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Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)

Titel: Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Greco
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habe sie förmlich mit der Nase darauf gestoßen.« Peter schloss die Augen, konzentrierte sich. Nein, noch war Anna nicht in Gefahr. Noch konnte er sie nicht sehen. Noch brauchte sie ihn nicht.
    Ein größerer Plan … Der Phönix hatte sie ausgesucht, weil er ihr Freund war, weil sie ihn kannte. Das war der Grund. Perfekt nicht nur, weil er sie finden konnte, sondern weil Anna außerdem furchtlos und mutig war. Sie folgte ihrem Herzen, half selbstlos denen, die in Not waren. Besser hätte es Silvanubis nicht treffen können. Ein größerer Plan. Peter wurde übel. War sie das Opfer, das gebracht werden musste, um Silvanubis zu retten? Uneigennützig riskierte Anna ihr Leben für etwas, was ihr immer noch fremd und unbekannt war. Weil sie eben Anna war. Ob die anderen das auch begriffen hatten? Alexander riss ihn aus seinen Gedanken. Auch er war leichenblass, sein Zettel glitt ihm aus den Händen, schwebte sanft zu Boden. Peter schielte auf die hingekritzelten Zeilen.
     
    Ich liebe dich. Verzeih mir.
     
    Annas Hand musste gezittert haben, als sie die zwei knappen Sätze schrieb.
    Alexander ballte seine Hände zu Fäusten, Tränen blitzten in seinen Augen. »Verdammt sollst du sein, Anna Peters. Niemals …« Ihm versagte die Stimme.
    Noah war neben ihn getreten und legte ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Alex. Bitte beruhige dich. Anna wollte dich nicht verletzen.«
    »Lass mich in Ruhe, Noah.« Seine Stimme war heiser vor Schmerz. »Wenn sie mich lieben würde, wäre sie jetzt bei mir.« Heftig schlug er Noahs Hand zur Seite, stolperte aus dem Zimmer und warf die Tür hinter sich zu.
    »Und nun?« Richard schüttelte den Kopf und sah Peter fragend an.
    »Nun müssen wir warten, befürchte ich. Lass uns hinuntergehen und nachdenken. Wir brauchen einen guten Plan. Einen Plan, der gewährleistet, dass Anna da einigermaßen heil wieder herauskommt, der Kyra stoppt und Silvanubis rettet.«
    Richard seufzte tief. Nebenan flog die Tür ins Schloss und irgendetwas ging scheppernd zu Bruch. Man hörte Scherben klirren, gefolgt von einem gedämpften Wutschrei. Richard zuckte zusammen und seufzte erneut. »Sie hat ihn verletzt. Noah, sieh zu, ob du ihm helfen kannst. Er braucht jetzt einen Freund.«
    Noah nickte schweigend und verließ leise das Zimmer.
     
    *
     
    Anna konnte es nicht glauben, weder hatte sie jemand entdeckt noch eingeholt. Unverrichteter Dinge waren die Wachen auf ihre Posten zurückgekehrt und Anna hatte sich, in den Schleier gehüllt, langsam und leise davongestohlen. Ein paar Mal noch hatte sie sich umgedreht, um sicherzugehen, dass ihr auch wirklich niemand folgte.
    Der Wald wurde dichter und der Abolesco Schleier erwies sich zunehmend als unbrauchbar. Immer wieder verfing er sich im Unterholz. So zog Anna das Netz schließlich von der Stange, faltete es zusammen, legte es neben einen mächtigen, moosbewachsenen Findling und deckte es sorgfältig mit Laub zu. Diese Stelle würde sie jederzeit wiederfinden, und wenn alles gut ging, könnte sie den Schleier später wieder abholen. Bridget hatte so viel Arbeit in die Herstellung der Netze gesteckt, dass es ihr unrecht schien, dieses einfach zu zerstören.
    Anna sah sich um. So viel war geschehen in den vergangenen Wochen, ihr geordnetes Leben war völlig auf den Kopf gestellt worden, doch der Wald war gleich geblieben. Die Bäume und Sträucher wuchsen ahnungslos weiter, folgten dem unwiderruflichen Rhythmus der Natur.
    Die Abolesco Zelte, die zum Schutz in der Nähe des Hauses aufgestellt worden waren, hatte sie sich nur mit größter Mühe einprägen können, doch diesen Weg sah sie klar und deutlich vor sich. Ab und zu meinte sie, ein leichtes Kribbeln in ihrer rechten Hand zu verspüren. Die Narbe war die einzige sichtbare Verbindung zu dem Phönix, der ihr den Weg zu Nico klar und deutlich vorzeichnete. Ob es lange dauern würde, bis man sie fand? Oder warteten die Zwerge in der Höhle auf sie? Es war still im Wald, die Sonne bahnte sich mühelos den Weg durch den dichten Baldachin und die leuchtend-gleißenden Strahlen bohrten sich wie Schwertspitzen in das ockerbraune Laub des Waldbodens. Ob Peter ihre Nachricht bereits gefunden hatte? Anna war sich sicher, er würde sie verstehen und alles, was in seiner Macht stand, dazu beitragen, dass niemand ihren Plan zerstörte. Ihr Plan …
    Anna seufzte laut. Eigentlich folgte sie lediglich der vorgezeichneten Linie. Doch sie folgte ihr, ohne zu zögern, bewusst und zuversichtlich.

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