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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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ihr, als sie zwischen die tropfenden Bäume eintaucht.
     
    Der Radfahrer schaltet sofort seine Lampe aus und fährt schnell am Parkeingang vorbei. Sie hat ganz gut ausgesehen, klein, und sie ist gelaufen. Verängstigt. Aber etwas an ihr beunruhigt ihn. Da stimmte was nicht. Ob sie da drin jemand treffen will?
    Er fährt heute abend allein, der Regen hat alle anderen vertrieben. Allein macht es nicht soviel Spaß. Aber vielleicht ist sie auch allein? Klein und allein?
    Er rast die Archer Avenue hinauf und beschließt, durch die Park-Transversale zurückzufahren und sich zu vergewissern. Er muß nur aufpassen, daß er sich nicht das Rad zerkratzt.
    – Eine wundervolle kühle, saubere Brise im Gesicht, und die Wolken brechen auf. Der alte Mond will gleich rauskommen! Blätter liegen hoch auf dem Weg, also kann sie die Sandalen ausziehen und trocknen lassen.
    Sie balanciert auf einem Bein und löst die Schnallen. Die linke Sandale ist durchweicht. Sie hängt sie über den Rucksack und geht barfuß weiter. Schön.
    Draußen, jenseits der Bäume, recken sich jetzt auf beiden Seiten Gebäude in die Luft, alte Würfel und Türme, die zu den rasenden Wolken greifen. Mondlicht funkelt in den heil gebliebenen Fenstern. Phantastisch. Sie denkt liebevoll an die schon lange toten Menschen, die all dies erbauten. Die Menschen, die Stadtbauer. So kompliziert und verwirrend, so verschieden von der guten, natürlichen Lebensart. Zu schade, daß sie nicht mehr leben und diese wundervolle, friedliche und freie Welt sehen. Aber wahrscheinlich hätte sie ihnen gar nicht gefallen. Sie waren krank, die armen. Aber vielleicht hätten sie sich auch ändern können; schließlich waren sie auch Menschen, grübelt sie.
    Plötzlich erschrickt sie, als vor ihr etwas über den Weg kracht, und ohne nachzudenken, springt sie benommen in ein Gebüsch. Blitze, knurrende Geräusche – nach einem Augenblick ist es verschwunden. Vielleicht ein Hirsch, wundert sie sich und reibt sich den Kopf. Aber die Geräusche? Einer dieser Hunde vielleicht? Oder sogar eine Meute?
    Hmmm. Sie reibt fester und runzelt die Stirn, weil die Kopfschmerzen sich wieder melden. Wie eine Messerklinge in der Schläfe. Aua! Es tut wieder ziemlich weh, sie wird benommen. Sie blinzelt, sieht die Gebäude hinter dem Park hell aufflammen – überall gelbe Lichtflecken, wie von einer Million Fenstern. O nein, nicht schon wieder diese Halluzinationen. Nein, es geht ihr doch gut!
    Aber ja, es ist – plötzlich ist überall grelles Licht, brüllender Lärm bricht über sie herein, und in den toten Straßen rasen klappernde Dinger. Vielleicht geht es ihr doch nicht so gut, wie sie dachte.
    Sie stöhnt leise vor Schmerz und reißt ein Bündel kühler, feuchter Blätter ab, die sie an die Stirn und in den Nacken preßt. Druck. Das ist es, der Luftdruck muß sich durch das Gewitter verändert haben. In ein paar Minuten wird es ihr wieder besser gehen … selbst die Erinnerung an den Hirsch scheint seltsam, als hätte sie eine Art verrückte Maschine mit einer Schwester darauf gesehen. Verrückt! Im Getöse sind jetzt auch Stimmen zu erkennen, eine gespenstische Pfeife schrillt … geht weg, Träume …
    Sie bleibt still stehen und drückt sich die kühlen Blätter an die Schläfen und will die lärmenden Halluzinationen zwingen, zurückzuweichen. Langsam gehorchen sie; sie lassen nach, verblassen und verschwinden. Dann findet sie zu ihrem Frieden in der normalen, glücklichen Welt zurück. Sie ist wieder in Ordnung, das war überhaupt nichts!
    Sie wirft die Blätter auf den Boden und tritt wieder auf den Weg. Sie erinnert sich – Mann! –, wie es in der Herberge gewesen war. Alles nur wegen dieser komischen Grippe oder was das war, die ihren Bauch so anschwellen ließ. Die Ganze Zeit schlimme Träume, wirklich schreckliche Halluzinationen. Gib’s zu – Kuriere fangen sich manchmal etwas ein. Aber das ist es wert.
    Die Schwestern hatten sich so geängstigt. Wie sie sie ausgefragt hatten. Träumst du jetzt? Siehst du es jetzt, Liebes? Sie mußte alles beschreiben, als wäre sie in einem historischen Schauspiel. Die haben zu viele Geschichtsbücher gelesen, denkt sie, während sie durch die Pfütze platscht und ein kleines Nachtwesen erschreckt. Wahrscheinlich ein Frosch, der wie ich durch den Regen zieht. Und all dieses Gerede über Babies. Babies … nun, ein Baby wäre schön, eines Tages. Aber erst will sie noch viele Reisen machen. Im Augenblick ist sie eine reisende Schwester,

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