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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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Hoffnungslosigkeit den Kopf. “Mein Gott, wie kann man nur so naiv sein.” Sie lachte sarkastisch auf. “Nick hat’s gestern Abend rausgekriegt, aber so ein netter Kerl wie er weigert sich zu glauben, dass ich so tief sinken konnte.”
    Kate verstand noch immer kein Wort. “Wie bitte?”
    “Denk nach, Herrgott noch mal!”
    “Ich bin doch zu naiv, hast du gesagt!”
    “Ich habe Stephen … benutzt. Kapiert?”
    “Was hast du?”
    “Du hast richtig gehört.”
    Fassungslos starrte Kate ihre Freundin an. “Du hast mit dem Jungen eine sexuelle Beziehung angefangen?”
    “Mein Gott, was bin ich nur für eine dreckige Hure!” Amber fuhr sich verzweifelt mit beiden Händen durchs Haar. “Deke hatte recht. Abschaum bin ich! Ein Stück Dreck!”
    “Nein!”, begehrte Victoria auf, und mit bebenden Lippen fügte sie leise hinzu: “Nein, Amber. Das darfst du nicht sagen. Du warst das Opfer eines Monstrums, und du hast dich gewehrt, wenn auch nicht mit den angemessenen Mitteln. So etwas kann vorkommen.”
    “Wie?”, fragte Kate. “Wie konnte es dazu kommen?” Das Grauen in ihr verstärkte sich mit dem allmählichen Bewusstsein, dass es hier nicht um eine absurde, abstruse Hypothese ging, sondern um die nackte Wahrheit, um ein Drama unvorstellbaren Ausmaßes. Amber sah, was in Kate vorging, erkannte, dass Victorias eher beschwichtigende, verständnisvolle Sichtweise von der Freundin auch nicht ansatzweise geteilt wurde, und ihr Kinn hob sich in einer kaum merklichen Geste des Trotzes. “Ich wollte es nicht, aber ich hatte Dekes ständige Tyrannei so satt, seine Brutalität, seine Überheblichkeit, seine Hasstiraden. Was immer ich auch unternahm – es wurde kritisiert, lächerlich gemacht, als Unsinn abqualifiziert, und wenn er bei verbalen Auseinandersetzungen zu unterliegen drohte, blieben ihm noch die bloßen Fäuste, um mir Manieren beizubringen.” Ihre Stimme wurde schneidend. “Er hätte mich nicht schlagen dürfen. Das hat niemand gewagt, selbst Daddy nicht. Nie! Stimmt’s, Victoria?”
    “Ja”, flüsterte Victoria.
    Amber wischte eine Träne fort. “Mein Vater erhebt nicht ein einziges Mal die Hand gegen mich, aber ich werde von meinem eigenen Mann, der bei der Trauung gelobt hat, mich zu lieben und zu ehren, verprügelt, kaum dass die Flitterwochen vorüber sind! Er widert mich an! Ich hasse ihn! Ich verabscheue ihn! Ich bin heilfroh, dass er weg ist! Wenn er zur Tür hereinkäme, ich würde ihn mit Freuden ein zweites Mal umbringen, und zwar mit bloßen Händen!”
    “
Ein zweites Mal umbringen!”
Kate hielt entsetzt die Hände vor den Mund und schüttelte fassungslos den Kopf angesichts des unglaublichen Sündenregisters, das Amber gerade eingestanden hatte.
    “Nick verabscheut mich jetzt”, fuhr Amber fort, und ihr Mund begann zu zittern. “Gestern Abend muss er zwei und zwei zusammengezählt haben, denn heute tauchte er in aller Frühe bei mir auf, zerrte mich zum Auto, raste mit mir wie ein Wahnsinniger zum See und konfrontierte mich mit dem, was Stephen Cody erzählt hatte.” Sie sah Kate und Victoria an, ein feuchter Glanz trat in ihre Augen, und sie lachte rau auf. “Der Junge hat sich eingebildet, dass ich ihn heirate, jetzt, wo Deke aus dem Weg ist. Ja, gibt’s denn so etwas? Ein Witz! Jesus, Nick war außer sich vor Zorn und Abscheu, tobte wie ein Irrer und stieß wüste Drohungen aus. Er hat mich angesehen, als wäre ich … als wäre ich der letzte Dreck!” Sie wandte sich Hilfe suchend an Victoria, Bestürzung und Verständnislosigkeit wechselten auf ihrem Gesicht. “Ich hab’s getan, um Deke damit zu treffen! Du verstehst mich doch, nicht wahr, Victoria? Er sollte am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man so behandelt wird. Aber ich wollte doch Stephen nicht schaden!” Sie sank auf die Knie und begrub ihr Gesicht in Victorias Händen. “Mein Gott, mein Gott, ich wollte, ich wäre tot!”
    Kate fühlte sich merkwürdig leer, obwohl ihr klar war, dass sie eigentlich Mitleid mit ihrer Freundin empfinden sollte. Stattdessen versuchte sie krampfhaft, Ambers schockierende Enthüllungen mit dem Mord an Deke in Verbindung zu bringen. Wie sollte das alles in das ohnehin schon komplizierte Puzzle passen? Sie sah ihre Mutter, aufrecht, das Gesicht kalkweiß, die Lippen ein dünner Strich, ohne jede Gefühlsregung, wie immer undurchschaubar, und ließ ihren Blick wieder zurück zu Amber wandern. “Und Deke? Merkte er denn nicht, was im Busch war?”
    Amber nickte und

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