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Aus dem Überall

Aus dem Überall

Titel: Aus dem Überall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Jr. Tiptree
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allem Miss Timms – von ganzem Herzen schmecken ließen.
    Und dann passierte die dumme Geschichte auf der Kinderparty. Sie fand nicht an Paulas Geburtstag statt, der nie erwähnt wurde, sondern an Pauls; eine etwas steife, rüpelhafte Gesellschaft fremder junger Menschen verschiedenen Alters, meist Zöglinge von Angestellten bei Marrell Tech, mit denen sich Paula anfreunden sollte. Paul kam, um sich umzusehen, und sogar er konnte die Gefühle seiner kleinen Tochter deuten, die entsetzt mitten in dem Tumult stand, wie erstarrt, und das Tortenmesser wie einen Dolch in der Hand hielt.
    Miss Emstead redete beruhigend auf ihn ein. »Paula wird sich schon selbst Freunde suchen, Mr. Marrell. Nach und nach und unter Kindern, die ähnliche Interessen und Fähigkeiten besitzen. Wenn sie erst mal eine geeignete Schule besucht.« Und sie reichte ihm das Prospekt einer Schule für besonders begabte Kinder.
    »Das ist viel zu weit entfernt. Suchen sie eine, bei der sie abends nach Hause kommen kann.«
    Und selbstverständlich fand Miss Emstead eine passende Schule, allerdings war dazu zweimal täglich der Einsatz des Marell Tech-Firmenhubschraubers erforderlich.
    Nach ungefähr einem Jahr sah sich Robby, der Hubschrauberpilot, genötigt, Paul davon zu unterrichten, daß seine Tochter kein gewöhnliches kleines Mädchen war.
    »Ihre Tochter, Paula, die ist irgendwie anders als andere Mädchen. Auf die sollten Sie besser ein Auge haben, Sir. Die kennt jedes Flugmodell, das auf dem Markt ist, und sie hilft mir sogar bei den Startvorbereitungen. Letzte Woche hab ich den Motor zerlegt, und da ist sie gekommen und hat mir bis elf Uhr nachts geholfen. Das Kindermädchen ist fast ausgeflippt. Und die ganze Zeit liegt sie George in den Ohren, weil er sie im Jet mitnehmen soll. Und ich hab sie mal dabei erwischt, wie sie im Rumpf rumgekrochen ist. Ich glaube, sie könnte den Hubschrauber sogar selbst fliegen, wenn ich es ihr erlauben würde. Und wenn sie mit den Füßen bis runter käme«, fügte er grinsend hinzu.
    »Hm.«
    Das war ungefähr zu derselben Zeit, als die Schule ihn davon unterrichtete, daß sie mit Paula ein paar Extratests durchführen wollten. Angeblich hatte sie von ganz allein eine neue Klasse Differentialgleichungen entdeckt. Zuerst fürchtete Paul, ein kleines Gauss-Genie zum Kind zu haben.
    Aber wie sich herausstellte, entsprach Paula nicht ganz diesem Kaliber; sondern war nur sehr aufgeweckt, äußerst motiviert und hatte eine sehr, sehr schnelle Auffassungsgabe. Im darauffolgenden Semester beschäftigte sie sich vorwiegend mit Computern und Elektronik. Einmal fand er sie damit beschäftigt, wie sie mit einem alten verbeulten Strommesser, den sie sich vom Elektriker besorgt hatte, die piezoelektrische Ausgabe eines alten Kristalls messen wollte; sie hatte sich eine eigene kleine Werkstatt eingerichtet, an die sich nach und nach ein ganzes Computersystem und ein Fotolabor anschlossen.
    Aber davor war es ein Teleskop gewesen, und eine etwas pathetische Weihnachtsangelegenheit. Als sie in der Schule in die erste Klasse ging, hatte der Lehrer für Naturwissenschaften den Vorschlag gemacht, ihr zu Weihnachten ein Refraktor-Teleskop, möglichst mit einer kombinierten Kameraausrüstung, zu schenken. Als er Paula fragte, was sie sich wünschte, sah sie ihn erstaunt an. »Daddy – was ist das eigentlich – Weinachten?«
    »Also … das ist … das ist …«, begann er, und plötzlich wurde ihm klar, daß er ihr in den ganzen sechs oder sieben Jahren ihres Lebens nie etwas zu Weihnachten geschenkt hatte.
    »Hat dir denn nie jemand was zu Weihnachten geschenkt?«
    Sie schüttelte noch immer erstaunt den Kopf. »Das eine Jahr hat mich Miss Gibbs Karten machen lassen«, erinnerte sie sich dann. »Und Mrs. Finny hat mir ein Taschentuch gegeben und gesagt, daß ich auch jedem was geben muß. Aber ich hatte doch nichts. Und da hat sie mir gezeigt, wie man Papier ausschneidet, mit Bäumen und Rehen darauf, glaube ich. Und mit einem dicken Mann. Aber die sind nicht sehr schön geworden.«
    Ihm fiel jetzt wieder dieses merkwürdig klebrige Ding ein, das er in einem Jahr zu Weihnachten zwischen seinen Karten gefunden hatte. Es war, wie sie selbst sagte, nicht sehr hübsch gewesen. Trotzdem war er schrecklich gerührt, und konnte nur stottern: »Das tut mir leid, mein Kind, das tut mir wirklich leid.« Und dann: »Wie ich hörte, wünschst du dir ein Teleskop.«
    »Oh! Oh-h-h-h, Daddy. Ein richtiges Teleskop?« Ihre Freude war so

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