Aus der Welt
dafür?«
»›Hass‹ ist ein furchtbares Wort.«
»Sie haben etwas Furchtbares durchgemacht – und seine Verantwortungslosigkeit, seine völlige Missachtung Ihrer Gefühle, die Gefährdung Ihrer finanziellen Sicherheit …«
»Hören Sie auf, mich zu entschuldigen. Ich weiß, was Sie vorhaben: Wenn guten Leuten etwas Böses zustößt und dieser ganze Selbstbetrug. Das kaufe ich Ihnen nicht ab.«
»Oder aber Sie akzeptieren einfach, dass der Unfall genau das war – nämlich ein Unfall. Und dass Sie damals furchtbar unter Druck standen, furchtbar …«
»Ich verachte Theo Morgan, zufrieden?«
»Und ich bin hier, um Ihnen zu sagen, dass alles, was Sie fühlen, seine Berechtigung hat, und …«
»Ich bitte Sie! Alles, was ich fühle, ist furchtbar. Nur wenn ich die Abendnachrichten sehe, denn darauf besteht Schwester Rainier, bin ich vielleicht etwas abgelenkt. Und dank Ihrer starken Medikamente gelingt es mir, zu schlafen. Aber mehr auch nicht. Ansonsten ist ›es‹ da, tagein, tagaus. Es ist allgegenwärtig, beeinträchtigt alles, was ich denke und tue.«
»Ihr Anwalt hat gestern angerufen«, wechselte sie das Thema. »Die Krankenhausrezeption hat den Anruf, wie von Ihnen gewünscht, nicht durchgestellt. Aber er hat mit mir gesprochen.«
»Sie meinen, Sie haben verlangt, ihn zu sprechen.«
»Nein, er hat mich in meiner Privatpraxis in Mountain Falls angerufen. Wir haben bereits zweimal telefoniert. So schlimm ist das schließlich auch wieder nicht. Aber er muss ein paar Dinge mit Ihnen besprechen.«
»Und Sie meinen, dass das klinisch gesehen gut für mich ist«, sagte ich.
»Ich meine, dass er Ihr Anwalt ist und Sie schlichtweg mit ihm reden sollten.«
Also nahm ich am nächsten Tag Alkans Anruf entgegen.
»Es freut mich zu hören, dass Sie Ihren Unfall überlebt haben. Nach allem, was Sie durchgemacht haben …«
»Es war kein Unfall, Mr Alkan. Es war ein Selbstmordversuch. Und auch der ist misslungen, wie alles, was ich tue.«
»Ich bin mir sicher, das ist übertrieben.«
»Weshalb rufen Sie an, Mr Alkan?«
»Dr. Ireland hat Ihnen vielleicht erzählt, dass Adrienne Clegg beschlossen hat, sämtliche Anklagepunkte gegen Sie fallen zu lassen …«
»Ja, und was hat diese Verwandlung vom Saulus zum Paulus bewirkt?«
»Ich habe mit ihrem Anwalt gesprochen – und keinen Zweifel daran gelassen, dass ich sie fertigmache, wenn sie es wagt, gerichtliche Schritte gegen Sie zu unternehmen.«
»Also hat sie klein beigegeben?«
»Nicht nur das: Sie hat ein von mir aufgesetztes Dokument unterschrieben, in dem sie versichert, niemals rechtliche Schritte gegen Sie einzuleiten, und auch, dass Sie keine Verantwortung tragen für sämtliche von Fantastic Filmworks angehäufte Schulden.«
»O … danke.«
»Gern geschehen. Aber es gibt noch andere Dinge, über die wir uns unterhalten müssen. Die Taxifirma … beziehungsweise deren Versicherung hat mir ein Angebot gemacht.«
»Ein Angebot?«
»Für eine Entschädigung.«
»Ich will das Geld nicht.«
»Das kann schon sein, trotzdem haben sie …«
»Es ist mir egal, was sie mir angeboten haben.«
»In Ihrer Situation – und angesichts des Alters Ihrer Tochter – sollte man den Betrag …«
»Haben Sie verstanden, was ich soeben gesagt habe, Mr Alkan? Ich will das Geld nicht.«
»Es sind 150 000 Dollar.«
»Geben Sie sie zurück.«
»Sie urteilen bestimmt vorschnell …«
»Sagen Sie mir nicht, was ich tun oder lassen soll. Ich will das verdammte Geld nicht, und damit basta.«
»Ich gebe Ihnen einige Tage Bedenkzeit.«
»Wissen Sie was – ich nehme das Angebot an, spende aber das Geld.«
»Miss Howard …«
»Sie haben mich richtig verstanden: Spenden Sie den gesamten Betrag.«
»An wen?«
»Gibt es eine gemeinnützige Organisation, die sich um Eltern kümmert, die ein Kind verloren haben?«
»Die gibt es bestimmt. Ich muss mich erkundigen …«
»Gut, dahin soll das Geld gehen.«
»Ich wünschte, Sie würden es sich noch ein paar Tage überlegen.«
»Warum? Dann ändere ich meine Meinung hinterher noch.«
»Na gut.«
»Außerdem – was schulde ich Ihnen für Ihre Bemühungen?«
»Nichts. Da Sie an eine gemeinnützige Organisation spenden, verzichte ich auf mein Honorar.«
»Das tun Sie nur, weil Sie Mitleid mit mir haben.«
»Das stimmt – ich habe Mitleid mit Ihnen. Das hätte jeder.«
»Sonst noch was, über das wir reden müssten?«
»Ihr Leben in Boston. Wann wollen Sie zurückkommen?«
»Ich werde nicht
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