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Aus reiner Notwehr

Aus reiner Notwehr

Titel: Aus reiner Notwehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Young
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nach dem Stirnband auf der Bank.
    “Glaubst du etwa, ich hatte nichts anderes im Sinn, als dich herumzukriegen? Dass ich auf eine Affäre aus war damals auf der Konferenz?”
    “Möglicherweise nicht unbedingt mit mir. Aber hinter einem weiblichen Wesen warst du schon her, jawohl! Und fast jede wäre dir recht gewesen. Deine Frau war krank, du warst frustriert und genervt und scharf wie der Teufel. Wir sind uns begegnet, es hat gefunkt, zack! Nur hast du bequemerweise nicht erwähnt, dass du Weib und Kind hattest.”
    “Ich hatte das nicht vergessen, keine Minute!” Er legte den Kopf in den Nacken und massierte sich den Hals. “Meine Tochter Mallory ist total von der Rolle; sie kommt nicht mit dem Tod ihrer Mutter klar.”
    Kate wandte sich ab. Etwas in ihr drängte sie, sich schnellstmöglich aus dem Staub zu machen, bevor er Erinnerungen in ihr wachrief. Ein zweites Ich aber wollte mehr von ihm wissen, von seinem Leben, seiner Tochter. Dieser Teil von ihr, der sich einmal vorgestellt hatte, ein Kind mit ihm zu haben. Unglaublich.
    “Ich hab’s erst heute von Leo erfahren, dass sie tot ist”, sagte sie. “Es muss ein schwerer Schlag gewesen sein.”
    “Es hat sich schrecklich lange hingezogen, immer schubweise; für das Kind war es furchtbar, das mitzuerleben.”
    “Sie macht jetzt wahrscheinlich das durch, was jedes andere Mädchen in ihrem Alter in der gleichen Situation erleiden muss.”
    “Aber der Selbstmordversuch von Elaine hat sie verstört und verwirrt.”
    “Das mit dem Suizid weiß ich auch erst seit heute.”
    “Wirklich?”
    “Ja, wirklich”, sagte sie erstaunt. “Wieso?”
    Er sah sie lange an. “Du hast recht. Vielleicht ist es am besten, wenn wir so tun, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen.”
    “Von mir aus! Aber ich habe so ein Gefühl, als wüsste ich noch nicht alles. Wenn dem so ist, sag’s mir ruhig!”
    “Warum sagst du’s mir nicht?”
    Sie starrte ihn gereizt an. “Auf was willst du hinaus, Sam? Was sollen diese mysteriösen Anspielungen und merkwürdigen Blicke? Wenn du mir etwas unterstellen willst, dann heraus damit, ich habe keinen Schimmer, was du meinst!”
    Offensichtlich fasste er sich ein Herz. “Ich habe zugegeben, dass es falsch war, als verheirateter Mann mit dir etwas anzufangen. Ich habe auch nie erwartet, dass meine Gefühle zu dir so … Aber dann bin ich zur Besinnung gekommen, von allein, Kate. Ich habe gemerkt, es war nicht in Ordnung, was wir da taten …”
    “
Wir?
Nein, Sam, was
du
machtest, war nicht in Ordnung, verdammt noch mal!” Sie stapfte aufgeregt hin und her. “Mir ging’s wie so vielen Single-Frauen: Ich lerne einen Mann kennen, ich fange eine Beziehung an. Du bist derjenige, der fremdgegangen ist, nicht ich! Vielleicht hast du dir mit der Zeit unsere Geschichte ein bisschen zurechtgestutzt, um mir einen Teil der Verantwortung aufzuhalsen. Nicht mit mir!”
    “Dass ich einen Fehler gemacht habe, ist richtig, Kate, aber für die Folgen musst du mit geradestehen. Was du nach der ganzen Geschichte gemacht hast, kann ich nicht einfach ignorieren. Du hast herausgefunden, wie krank Elaine war, und ihr aus Rachsucht und Hass von uns erzählt. Du hast ihr weit übler mitgespielt als mir!”
    Sie blieb stehen und starrte ihn an, die Hände in die Hüften gestemmt. “Was, zum Teufel, redest du da für einen Blödsinn, Sam!” Ihre Stimme zitterte vor Empörung. “Ich habe nie auch nur ein Wort mit deiner Frau gesprochen. Ich kannte sie nicht mal!”
    Unschlüssig und regungslos stand er ihr gegenüber, und seine Hände ballten sich zu Fäusten. “Angeblich hat jemand sie an jenem Tag besucht. Du bist beim Verlassen unseres Hauses in Prytania gesehen worden.”
    “Kann überhaupt nicht sein. Ich bin nie auch nur in der Nähe eures Hauses gewesen. Da lügt einer.” Sie griff nach dem Handtuch, das sie auf die Bank gelegt hatte.
    Er sah sie noch immer an. “Nachdem dieser Besucher gegangen war, hat sie ein ganzes Fläschchen Valium geschluckt und das Zeug mit Whisky hinuntergespült.”
    Kate steckte das Handtuch in ihre Sporttasche und zog den Reißverschluss zu. Das Geräusch klang wie das Kratzen eines Fingernagels auf einer Schultafel. Sie richtete sich auf. “Willst du damit sagen, dass ich aus lauter Hass und Wut zu deiner todkranken Frau marschiert bin, um ihr mitzuteilen, ich hätte ein Verhältnis mit ihrem Mann?” Sie war so aufgebracht, dass es ihr fast die Sprache verschlug. “Dass ich, eine Medizinerin, deren

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