Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
Vom Netzwerk:
geschäftliche Unterhaltung führen. Paula selbst stand unter Gerichtsschutz, unter der Aufsicht von Fremden; sie besuchte die Public School 215 in San Juan und hatte außerdem noch Privatunterricht. Die Marrell Tech-Aktien hatten einen absoluten Tiefstand erreicht, und die Firma selbst – unter der etwas wackligen Leitung des alten George Henry – hielt sich nur noch mit Pauls im voraus angefertigten und in Reserve gehaltenen Plänen und Erfindungen über Wasser.
    Paula machte nüchtern Bestandsaufnahme und erinnerte sich, reichlich spät, an einen ganz bestimmten, nicht aufgegriffenen Rat. Aber wie das Unbekannte finden?
    Ihre ›besondere Note‹ kehrte zurück. Die tägliche Aufseherin wurde ein wenig entspannter, half bei den diversen Museumslisten. Paula bestach einen Fahrer und nahm schriftlichen Kontakt mit George Henry auf, aber der war in der zentralen Angelegenheit nicht gerade eine große Hilfe. Und so suchte sie, als sie sich für ›den Einkauf von Mädchenkram‹ eine Stunde freimachen konnte, weiter.
    Die Sekretärinnen bei Armistead, Levy & South hatten sich schon an Termine mit einer gewissen ›Miss Smith‹ gewöhnt. Daß ›Miss Smith‹ ein kleines Mädchen war, dessen Füße beim Sitzen nicht einmal bis auf den Boden reichten, daran konnten sie sich allerdings nicht so leicht gewöhnen. Ebenso wie Mr. Armistead nicht gerade daran gewöhnt war, Mitteilungen in Empfang zu nehmen, die aus einem zerknitterten Tausend-Dollar-Schein bestanden, der an einer einfachen Karte befestigt war, auf der der allseits bekannte Name eines Kindes stand.
    »Ich möchte, daß Sie meinen Daddy rausholen. Ich bin überzeugt, daß er keine gerechte Verhandlung gekriegt hat, und er wird in der Firma gebraucht.«
    Armistead räusperte sich und wandte sich würdevoll an Paula, die nachdenklich die tausend Dollar nahm, und es noch mal probierte. Ihr wurde klar, daß sie sich nicht richtig erinnert hatte; Miss Emstead hatte gesagt, er wäre ›bei der Firma‹ – folglich handelte es sich nicht um einen ihrer Seniorchefs.
    Bei einem der erlaubten Besuche bei Gloria, erfuhr sie den richtigen Namen, und nach zwei weiteren Anläufen gelang es ihr endlich, ihre Beute im Fahrstuhl zu stellen.
    »Sind Sie Ellis Donohue?« Und sie reichte ihm die Mitteilung.
    Der kleine, aber ungewöhnlich gut aussehende, gepflegte junge Rechtsanwalt faltete die Mitteilung langsam auseinander und betrachtete sie auf eine Weise, die erkennen ließ, daß er durch ihre früheren Anrufe von ihr wußte. Die Art und Weise, wie er nach dem Schein griff, ließ sie aufatmen; nicht direkt wie der Griff eines Ertrinkenden, aber gar nicht so viel anders. Seine Augen sahen Paula mit einem Ausdruck an, der die Würde des Gesetzes mit dem Aktivismus eines Mannes verband, dessen Geliebte fünfzehn Kreditkarten besaß.
    »Ich schätze, da ließe sich was mit einem Verfahrensfehler machen. Zum Beispiel scheint sein Anwalt nie einen Wechsel des Gerichtsorts in Betracht gezogen zu haben. Und da wären auch noch einige andere Aspekte.«
    Sie verabredeten sich im Café des Museums, und dann beeilte sich Paula, um schnell noch ein paar Dinge für den ›Mädchenkram‹ zusammenzuraffen, wegen dem sie angeblich unterwegs war.
    Als sie sich das nächste Mal trafen, hatte sie eine Liste mit Fragen, die erstens mit ›freier Zugang zu meinem Rechtsanwalt‹ überschrieben war, und zweitens mit ›Zugang zu meiner Bank‹.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, daß wir das schnell durchkriegen«, sagte Ellis zu ihr. »Aber … bin ich denn dein Rechtsanwalt?«
    Als Antwort darauf holte sie einen zerknitterten rosa Kleenex-Karton hervor. Unter dem obersten Kleenex-Tuch lag ein Bündel knisternder neuer Geldscheine. Aus Taschentüchern baute sie ein kleines Zelt, und dann teilte sie die Geldscheine fein säuberlich in zwei Hälften. Ellis Donohue mußte sich zurückhalten, damit ihm seine hübschen Augen nicht aus den Höhlen sprangen, und gab bei fünfzehn das Mitzählen auf.
    »Bestimmt sind Sie mir nicht böse deswegen, Mr. Donohue. Sehen Sie, ich bin noch ziemlich jung, und man hat mir schon ganz übel mitgespielt. Ich hab das mal in einer Geschichte gelesen, und dadurch bin ich auf die Idee gekommen.« Sie händigte ihm das eine Bündel mit den Dollarhälften aus, die sie vorher in einem weiteren unbeschädigten Geldschein eingewickelt hatte.
    »Ja, natürlich.«
    »Ach, da ist ja meine Polizistin!« Sie winkte kindlich mit der Hand und rutschte von ihrem Stuhl, während

Weitere Kostenlose Bücher