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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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einer Zusammenarbeit wie ihr. Aber genauso sicher war, dass keinem eine Wahl blieb. Ihre eigenen Motive kannte sie; bei Sam lagen die Dinge möglicherweise anders. Warum hatte er plötzlich die Überholspur auf der Schnellstraße zu medizinischem Ruhm verlassen und sich in der Provinz niedergelassen? Meistens machten sich Patienten mit komplizierten medizinischen Problemen auf zu den Fachärzten in der Großstadt, mit Praxen, wie sie Sam gerade verlassen hatte.
    Sie schloss den Wagen ab. Es behagte ihr nicht, dass Sam ihr mit solcher Hartnäckigkeit die Arbeit in Leos Praxis verwehren wollte. Wo hätte sie sonst arbeiten sollen, ohne dass Untersuchungen und Nachforschungen bezüglich ihrer persönlichen und dienstlichen Vergangenheit angestellt würden? Vorausgesetzt, sie vermasselte nicht wieder alles! Nein, diese Chance musste sie nutzen; in der Gemeinschaftspraxis würden kritische Fälle sicher seltener auflaufen, und sie konnte in Ruhe diese rätselhafte Phase ihres Lebens überwinden. Die Tasche über die Schulter geschlungen, stieg sie die Treppe zur Haustür empor. Sams abweisende Haltung war zwar unangenehm, aber halb so schlimm im Vergleich zu ihren eigenen Befürchtungen und Versagensängsten.
    Die Haustür ging auf, und heraus trat Amber. “Hallo, Kate. Ich muss wohl nicht fragen, wo du warst.” Sie zog die Nase kraus beim Anblick von Kates durchgeschwitztem T-Shirt und ihrer schweißnassen Haut. “Ich kapiere euch Sportlertypen nicht mit eurer Quälerei und Schinderei. Wir haben doch bestimmt dreißig Grad!”
    “Hallo, Amber. Ich dachte, du wärest bereits wieder in New Orleans!”
    “Bin schon zurück. Aber nur mit Stephen. Ich wollte schnell nach dir schauen, doch Victoria sagte, du seist beim Laufen.” Sie wies auf ein paar Korbsessel auf der Veranda vor dem Haus. “Komm, wir setzen uns dort hin. Du kannst dich unter dem Ventilator abkühlen.” Sie ging vor, setzte sich und fragte mit gedämpfter Stimme: “Was für einen Eindruck hat deine Mama auf dich gemacht?”
    Kate ließ ihren Sportbeutel auf den Fußboden fallen. “Ich war geschockt, wie du dir vorstellen kannst. Und ich habe mich aufgeregt. Warum hast du mir nicht früher etwas gesagt? Oder mich angerufen?”
    Amber seufzte. “Ich wusste, dass du sauer sein würdest. Aber das lag an ihr! Sie hat keinem gestattet, es dir zu sagen, wegen deiner Scheidung! Sie meinte, du machst eine schlimme Zeit durch, und wollte dir keinen zusätzlichen Stress verursachen. Sie hatte vor, es dir erst nach der Chemo mitzuteilen, denn sie wusste, sonst würdest du sofort kommen.”
    “Und wenn ihr Herz nicht mehr mitgemacht hätte? Wenn die Therapie extreme Nebenwirkungen hervorgerufen hätte?” Kate sprang nervös auf. “So eine absurde Bitte hättest du nicht beachten dürfen, Amber! Du hättest mich benachrichtigen müssen.”
    “Nun, ich hab’s nicht gemacht, weil sie mich drum gebeten hat. Und dabei solltest du es belassen. Man muss jemandes Privatsphäre respektieren, selbst wenn’s die eigene Mutter ist! Spar dir also eine Gardinenpredigt und schlaf erst mal drüber!”
    Kate erschienen die Zurechtweisungen und Vorschläge ihrer Freundin überflüssig. Seit ihrer Ankunft war ihr Victoria nicht aus dem Kopf gegangen. Dabei hatte sie sich ihre Heimkehr weiß Gott anders vorgestellt: Zuflucht und Ruhe. Jetzt schien alles falsch zu laufen. Sie stand am Rand der Veranda und drehte sich seufzend um. “Bleibst du länger? Etwas war doch mit dem Fais-Do-Do-Fest, aber das ist erst in ein paar Wochen, oder?”
    “Ich war nicht sicher, dass du kommst, aber jetzt möchte ich so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen. Die paar Verpflichtungen können meine Mitarbeiter im Sender mit einigen aufgezeichneten Spots erledigen.” Sie grinste vergnügt und zuckte achtlos mit den Schultern. “Also, bis zum Fais-Do-Do können wir uns nach Herzenslust austoben.”
    “Und was sagt dein Deke dazu? War’s nicht früher so, dass er dich kaum aus den Augen ließ? Hat er sich geändert?”
    “Der ändert sich nie! Er wird mal reinschauen, aber uns nicht permanent auf den Füßen stehen. Gott sei Dank! Und seine Talkshow kann er hier vom Lokalsender aus machen.”
    “Na, mit dem Nachtleben von New Orleans kann Bayou Blanc aber nicht konkurrieren.”
    “Stimmt. Ich schätze, er hält’s ein paar Tage aus, dann treibt ihn die Langeweile wieder in die Stadt. Er denkt, dass Stephen auf mich aufpassen wird.” Ihre Stimme bekam einen seltsamen Klang.
    Der

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