Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
zur Schau zu stellen: Anfangs ist von einer
Schädelsammlung
die Rede, dann von einer
Jüdischen Skelettsammlung
, schließlich von einer
anthropologischen Sammlung Fremdrassiger
. Juni 1943 ist Beger zur Auswahl der menschlichen Objekte in Auschwitz (intern
Auftrag Beger
genannt). Beger: »Nach dem mir gegebenen Auftrag sollte ich möglichst viele Spielarten der Judenheit feststellen.« Der SS -Anthropologe erfaßt insgesamt 115 Personen, davon 79 Juden, 30 Jüdinnen, 2 Polen und 4 »Innerasiaten«. Die Opfer werden von Beger und seinem Kollegen Fleischhacker vermessen, nackt gefilmt und fotografiert und zur »weiteren Bearbeitung« ( AE am 21 . 6 . 1943 an Adolf Eichmann) am 30 . 7 . 1943 zum KZ Natzweiler überstellt. Beger besucht Natzweiler vom 8 . bis 11 . 8 . 1943 . Die letztlich 86 Juden (Ahnenerbe-Forscher Michael H. Kater nennt irrtümlich 122 Mordopfer) werden ab dem 11 . August 1943 in der eigens zu Versuchszwecken gebauten Gaskammer ermordet. 1948 als
Mitläufer
entnazifiziert. Am 6 . 4 . 1971 vom LG Frankfurt wegen Beihilfe zu 3 Jahren Haft verurteilt, durch Internierungs- und U-Haft verbüßt. Das Gericht unterstellte, Beger habe den Mordplan in Auschwitz noch nicht gekannt, erst in Natzweiler. Das Urteil geht über eine Aussage seines AE -Chefs hinweg: »Wenn Sievers 1946 / 47 vor dem internationalen Militär-Tribunal ausgesagt hat, Dr. Beger sei von Anfang an über alles unterrichtet gewesen, so mißt das Gericht dem keine Bedeutung bei.« † Oktober 2009 Königstein im Taunus. Q.: Beger-Verfahren. Lit.: Klee, Auschwitz; Hans-Joachim Lang.
Behrends , Leopold
SS -Unterscharführer
* 10 . 8 . 1903 . Abteilung VI (
Fürsorge, Schulung und Truppenbetreuung
), eine Abteilung zur NS -Indoktrinierung. Laut Standortbefehl Nr. 19 / 44 zuständig für »alle Fragen der geistigen und seelischen Betreuung der SS -Angehörigen aus dem Südosten«. Verbleib unbekannt.
Behringer , Arthur
SS -Sturmmann
* 16 . 7 . 1904 Konstanz. 1944 Wachmannschaft. 1948 in Wadowice zu 4 Jahren Haft verurteilt. Wohnsitz am Geburtsort. – Häftling Vrba im Auschwitz-Prozeß zur Abwicklung der Transporte: »In den Waggons waren Leute geblieben, die nicht einmal durch Schläge herauszukriegen waren: Tote, Todkranke, Krüppel. Manchmal waren bis zu 10 oder 15 Tote in einem Waggon.«
Beiersdörfer , Karl
Küchenchef in Monowitz
* 14 . 11 . 1907 Zirndorf. SS -Unterscharführer, SS -Totenkopf-Sturmbann. 1948 in Krakau zu 3 Jahren Haft verurteilt. † 1 . 4 . 1951 Cadolzburg. – Primo Levi über die Nächte in Monowitz: »Man hört das Atmen und Schnarchen der Schläfer, manche wimmern und reden. Viele schmatzen und bewegen ihre Kiefer. Sie träumen, daß sie essen: auch das ein kollektiver Traum. Ein erbarmungsloser Traum, und wer die Tantalus-Sage geschaffen hat, mußte ihn kennen. Man sieht nicht nur die Speisen, man spürt sie mit Händen, ganz genau und konkret, man nimmt ihren reichen, eindringlichen Geruch war, jemand nähert sie uns bis an die Lippen, und dann bewirkt irgendein Umstand, der stets verschieden ist, daß der Akt nicht zu Ende gebracht wird.«
Beissel , Bernhard
SS -Rottenführer
* 29 . 7 . 1904 Watzel. Ab September 1944 in Auschwitz, Kommando Eintrachthütte in Schwientochlowitz b. Kattowitz, Produktion von Flugabwehrgeschützen, knapp 1400 Gefangene. Häftling Unikower: »Die Häftlinge mußten dort besonders schwere Arbeit verrichten, und zwar im Laufschritt. Außerdem waren dort Mißhandlungen an der Tagesordnung. Ich weiß, daß mehrfach in den Krankenbau von Monowitz Häftlinge aus Eintrachthütte eingeliefert wurden, die vollkommen zusammengeschlagen waren.« Franciszek Piper (HvA 17 ): »Für die kleinsten Verfehlungen, wie Zigarettenrauchen oder Essen während der Arbeit, wurden die Häftlinge unmenschlich geschlagen.« Am 20 . 4 . 1948 in Wadowice zu 4 Jahren Haft verurteilt (HvA 17 ).
Beitzel , Josef
SS -Sturmmann
* Nicht ermittelt. Standortbefehl Nr. 48 / 43 : »Besuch der Familie v. 20 . 10 .– 30 . 11 . 43 «.
Bejlin , Aaron
Häftlingsarzt, Nr. 100736
* 9 . 9 . 1908 Surach/Rußland. Arzt in Bialystok. Ab August 1941 im Ghetto der Stadt ( 70 000 Menschen). Ankunft Auschwitz laut Häftlingsnummer am 8 . 2 . 1943 . Von 2000 Menschen überleben nur 75 Männer und 95 Frauen die Selektion. Seine Mutter kommt »ins Gas«. Bejlin zur Aufnahmeprozedur: »Wir wurden dann in die Sauna getrieben, wo wir unsere Kleidung ablegen mußten.
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