Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
müssen als Geheimnisträger jedoch ihre Ermordung befürchten. Sackar: »Wir hatten alles, uns fehlte nichts – weder Kleider noch Essen oder Schlaf. Die Bedingungen in unserem Block waren ausgezeichnet. Wir hatten Wannen zum Baden im Krematorium und in unseren Blöcken im Lager. Wir trugen normale, zivile Kleidung.« Befreit im KZ Ebensee. Juni 1946 in Israel. Sackar: »Ich schlafe nicht in der Nacht. Ich schlafe zwei – drei Stunden, das ist alles. Schon jahrelang. Wegen der Erinnerungen.«
Salaban, Orest
SS -Unterscharführer
* 25.2.1912 Czernowitz. Kommandanturstab, Blockführer Block 11, Arrest- und Exekutionsblock, genannt Todesblock. Nach 1945 in Linz. – Leichenträger Glowacki im Auschwitz-Prozeß zu den Morden an der Hinrichtungswand (Auszug): »Dann näherte sich ihnen ein SS-Mann, setzte seinen Karabiner am Genick auf und schoß aus einer Entfernung von etwa 10 cm. Wenn der erste gefallen war, wurde der zweite erschossen. Dann kamen wir und hatten die Leichen auf die Seite zu einem Kanalgitter zu tragen, wo das Blut abfloß. Ich erinnere mich an die Massenexekution einer Gruppe von mehr als 160 Künstlern aus Krakau. Das Blut floß aus dem Tor hinaus. Unter den Ermordeten waren viele Freunde von mir.«
Salawey, Walter
SS -Sturmmann
* 24.1.1922 Grenzhocha/Ostpreußen. November 1941 bis Juni 1944 in Auschwitz, Wachmannschaft. 1948 in Wadowice zu 4 Jahren Haft verurteilt (LaV).
Samuel, Max
Häftlingsarzt, Nr. 104868
* 1880. Geachteter Gynäkologe in Köln. Ankunft Auschwitz laut Häftlingsnummer am 2.3.1943 aus Berlin. Von 1500 Deportierten werden 1350 sofort in der Gaskammer ermordet. Zuerst in Golleschau und Monowitz. Mai 1943 im Versuchsblock 10 im Stammlager. Schnitt bei Versuchen von Wirths Teile des Gebärmutterhalses und bei den von Clauberg sterilisierten Frauen die Eierstöcke heraus. Laut Häftlingsärztin Hautval (SV) konnte Samuel das Lager mit einem Passierschein von Wirths ohne Begleitung verlassen: »Dr. Samuel war von der Angst beherrscht und dem Wunsch, ›Ihnen‹ zu gefallen. Er schwitzte deswegen. Für ihn als Juden war die Lage viel gefährlicher als für mich. Zudem befand sich, wie man sagte, seine Tochter im Lager. Ohne Zweifel sagte er sich, daß er sie vielleicht retten könnte, wenn er seinen Herren blind gehorchte.« † 1944 als Mitwisser liquidiert. – Renee Erman, Versuchsobjekt von Samuel und Clauberg, neun Jahre nach der Befreiung (SP): »Es ist mir unmöglich, mich zu konzentrieren, ich weiß manchmal nicht, was ich tue, weiß nicht, was ich tun soll, bin außerordentlich emotiv geworden, weine leicht, leide an häufigen Albdrücken mit Angstzuständen verbunden, die sich auf die Lagerereignisse beziehen, und ich schlafe sehr schlecht. Ich habe fast alle meine Zähne verloren. Ich bin starken Leberkrisen ausgesetzt, die anfallsweise auftreten, mit Erbrechen verbunden.«
Sander, Fritz
Topf & Söhne
* 20.8.1876. »Fachmann für Brenntechnik« (Sander), Titel: Chefingenieur. Sander am 14.9.1942 firmenintern: »Der starke Bedarf an Einäscherungs-Öfen für Konzentrationslager – der in letzter Zeit besonders deutlich für Auschwitz in Erscheinung getreten ist, und der laut Bericht des Herrn Prüfer wieder zu einer Bestellung auf 7 Stück Dreimuffel-Öfen führte – veranlasste mich zu einer Prüfung der Frage, ob das bisherige Ofensystem mit Muffel für obengenannte Stellen das richtige ist. Meiner Ansicht nach geht in den Muffel-Öfen die Einäscherung nicht schnell genug vor sich, um eine große Anzahl von Leichen in wünschenswert kurzer Zeit zu beseitigen.« Sander erfindet einen »kontinuierlich arbeitenden Leichen-Verbrennungsofen für Massenbetrieb«, wie es in der Patentanmeldung vom 26.10.1942 heißt (aus Geheimhaltungsgründen beim Reichspatentamt amtlich nicht registriert). Sander am 7.3.1946 in sowjetischer Haft: »Das Krematorium für die Massenverbrennung sollte nach dem Laufbandprinzip gebaut werden, so daß man die Leichen ohne Unterbrechung auf mechanischem Wege in den Ofen transportieren konnte.« † 26.3.1946 Berlin-Karlshorst in Haft. Q.: Schüle.
Santo, Camill
Manager der I.G. Farbenindustrie
* 30.3.1891 Lahr. 1937 NSDAP. 1941 Bauleiter in Monowitz. Zentralkartei ZSTL: nicht registriert. – Häftling Mieczyslaw Szachewicz zum Aufbau der Buna-Werke in Monowitz (StAu II): »Wir arbeiteten ohne jegliche Erholungspausen. Wer von uns auch nur einen Augenblick lang eine Pause machte und die Arbeit unterbrach, der
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