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Aus der Welt

Aus der Welt

Titel: Aus der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Kennedy
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bevor sie verschwand, warum ist sie dann auf der Straße gelandet?«
    »Wenn sie überhaupt auf der Straße gelandet ist. Menschen erleiden Rückfälle, Nancy. Sie folgen ihren niedersten Trieben und machen Fehler.«
    »Glauben Sie, George MacIntyre hat seiner Tochter tatsächlich etwas angetan?«
    »Die Beweise sprechen dafür. Zumal er innerhalb der Familie schon mehrfach gewalttätig wurde.«
    »Nur George MacIntyre war gewalttätig?«
    »Soweit ich weiß, ja.«
    »Aber nie Brenda MacIntyre?«
    »Sie scheinen Brenda zu verdächtigen, nicht die Wahrheit gesagt zu haben.«
    »Ja, ich habe da so einen Verdacht.«
    »Und warum?«
    »Wegen dem, was mir die Leute erzählt haben.«
    »Zum Beispiel …?«
    »Zum Beispiel, dass sie George mehrfach angegriffen hat, dass sie Ivy gegenüber gewalttätig wurde, dass …«
    »Lauter Lügen«, sagte er leise, aber entschieden.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich riechen kann, wenn jemand lügt.«
    »Und Ihre Nase irrt sich nie?«
    »Ich bin nicht der Papst«, sagte er. »Aber ich kenne die komplexe Natur des Menschen. Und ich weiß einfach, wenn jemand nicht die Wahrheit sagt … oder sich als jemand anders ausgibt.«
    Bei diesen Worten sah er mir direkt in die Augen – und mir wurde klar, dass ich aufgeflogen war.
    »Aber um auf George MacIntyre zurückzukommen …«, sagte ich.
    »Nein, lassen Sie uns lieber auf die King, Ecke Sydenham Street in Dundas zurückkommen«, sagte er. »Ich habe erzählt, dass dort die Pfingstgemeinde wäre. Und Sie behaupteten, sie zu kennen, sie seien oft daran vorbeigefahren. Aber die Pfingstgemeinde liegt nicht an der Ecke King, Sydenham Street. Genauso wenig gibt es dort eine Bay-Niederlassung.«
    »Ich wollte Ihnen nur nicht widersprechen«, sagte ich, alles andere als überzeugend.
    »Und das auch in Bezug auf Ihre Reportertätigkeit bei der Vancouver Sun ?«
    Er schenkte mir ein breites Lächeln und fuhr dann fort:
    »Es gibt keine Nancy Lloyd bei der Vancouver Sun , ich habe dort nachgefragt. Angesichts des großen Medieninteresses an diesem Fall empfiehlt es sich, solche Angaben zu überprüfen. Ihre haben sich als falsch herausgestellt. Und daraufhin habe ich mich gefragt: Wer sind Sie, und warum interessieren Sie sich so für den Fall?«
    Ich stand auf.
    »Es tut mir leid, dass ich Sie belogen habe.«
    »Sie haben mir meine Fragen noch nicht beantwortet.«
    »Wer ich bin, spielt keinerlei Rolle.«
    »Oh, und ob das eine Rolle spielt! Sie sind zwar nicht geisteskrank, scheinen aber gerade einiges durchzumachen. So viel, dass ich Sie gut und gerne als beschädigt bezeichnen würde. Deshalb habe ich mich auf dieses Treffen eingelassen, obwohl ich wusste, dass Sie mich anlügen. Weil ich wissen wollte, wer genau diese beschädigte Person ist und warum sie sich so für Ivy MacIntyres Verschwinden interessiert.«
    »Ich habe meine Gründe«, sagte ich und schaute suchend zum nächsten Ausgang.
    »Das glaube ich Ihnen gern«, sagte er. »Keine Angst, ich werde Sie nicht daran hindern, zu gehen. Ich bin Ihnen nicht böse. Im Gegenteil. Sie tun mir unendlich leid, weil Sie eine Wut und eine Trauer mit sich herumtragen, die sich gegen Sie selbst und Ihre gesamte Umwelt richtet. Und auch, weil Sie mit Sicherheit einsam und ohne Liebe sind. Trotzdem erteilen Sie Ihm, der Sie mehr liebt als jeder andere, eine Absage: Gott. Aber für Sie gibt es keinen Gott. Für Sie ist Gott ein Betrüger. Dabei sind Sie die Betrügerin.«
    »Noch einmal, es tut mir leid. Ich würde jetzt gerne gehen. Ich werde Sie nie mehr belästigen.«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden mich belästigen, Ihr Herz für Gottes Liebe öffnen und zulassen, dass Er Ihre Trauer heilt.«
    »Das wird er aber nicht«, sagte ich.
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich habe meine Gründe.«
    »Sie klingen so endgültig.«
    »Das ist auch so.«
    »Nun, ich bin zwar kein Katholik – habe aber während des Theologiestudiums von der ›Pascal’schen Wette‹ gehört. Kennen Sie sie?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Laut dem französischen Theologen Pascal können wir die Existenz Gottes zwar nicht beweisen, sind aber in jedem Fall besser dran, wenn wir an Ihn glauben. Denn wenn Sie, Nancy, oder wie Sie auch heißen mögen, jetzt neben mir auf die Knie fielen und sich von mir zu Jesus führen ließen, würde Ihnen das ewige Leben geschenkt. Überlegen Sie doch nur – ein Leben nach dem Tod. Der Sieg über den Tod. Und damit nicht genug, Sie würden auch noch von allen Sünden

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