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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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Fall vertraut wäre. Dass sie Kontakt zur New England State, zu meinem Anwalt, ja sogar zu Christy aufgenommen hätte (Professor Sanders hatte ihr gesagt, wo ich mich befand).
    »Ich hoffe, Sie begreifen, dass Sie für das, was Ihrer Tochter zugestoßen ist, nicht im Geringsten verantwortlich sind.«
    »Wenn Sie das glauben wollen, bitte sehr«, sagte ich.
    »Es ist die Wahrheit. Ich habe den Polizeibericht angefordert, den Autopsiebericht, die Zeugenaussagen. Nichts, aber auch gar nichts weist daraufhin, dass Sie Schuld daran tragen.«
    »Und nichts, was ich getan habe, hat es verhindert.«
    »Unfälle passieren nun mal, Jane. Die Umstände, die dazu führen, sind völlig unvorhersehbar und unberechenbar. Sosehr wir uns auch anstrengen – wir können ihren Verlauf nicht kontrollieren. Sie passieren einfach … und wir müssen mit den Folgen leben, so schrecklich sie auch sein mögen. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass wir die Schuld für etwas auf uns nehmen sollten, über das wir so wenig Kontrolle haben.«
    »Wenn Sie das glauben wollen …«
    »Das sagen Sie jetzt schon zum zweiten Mal.«
    »Ich wiederhole mich oft.«
    »Auch wenn es Ihnen nicht guttut, an solchen Schuldgefühlen festzuhalten?«
    »Meine Schuldgefühle gehen nur mich etwas an.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Das Problem ist nur, dass sie so gefährlich und lebensbedrohlich wurden, dass Sie keinen anderen Ausweg sahen, als sich umzubringen. Halten Sie das für eine geeignete Methode, um dieser Hölle zu entkommen?«
    »Und ob ich das tue.«
    »Glauben Sie immer noch, dass das die Lösung für Ihren Kummer ist – allem ein Ende zu machen?«
    Vorsicht, Vorsicht!
    »Nein … ich fühle mich schon ein bisschen … besser. Nicht wirklich gut, wegen der vielen Verletzungen, die ich davongetragen habe. Aber besser, weil ich überlebt habe.«
    »Sie wollen also leben.«
    »Ja, ich möchte leben.«
    »Sie sind eine miserable Lügnerin.«
    »Wenn Sie das glauben wollen …«
    »Das ist das dritte Mal, dass Sie diesen Satz verwenden.«
    »Dann wiederhole ich mich noch öfter als gedacht.«
    »Sie haben in Ihrem Leben noch nicht viele glückliche Momente erlebt, stimmt’s?«
    Ich stutzte.
    »Es gab Momente …«, sagte ich schließlich.
    »Mit Emily. So hieß sie, nicht wahr? Emily?«
    »Ich möchte nicht …«
    »Das kann ich mir vorstellen. Aber genau darüber müssen wir reden. Über Emily. Über den einzigen Menschen in Ihrem Leben, der …«
    »Sie wissen überhaupt nichts.«
    »Ach ja? Na gut. Erzählen Sie mir, wer Ihnen glückliche Momente im Leben beschert hat. Der Vater, der nie da war und Sie verlassen hat, um dann Ihre Karriere in der Finanzbranche zu ruinieren? Oder die superkritische Mutter, die Sie ständig sabotieren musste? Oder aber war es die erste große Liebe Ihres Lebens, ein verheirateter Mann, der zufällig Ihr Doktorvater war und …«
    »Wer hat Ihnen das alles erzählt?«, schrie ich.
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich werde nicht gern hintergangen.«
    »Verstehe. Nach allem, was ich über Sie weiß, kann ich Ihnen das nicht verübeln. Sie wurden in Ihrem Leben ständig hintergangen, was darin gipfelte, dass Ihr Lebensgefährte Theo mit …«
    »Das reicht«, sagte ich, packte die Speichen meines Rollstuhls und drehte mich um 180 Grad zur Tür. »Für mich ist diese Unterhaltung beendet.«
    »Nicht, bis Sie mir von Ihrer Fahrt hierher erzählt haben.«
    »Sie versuchen wohl, das Thema zu wechseln, was?«
    »Man hat Sie vor gerade mal fünf Tagen in einer Schneewehe an der Route 202 gefunden. Und davor … was ist davor passiert?«
    »Ich muss Ihnen gar nichts sagen.«
    »O doch.«
    »Warum?«
    »Weil ich Sie leicht einweisen lassen kann, mit der Begründung, dass Sie gemeingefährlich sind.«
    »Ich habe niemanden verletzt.«
    »Diesmal nicht. Aber angenommen, wir entlassen Sie, und Sie wollen sich plötzlich wieder umbringen. Nur, dass Sie diesmal beschließen, durch die Autobahnleitplanke in eine vierköpfige Familie hineinzurasen …«
    »So etwas würde ich nie tun.«
    »Das sagen Sie jetzt. Aber welche Beweise habe ich dafür? Keine. Insofern darf ich Sie wegsperren, außer, Sie sind bereit …«
    »Ich bin in Montana gelandet, weil ich in Montana gelandet bin.«
    »Das reicht mir nicht.«
    »Ich habe mich von meinem Job, meiner Wohnung und von meinem alten Leben verabschiedet. Dann habe ich mich ins Auto gesetzt.«
    »Das war wie lange nach dem … Unfall?«
    »Drei, vier Wochen.«
    »Und damals hatten Sie

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