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Auserkoren

Titel: Auserkoren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich Blut.
    »Ich werde schon dafür sorgen, dass sie spurt«, sagt er langsam. »Ich habe die anderen erzogen. Ich werde auch sie erziehen.«
    Ich weiß nicht, warum, aber meine Knie geben nach und ich sacke zu Boden. Von da, wo ich liege, sehe ich Joshua. Er streckt die Arme nach mir aus. Er blutet und ein Auge ist zugeschwollen. Ich krieche zu ihm, nehme seine Hand, halte sie einen Augenblick lang fest. Ein blitzblank polierter Schuh tritt auf unsere Hände und ich schreie laut auf.
    »Das ist nicht wahr«, keucht Joshua. »Nichts davon ist wahr. Wir haben nichts Böses getan.«
    »Gotteslästerer«, zischt Onkel Hyrum. Wenn Schlangen reden könnten, dann würde es sich genau so anhören.
    Ich denke an Satan und an die Schlange im Garten Eden. Klang ihre Stimme auch so wie die Stimme von Onkel Hyrum?
    »Ihr schlagt Menschen, damit sie parieren«, sagt Joshua. Ich weiß nicht, wie er auf die Beine gekommen ist, er ist so schwer verletzt. Wenn ich sehe, in welchem Zustand er meinetwegen ist, muss ich weinen.

    Ich fange an zu schluchzen. Im nächsten Moment ist Joshua auch schon neben mir, er streicht mir übers Haar, hilft mir aufzustehen.
    »Schafft ihn weg«, befiehlt Prophet Childs.
    »Nein!«, rufe ich. Ich schreie. Ich schlinge die Arme um Joshua und klammere mich an ihn.
    »Wartet, wartet«, bittet Joshua. »Hört einfach zu.«
    Aber sie hören nicht zu. Bruder Nelson und Bruder Laramie packen Joshua. Ein kurzer Ruck und sie haben ihn von mir weggerissen. Sie drehen ihm den Arm auf den Rücken.
    »Hört auf!«, kreische ich. »Lasst ihn los!«
    Joshua flucht und schreit hinaus, dass dies nicht Gottes wahre Kirche ist. »Dies ist niemals Gottes Wille«, ruft er, und nur seine Stimme ist in dem großen Raum zu hören.
    Alles ist still, bis Prophet Childs sagt: »Hebe dich hinweg von mir, Satan.«
    Er kehrt Joshua den Rücken zu und schaut wieder aus dem Fenster.
    Ich folge Joshua, als sie ihn wegschleppen.
    »Lauf weg«, raunt Joshua mir zu. »Geh in die Freiheit. Suche mich dann. Suche mich, wenn du kannst. Ich werde auf dich warten.«
    »Ich gehe mit ihm«, sage ich zu Prophet Childs. Ich will an Onkel Hyrum vorbei, aber der hält mich wieder fest.
    »Lass mich los.« Ich erkenne meine eigene Stimme nicht wieder.
    Die Tür fällt zu.
    Am liebsten würde ich auch noch das letzte Fünkchen
Leben aus mir herausschreien. Aber ich beiße mir auf die Zunge.
    »Wir werden die Hochzeitsfeier wie geplant abhalten«, sagt Prophet Childs.
    »Aber ohne mich«, erwidere ich.
    Der Prophet blickt wieder nach draußen. Ich frage mich, wie die Männer Joshua aus dem Gebäude schaffen wollen, ohne dass sie jemand dabei beobachtet. Vielleicht ist es ihnen aber auch gleichgültig, ob jemand sieht, was sie getan haben. Natürlich ist es ihnen gleichgültig. Ich muss nicht lange überlegen, mir fallen gleich mehrere Anlässe ein, bei denen man Menschen durch die Straßen getrieben hat, damit alle sie sehen. Stets geschah es, um uns eine Lektion zu erteilen. Manchmal tauchten diese Menschen wieder in den Gottesdiensten auf. Manchmal sah man sie nie wieder. Es waren nicht viele, denn die Erwählten tun meist, was man ihnen sagt. Aber ich bin nicht so sicher, ob ich das auch kann.
    »Nur du kannst ihn retten«, sagt Prophet Childs nach einigen Augenblicken des Schweigens.
    Mich überläuft es eiskalt. »Was soll das heißen?« Meine Stimme ist ein Flüstern.
    Onkel Hyrum schaukelt auf seinen Absätzen, aber der mürrische Ausdruck weicht nicht von seinem Gesicht. Er quetscht meine Handgelenke.
    »Nur du kannst Joshua Johnson retten«, wiederholt Prophet Childs. Noch immer würdigt er mich keines Blickes, sondern starrt zum Fenster hinaus.
    Ich sage kein Wort.
    »Du heiratest den, den Gott für dich bestimmt hat.«

    »Du tust, was Gott dir zu tun befiehlt.«
    »Du bist gehorsam.«
    Jetzt dreht er sich um und sieht mich an.
    »Sonst …«
    An Onkel Hyrum gewandt, fragt er: »Strafe?«, woraufhin dieser nickt.
    »Mädchen, du wirst deine erste Lektion jetzt gleich lernen«, sagt Onkel Hyrum und ballt die Fäuste.
     
     
    Als die Schläge anfangen, denke ich an Mozart. Ich konzentriere mich ganz auf Mozart. Ich wünschte, er würde von den Toten auferstehen und mich mit sich nehmen.
     
     
    Mein Gesicht ist zerschlagen, ein Auge ist zugeschwollen, die Lippen sind aufgeplatzt. Ich spüre es, wenn ich mit der Zunge darüberfahre.
    »Das war eine Lehrstunde für dich«, sagt Onkel Hyrum. Er wischt sich die Hände an einem Handtuch ab, das

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