Ausersehen
sie seine Blöße bedecken, aber sie halfen nicht, die Blutflecken zu verdecken, die auf seinen Oberschenkeln und den nun schlapp herunterhängenden Genitalien verschmiert waren.
Ich hatte erwartet, zu Tode verängstigt zu sein, und war nun überrascht, nicht Angst, sondern vielmehr Wut und Ekel zu verspüren.
„Du machst mich krank“, spuckte ich ihm ins Gesicht und sah, wie er seine Augen daraufhin noch mehr zusammenkniff.
„Ich spüre, du bist weiblich .“
Er zog das letzte Wort extrem in die Länge, als wäre es ein Schimpfwort.
„Zeig dich, außer du hast Angst vor mir.“
Ich hatte von Kerlen wie ihm gehört. Sie waren die Sorte „Mann“, die Spaß daran fanden, Frauen und Kinder zu missbrauchen. Als die Wut in mir aufflammte, spürte ich eine Veränderung in meinem schwebenden Körper. Ich schaute hinunter und sah, dass ich plötzlich halb sichtbar war. Ich war nackt und schwebte verführerisch über dem Bett, wie ein Fleisch gewordener Traum.
Seine Augen weiteten sich, und er leckte sich die Lippen.
„Gefällt dir, was du siehst, Nuada?“ Meine Seelenstimme hatte einen überirdischen Beiklang.
„Komm näher, und ich zeige dir, was mir gefällt“, geiferte er.
„Vielleicht tue ich das …“ Ich ließ den Klang meiner Worte eine Weile wirken. „Oder vielleicht solltest du zu mir kommen.“ Ich streckte eine Hand aus und lockte ihn, wie ein Schlangenbeschwörer die Kobra reizt. Meine andere Hand glitt über meine Kehle und berührte den Puls an meinem Hals, dann strich ich in einer langsamen, aufreizenden Bewegung an meinem Körper hinunter und legte meine Hand schließlich auf die Innenseite meines Oberschenkels. Dort ahmte ich mit meinen Fingern die Bewegung nach, die er eben bei dem vergewaltigten Mädchen gemacht hatte.
Seine Augen betrachteten mich mit so obszöner Gier, dass mir übel wurde. Als er anfing, sich für einen Sprung in meine Richtung zu sammeln, bemerkte ich, dass seine Flügel genau wie sein nur zu menschlich aussehender Penis sich regten und anschwollen.
Lach ihn aus, Geliebte. Die Worte schienen durch meinen Kopf zu schweben, und ich gehorchte. Mein geisterhaftes, höhnisches Gelächter hallte von den Wänden des feuererhellten Raumes wider. In dem Moment, als er sich mit einem Hechtsprung auf mich stürzte, schoss mein Körper nach oben durch die Decke und in den Nachthimmel, wo ich hörte, wie sein wütender Schrei die trügerische Stille der Nacht zerriss.
Meine Lider flogen auf.
„Du bist in Sicherheit.“
Ich hatte einen kurzen Moment der Panik, als ich mich daran zu erinnern versuchte, wo ich war. Dann rauschte das Gefühl zurück in meinen Körper, und ich wusste, dass ich in ClanFintans Armen lag. Ich rieb mir die Benommenheit aus den Augen, damit ich sein Gesicht klar erkennen konnte. Er lächelte mich an, aber über seine Stirn zogen sich Sorgenfalten.
„Du bist in deinen Körper zurückgekehrt.“
Er klang beinahe so froh, wie ich mich fühlte.
„Ja“, meine Kehle war rau. „Ich brauche etwas zu trinken.“
Er ließ mich vorsichtig aus seinen Armen gleiten, damit ich meinen Weinkelch vom Tisch holen konnte. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich beim Nachfüllen alles verschüttete und die weiße Marmortischplatte mit roten Weinspritzern verunzierte. Die Flüssigkeit verwandelte sich in Blutstropfen – rot auf dem unmenschlichen Weiß von Nuadas Haut. Ich konnte weder meinen Blick abwenden, noch die Erinnerung daran abschütteln, wie das Blut des Mädchens auf dem Körper der Kreatur verspritzt gewesen war.
„Rhea?“
ClanFintans Stimme brach den Bann, und ich atmete zitternd aus. Dann eilte ich zum Bett zurück und schlüpfte unter die Decken. Ich trank einen großen Schluck und versuchte, meine Nerven zu beruhigen.
„Erzähl“, bat er.
„Epona hat mich direkt zu ihm gebracht. Er hatte gerade ein junges Mädchen vergewaltigt.“
„Hat er deine Gegenwart gespürt?“
„Mehr noch, er konnte mich sogar hören, und Epona hat irgendetwas mit meinem Seelenkörper getan, sodass er mich auch sehen konnte.“
ClanFintan nickte verstehend. „Epona nutzt ihre Macht, um unsere Nachricht an die Fomorianer zu bringen.“
„Ich hoffe nur, dass sie währenddessen auch daran denkt, auf mich aufzupassen.“ Ich wusste, dass ich weinerlich klang, aber dieser ganze Traum-Magie-Göttinen-Kreaturen-Kram war mehr als nur ein bisschen nervenaufreibend.
„Du bist ihre Auserwählte, sie wird dich immer beschützen.“
Ich wollte gerade einen
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