Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Darunter ein Mann, der als 17jähriger zum Rampendienst gezwungen und dessen Vater als Mitglied des Jüdischen Sonderkommandos ermordet worden war. Körperlich ein Wrack und psychisch von Depressionen gepeinigt, mußte er zwischen Krankenhausaufenthalten mindestens zweimal zum Gesundheitsamt, um sich attestieren zu lassen, daß »vorerst keine Verhandlungsfähigkeit« bestehe. Eine ehemalige Gefangene des »Zigeunerlagers«, deren Leidensgeschichte ich kenne, bat mehrfach, vom Wiedererinnern an die Vorgänge verschont zu werden, da sie dies noch mehr krank mache. Sie legte sogar ein entsprechendes Schreiben eines Professors der Universitätsklinik Heidelberg vor. Das Gericht antwortete: »Auf Ihr Schreiben vom 2. Mai 1974 muß ich Ihnen leider mitteilen, daß dem Gericht die privatärztliche Bescheinigung nicht als ausreichende Entschuldigung für das Fernbleiben vom Hauptverhandlungstermin genügt. Vielmehr müßten Sie eine amtsärztliche Bescheinigung vorlegen, daß Sie derzeit u. bis auf weiteres reise- und vernehmungsunfähig sind. Hierzu wird Ihnen nunmehr eine Frist von 14 Tagen eingeräumt; andernfalls muß Ihre Ladung verfügt werden.« So wurden Zeugen bestraft, Zeuge geworden zu sein.
Schachtner, Hermine (Name in Auschwitz)
SS -Nachrichtenhelferin
* 19.6.1926. Ab November 1943 in der Fernschreibstelle der Kommandantur. Nach 1945 bei einer Standortkommandantur der Bundeswehr. Schachtner: »Unter den abgehenden Fernschreiben sind mir in Erinnerung: Berichte über die Abstellung von Arbeitskommandos, Todesmeldungen an deutsche Gestapodienststellen. Dabei ist mir aufgefallen, daß es bestimmte Arten von Todesursachen gab, die immer wiederkehrten. Mitteilungen nach Berlin, möglicherweise an das RSHA und nach Oranienburg, daß eine bestimmte Anzahl von Personen sonderbehandelt wurde. Das Wort Sonderbehandlung wurde in diesen Fernschreiben mit den Buchstaben SB ausgedrückt. Sonderbehandlung bedeutete die Tötung von Häftlingen.« Q.: AV, Bl. 8633f.
Schäfer, Emanuel
SS -Oberführer ( 1943 ), Regierungs- und Kriminalrat
* 20.4.1900 Hultschin, Kreis Ratibor. 1933 SA, NSDAP (Nr. 4659879) und SS (Nr. 280018). Leiter der Politischen Polizei in Breslau. 1934 Gestapochef Oppeln. Bei Kriegsbeginn Führer der Einsatzgruppe IID in Polen. Oktober 1939 Gestapochef in Kattowitz. Schäfer (AV, Bl. 12321ff.) zur Behandlung polnischer Widerstandskämpfer: »Die Verhafteten wurden sämtlich in das KL Auschwitz eingeliefert. Gegen die Inhaftierten wurden Schutzhaftbefehle erlassen. Das war aber im Grunde genommen eine Farce, denn die Schutzhaftbefehle wurden von uns vorbereitet, wir schickten sie formal an das RSHA, das sie dann jeweils genehmigte.« Schäfer über seine Tätigkeit als Vorsitzender des Standgerichts in Kattowitz: »Nachzutragen ist noch, daß bei den Standgerichtsverhandlungen, die ich durchgeführt habe, der Zeitraum zwischen der Verurteilung und der Hinrichtung etwa 1 Stunde betrug.« Oktober 1940 Gestapochef in Köln. Januar 1942 Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Serbien (»Serbien ist judenfrei!«). 1945 BdS Triest. Nach 1945 unter dem Namen Ernst Schleiffer . Am 20.6.1953 vom LG Köln wegen Beihilfe zum Mord an 5000 bis 6000 Juden im Belgrader KZ Semlin zu 6½ Jahren Haft verurteilt, Entlassung 16.10.1956. Danach Angestellter beim Bundesverband der Deutschen Kalk-Industrie in Köln. Schäfer zur Frage, was mit SS-Leuten geschehen sei, die bestimmten Aufgaben nicht gewachsen waren: »Ich halte es für unsinnig, wenn heute behauptet wird, solchen Leuten sei mit Erschießen gedroht worden. Die Betreffenden setzten sich allerdings der Gefahr aus, daß sie ›als Schleimscheißer‹ angesehen wurden.«
Schäfer, Kurt
Zentral-Bauleitung
* 7.11.1920 Darmstadt. SS-Unterscharführer. Wohnsitz in Baden-Württemberg.
Schäffer, Walter
SS -Unterscharführer
* 8.7.1920 Zellingen/Main. Aktion »Reinhard«. Angeblich 1942 nur wenige Wochen in Auschwitz. Nach 1945 in Bayern. Höß in seinen Aufzeichnungen: »›Aktion Reinhard‹ war [in Auschwitz] die Deckbezeichnung für die Erfassung, Sortierung und Verwertung aller Dinge, die durch die Judentransporte und deren Vernichtung anfielen.«
Schaf, Franz
SS -Unterscharführer
* 13.5.1906 Sternberg/Sudeten. SS-Totenkopf-Sturmbann. Kommandanturbefehl Nr. 24/43: »Besuch der Ehefrau v. 12.–20.6.43.« Verbleib unbekannt.
Scharnitzky, Emil Paul
Hundestaffel
* 27.2.1922 Popprad. Ab Juli 1943 in Auschwitz. † Vom AG
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