Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
nicht viel besser aus. Noah!«, brüllte sie in den Flur hinaus. »Noah!«
»Du hast gerufen?« Noah grinste gequält, auch er wirkte übernächtigt.
»Anna und Peter gehen jetzt mit hinunter und frühstücken erst einmal ordentlich. Du kannst dich in der Zwischenzeit ein wenig nützlich machen und Alexander Gesellschaft leisten.«
Anna öffnete den Mund. »Ähm, Noah hat bestimmt auch nicht viel mehr Schlaf bekommen, und …«
»Papperlapapp«, fuhr ihr Bridget über den Mund. »Mein Sohn ist kräftig und gesund. Das wäre ja noch schöner.«
Noah machte eine beschwichtigende Geste, doch seine Mundwinkel zuckten. »Nimm sie bloß mit, Anna. Eher gibt sie sowieso keine Ruhe.«
Langsam, ganz langsam ebbte das dröhnende Pochen hinter ihrer Stirn ab. Sie war immer noch furchtbar müde, hatte noch lange nicht genug geschlafen, doch sie war überrascht festzustellen, dass ihre Kräfte zurückkehrten. Hatte Noah ihr vor ein paar Stunden noch die Treppe hinunterhelfen müssen, so gelang es nun problemlos ohne Hilfe. Ein wenig Schlaf noch … doch nicht jetzt. Bridget hatte momentan ganz offensichtlich andere Pläne. Bestimmt schob die resolute Frau sie in das riesige Wohnzimmer zu dem lang gezogenen, ovalen Tisch, an dem sie schon so oft gespeist und gelacht hatten. Annas Magen reagierte augenblicklich auf das reichhaltige Angebot, das Bridget dort für sie angerichtet hatte. Kaffeedampf mischte sich mit dem kräftigen Geruch frisch gebackenen Brotes, untermalt vom fruchtigen Aroma kleiner Apfelküchlein. Annas Blick war so auf die köstliche Fülle fixiert, dass sie erschrak, als sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter legte.
»Hat er …« Naomi hielt inne, als wäre sie sich nicht sicher, ob sie die Antwort wirklich wissen wollte. »Hat er es geschafft?«
»Ich denke, Alexander ist über den Berg«, beeilte sich Anna zu antworten und lächelte ihrer Freundin zu. »Er wird noch eine Weile brauchen, um zu Kräften zu kommen, aber ich glaube, das Schlimmste ist überstanden.«
Naomi schlang spontan ihre Arme um Anna und drückte sie herzlich. »Noah hat angenommen, dass du es wissen und nicht warten würdest. Edmund ist auch wieder da«, stellte sie überflüssigerweise fest.
Naomis Augen hatten einen Glanz, der Anna auch schon bei Edmund aufgefallen war, wenn er sich unbeobachtet gefühlt und aus dem Fenster des Sonnenecks in die Ferne gestarrt hatte. Anna schmunzelte. Der kräftige Okeanid trat an Naomis Seite und fuhr ihr zärtlich durch die langen blonden Haare. Schließlich betrachtete er Anna kritisch.
»Hast dich tapfer geschlagen, Anna.« Er schüttelte sich. »So etwas«, er legte eine Pause ein, suchte nach Worten, »so etwas habe ich noch nie gesehen. Gestern Abend, meine ich.«
Anna nickte, er brauchte ihr wirklich nicht zu erklären, wovon er sprach. Edmund warf Peter einen flüchtigen Blick zu. »Ihr solltet etwas essen. Kommt, setzt euch doch.«
Bridgets Finger trommelten bereits auf die Tischkante.
»Sonst füttert sie euch im Stehen«, stellte Naomi nüchtern fest.
Anna war sich nicht sicher, ob sie scherzte oder nicht. »Hunger habe ich schon«, gab sie zu. »Und du sicher auch, Peter?«
Peter rückte Anna formvollendet den Stuhl zurecht. »Ich habe schon reichlich gefrühstückt. Aber eine Kleinigkeit geht sicher noch rein.« Er schielte zwinkernd auf die kleinen Apfelküchlein. »Bridget hat sich damit wirklich selbst übertroffen.«
Die Hausherrin strahlte über das ganze Gesicht und setzte sich an Peters Seite. Auch Edmund und Naomi gesellten sich zu ihnen und so war schnell ein reges Gespräch im Gange. Noah hatte ihr in der vergangenen Nacht das Wesentliche berichtet, doch Anna erkannte schnell, dass er sich tatsächlich auf das Notwendigste beschränkt hatte.
»Alexander war ohne Bewusstsein, als Noah ihn hierher zurückgebracht hat. Wir haben alles versucht, was wir konnten. Mama hat eine Silberblütensalbe zubereitet. Eine Weile sah es so aus, als wäre er über den Berg. Er konnte sogar aufstehen. Aber dann ging es plötzlich nur noch bergab.« Naomi musterte Anna neugierig. »Du wusstest es, nicht wahr?«
Anna nickte zögernd.
»Noah sagte, du würdest es wissen, weil du die Feder empfangen hast.«
Anna räusperte sich. Es gefiel ihr nach wie vor nicht, dass ausgerechnet ihr diese wichtige Aufgabe aufgetragen worden war. Sie hatte sich dieses Privileg nicht ausgesucht. Nicht zum ersten Mal überlegte sie, warum der Phönix ausgerechnet sie auserkoren hatte, seine
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