Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
Vom Netzwerk:
schloss hinter sich ab und rief die Polizei. Daraufhin wurde ihr Dad festgenommen.«
    »Aber hat er der Polizei nicht erzählt, was wirklich passiert war?«
    »Brenda gab ihre Version zum Besten – nämlich dass er sich über ihre Haushaltsführung aufgeregt und sie verprügelt hätte.«
    »Bestimmt haben die Polizisten Ivy befragt. Und die konnte doch bestätigen, dass ihre Mutter schon öfter auf George losgegangen ist«, sagte ich.
    »Ivy stand völlig unter der Fuchtel ihrer Mutter. Die drohte ihr ständig mit den furchtbarsten Dingen – zum Beispiel in ein Heim für Geisteskranke gesteckt zu werden. Außerdem galt sie ohnehin als schwierig, und dann hätte ihr Wort gegen das ihrer Mutter gestanden. Da man George aufgrund seiner Krankenhausaussagen sowieso nicht geglaubt hätte …«
    Er verstummte und starrte in seinen Kaffee.
    »Angeblich soll er den Mord an Ivy immer noch nicht gestanden haben«, sagte er. »Er soll bei seiner Version geblieben sein.«
    »Glauben Sie ihm?«
    »Einerseits schon – weil er sie so geliebt hat. Aber bei denen gab es wirklich furchtbare Szenen. Ich habe immer zu ihm gehalten, aber wenn er getrunken hat, war er ein völlig anderer Mensch. Ich hatte so gehofft, wir könnten Geschäftspartner werden. Wir hatten drei große Aufträge in Aussicht – aber entweder kam er so verkatert zur Arbeit, dass er nichts hinbekam, oder er tauchte gar nicht erst auf. Glauben Sie mir, ich habe George mehrmals gedrängt, seine Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Ich habe ihm sogar geraten, sich zwei Monate freizunehmen und eine Entziehungskur zu machen. Aber George wollte nichts davon wissen. Irgendwann kam er hier eines Morgens dermaßen besoffen und außer sich an, dass er doch tatsächlich nach einem Kantholz griff und drohte, mich umzubringen.«
    »Und dann?«
    »Meine Frau kam zufällig herein und musste notgedrungen die Polizei rufen. Ich schaffte es, aus der Werkstatt zu fliehen. Er begann, ein paar Schränke zu zertrümmern, an denen wir gerade arbeiteten. Aber interessanterweise nur diejenigen, die er selbst gebaut hatte. Dann brach er zusammen und begann zu weinen. Er weinte wie der traurigste, einsamste Mensch auf Erden … was er in diesem Moment vielleicht sogar war. Die Polizei kam. Ich sagte, ich wolle keine Anzeige erstatten, aber sie haben ihn trotzdem zu einer ›psychologischen Untersuchung‹ mitgenommen, und damit wurde er erneut auffällig.
    Zwei Tage später ließ man ihn frei. Er schrieb mir einen langen, traurigen Brief, von wegen er wolle jetzt endgültig sauber werden und hasse sich dafür, die Hand gegen mich erhoben zu haben. Ich schrieb zurück, dass ich seine Entschuldigung selbstverständlich annehmen würde und ihn auch für einen sehr talentierten Schreiner hielte. Trotzdem könnte ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Das kam einfach nicht infrage. Danach habe ich nie mehr etwas von ihm gehört. Und jetzt wird Ivy vermisst …«
    »Und was war mit dem Sohn, Michael?«
    »Diesen eingebildeten Burschen konnte ich noch nie leiden. Und wie viele eingebildete Menschen ist auch er nicht besonders helle. Ich weiß, dass er oft mit George aneinandergeriet, und dass George ihn nach einer Provokation einmal niederschlug. Wieder so ein schwarzer Fleck auf Georges Weste – dabei hat er Michael bestimmt erst verprügelt, nachdem er ihn beim Dealen mit Crystal erwischt hat. Wie Sie sehen, ist die Familie nicht sehr glücklich.«
    »Jetzt haben Sie mir immer noch nicht verraten, ob Sie glauben, dass es George war.«
    Wieder starrte er lange in seinen Kaffee.
    »Kommt das in die Zeitung?«
    »Nicht, wenn Sie nicht möchten.«
    »Dann bitte nicht. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er Ivy niemals etwas angetan hätte. Aber ich weiß noch, wie er auf mich losgegangen ist. Und auch, wie er ausflippen konnte, wenn er neun Bier intus hatte. Dann ist da noch die Sache mit ihrer Unterwäsche in seiner Werkstatt. So gesehen ist alles möglich, wirklich alles . Aber mehr kann ich dazu auch nicht sagen.«
    Ich fragte, ob ihm noch jemand einfalle, mit dem ich sonst noch sprechen könne.
    »Mit Larry Coursen vermutlich – aber ich mag diesen Schleimbolzen von Pfaffen nicht.«
    »Hübsch formuliert. Vielleicht werde ich es in meinem Artikel verwenden.«
    »Solange Sie nicht sagen, dass ich das gesagt habe …«
    »Fällt Ihnen sonst noch jemand ein?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie im Ort herumfragen, wird Ihnen jeder sagen, dass George der Mörder ist … zumal

Weitere Kostenlose Bücher