Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
denen auch nach Schallplattenmusik getanzt wurde. Einige Zimmer waren auch für die I.G. Farben reserviert und durften nur auf bestimmte Anweisung freigegeben werden.« Rönisch über Mengele: »Er verkehrte oft im Führerheim.« Standortbefehl Nr. 35/43: »Besuch der Familie v. 25.8.–31.10.43«. Schutzhaftlagerführer Franz Hofmann (AV, Bl. 1355): »Ich habe damals nicht gesehen, wie die Gaskammer nach der Vergasung wieder geöffnet und die Gaskammer geräumt wurde. Dies habe ich mir im Führerheim und in der Unterkunft von SS-Offizieren erzählen lassen.« Rönisch unterstanden zusätzlich das SS-Erholungsheim Sola-Hütte, die Kantine der Kommandantur im Stammlager und in Monowitz sowie die Kantinen der Nebenlager. Nach 1945 Vertreter in Wuppertal.
Rösch, Johann
SS -Oberscharführer
* 10.4.1891. Hundestaffel (?). † 15.2.1957 Kehl am Rhein (AV, Bl. 9841).
Rössler, Paul
SS -Scharführer
* 3.5.1891 Grimma/Sachsen. Ab 24.11.1941 in Auschwitz. Standortverwaltung, Abteilung Verpflegung. 1948 in Krakau zu 3 Jahren Haft verurteilt (LaV). – Häftlingsärztin Gisela Böhm, Mai 1944 aus Siebenbürgen nach Auschwitz verschleppt (AV, Bl. 12498): »Wir erhielten täglich nur einmal ein bißchen dünne Suppe mit einem kleinen Stück Brot. 5–6 Personen erhielten ein Gefäß mit 1 bis 2 Liter Suppe und mußte die Suppe aus dem Gefäß mangels eines Löffels getrunken werden.«
Rogge, Ralf
KZ -Arzt
* 20.5.1911 Wilhelmshaven. NSDAP-Nr. 2673923, SS-Nr. 235454, Hauptsturmführer (1943). November 1939 bis Oktober 1940 Einwandererzentralstelle Lodz (rassische Selektion bei der Einbürgerung sog. Umsiedler). Danach Lagerarzt in Auschwitz. Laut Häftlingsarzt Cespiva beteiligt an kleinen Lagerselektionen und mindestens einmal am »Abspritzen« von Häftlingen. Januar 1944 Lagerarzt in Buchenwald. † Ende 1947 Zuchthaus Bautzen.
Rohde, Werner
KZ -Arzt
* 11.6.1904 Marburg/Lahn. Arzt und Zahnarzt. 1923 erstmals NSDAP, erneut April 1933 (Nr. 1663050). 1933 SA, 1936 SS (Nr. 283486), Obersturmführer (1944). Im Beförderungsvorschlag vom 8.7.1939 heißt es: »Rohde ist ein alter Nationalsozialist und gehörte der Bewegung bereits schon [sic] 1923/24 an. R. ist zum Blutordensträger vorgeschlagen.« 1941 am Hygiene-Institut der Universität Marburg bei Professor Wilhelm Pfannenstiel (1942 und 1943 als SS-Hygieniker je einmal im Vernichtungslager Belzec), Spitzeldienste für Himmlers Sicherheitsdienst (SD-Vertrauensmann). 1942 Ausbildung in Oranienburg. Denunzierte Sommer 1942 Pfannenstiel, er unterhalte als SS-Führer unerlaubte Beziehungen zu Juden (BDC). Lagerarzt in Buchenwald und vom 11.3.1943 bis Juli 1944 in Auschwitz. Am positivsten wird Rohde von Ella Lingens beurteilt, die zur selben Zeit wie Rohde in Marburg studiert und »an manchen Abenden in der gleichen Weinstube ein Glas getrunken« hatte. Rohde rettet ihr das Leben und beschützt sie. Lingens in ihren Erinnerungen: »Von unendlicher, fast kindlicher Gutmütigkeit. Vor ihm gab es keine Angst, kein Strammstehen.« Hautval (Medizin): »Eines Tages kommt er ganz empört ins Revier und erzählt [Häftlingsärztin] Enna [Weiß] den Grund dafür: ›Stellen Sie sich vor! Um der Gaskammer zu entgehen, hat sich eine Jüdin für eine Arierin ausgegeben. Kann man sich SO ein Verbrechen vorstellen!‹« Kielar: »Man mußte zugeben, daß Dr. Rohde manchmal einen Beweis seiner menschlichen Einstellung gegenüber einzelnen Häftlingen gab, was ihn absolut nicht daran hinderte, im Rahmen des Kampfes mit der Fleckfieberepidemie im Frauenlager Massenselektionen ins Gas durchzuführen.« Häftlingsarzt Bejlin (AV, Bl. 13362): »Die Behandlung des Flecktyphus sah so aus, daß entweder der Lagerarzt Dr. Rohde oder der polnische Häftlingsarzt Dr. Roman Zenkteller durch Pfleger die Temperatur der kranken Häftlinge messen ließen. Zeigte das Thermometer über 38°, so mußte die Nummer dieses Häftlings notiert werden. Dies hatte zur Folge, daß so ein Häftling noch in derselben Nacht abgeholt wurde. Der Häftling mußte, ehe er das Quarantänelager verließ, seine Bekleidung ablegen. Das nannte man in der Lagersprache Epidemiebekämpfung (Vernichtung der Bakterien samt der menschlichen Bazillenträger).« Rohde läßt am 23.2.1943 insgesamt 39 Kinder und Jugendliche im Alter von 13 bis 17 Jahren aus Zamocz mit Phenolspritzen töten (Auschwitz-Urteil). Laut Häftling Filip Müller bei Vergasungen anwesend. Ab 25.7.1944 Lagerarzt in Natzweiler.
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