneid ist es auch, der mich dazu treibt, das Haus, in dem ich wohnen muss, einschwärzen zu lassen. Ich will nämlich nicht, dass alle sehen, dass ich mir nichts Besseres leisten kann und ich will vor

Weitere Kostenlose Bücher