Aus heiterem Himmel: Ein Südstaaten-Krimi von TrueBlood-Autorin Charlaine Harris (Aurora Teagarden) (German Edition)
„Klar schafft sie das!“, verkündete ich munter. „Ach ja, ich habe heute einen von diesen beiden Agenten, Dryden und O’Riley, getroffen. Ich weiß immer noch nicht, für wen die arbeiten, sie sagen es einem ja nicht. Jedenfalls kommt er heute Nachmittag hier vorbei, weil er mit mir reden will.“
Fast wäre mir rausgerutscht, dass ich Dryden bei Dr. Zelman getroffen hatte, als ich mit Angel dort war. Aber dann hätte Martin bestimmt nach den Ergebnissen des Arztbesuchs gefragt, und ich wollte ihn diesbezüglich nicht anlügen. Gott sei Dank hatte ich noch rechtzeitig die Kurve gekriegt und den Ort meines Zusammentreffens mit Dryden gar nicht erwähnt.
„Warum will er denn mit dir reden?“, fragte Martin.
„Wenn ich ehrlich sein soll, ist mir das nicht ganz klar.“
„Roe, Angel sollte im Haus sein, wenn Dryden kommt.“
„Martin, es geht ihr nicht gut.“
„Versprich es mir.“
Mist. Diese Nummer zog Martin eigentlich nie ab. Versprechen waren uns beiden heilig.
„Okay, ich sorge dafür, dass sie hier ist. Das heißt, wenn sie sich nicht gerade übergibt.“
„Schön. Jetzt verrate mir doch noch schnell, was ich dir aus Chicago mitbringen kann.“
Sofort dachte ich an die vielen großen Geschäfte in so einer Stadt, die unendlichen Möglichkeiten, die sich einem dort boten. Ich persönlich mochte es eigentlich gar nicht, zu viele Möglichkeiten geboten zu bekommen.
„Überrasch mich!“, sagte ich mit einem Lächeln, das Martin in meiner Stimme hören konnte.
Wir verabschiedeten uns voneinander, und er kehrte wieder in seine Arbeitswelt zurück, von der ich kaum einen richtigen Begriff hatte.
Ich wuselte ein bisschen im Haus herum, putzte das untere Badezimmer und fegte die vordere Veranda, die Terrasse und die Stufen, die unter dem überdachten Durchgang zwischen Haus und Garage zum seitlichen Kücheneingang hochführten. Schließlich rief ich Angel an.
Meine Leibwächterin versicherte mir pflichtschuldig, sie werde natürlich um vier Uhr zu mir kommen, woraufhin ich mich bei ihr dafür entschuldigte, sie an einem solchen Tag zu belästigen. „Ich musste es Martin versprechen“, erklärte ich. „Es ist mein Job“, beruhigte mich Angel. „Ich komme auch gern, ist auf jeden Fall besser, als hier tatenlos rumzusitzen und auf Shelby zu warten.“
Es klingelte an der Tür.
„In der Auffahrt steht der Lieferwagen eines Floristen“, meldete Angel, die wohl mit ihrem schnurlosen Telefon ans vordere Fenster der Garagenwohnung gegangen war. „Ich komme runter.“
Ohne weitere Abschiedsworte legte sie auf, und ich ging zur Haustür, um die Alarmanlage auszuschalten. Ich hörte Angel gerade die seitliche Küchentür öffnen, als es zum zweiten Mal an der Haustür schellte. Ich hatte den Riegel gerade erst halb zurückgeschoben, da stand meine Leibwächterin auch schon neben mir.
„Ich habe eine Lieferung für diese Adresse“, sagte der junge Schwarze in blauer Latzhose. ‚DeLane‘ lautete die Stickerei auf seiner linken Brusttasche. Er hielt mit beiden Händen einen riesigen Strauß Frühlingsblumen in einer großen, durchsichtigen Glasvase fest. Der Strauß war wirklich umwerfend, eine Zusammenstellung von Osterglocken, Schleierkraut, Iris und Rosen.
„Für wen sind die Blumen denn?“, wollte ich wissen.
„Ein Name steht hier nicht.“ DeLane wirkte leicht betreten. „Hier steht nur: ‚Für die Allerschönste. ‘ “ Er sah auf. „Das werden die Damen wohl unter sich ausmachen müssen!“, fügte er schon etwas vergnügter hinzu. Inzwischen hatte er einen Blick auf Angel werfen können. Für ihn war wohl klar, wem die Blumen zustanden.
„Wer hat den Auftrag erteilt?“, fragte Angel scharf.
„Das lief über den Call-a-Posy Service, der Anruf kam aus Atlanta.“ DeLane zuckte die Achseln. „Uns kam das auch etwas schleierhaft vor, aber der Laden in Atlanta meinte, der Strauß sei bezahlt. Wahrscheinlich ruft bald jemand hier an und beichtet, dass er ihn geschickt hat.“
„Danke.“ Wie immer verschwendete Angel keine Worte, als sie dem Mann die Vase aus der Hand nahm.
Ich verabschiedete mich höflich und schloss die Tür.
Angel beäugte die Blumen misstrauisch und ausführlich. Erst betrachtete sie den Strauß von oben, dann, nachdem sie die Vase auf dem niedrigen Couchtisch abgestellt hatte, durch das klare Glas hindurch sogar die Stängel. Zum Schluss schob sie die Blumen vorsichtig mit ihren langen Fingern auseinander.
„Ich hasse anonyme Lieferungen an
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