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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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wassergrün schimmerndem Stoff, der mich an Gischt erinnerte. Fröhlich bemerkte ich, dass er meine Brüste zur Gänze bedeckte. Vor dem Frisierspiegel sitzend, wählte ich mein Make-up aus, und Alanna fing an, meine Haare zu kämmen und in einen französischen Knoten aufzudrehen. Unsere Blicke trafen sich, und ich lächelte sie verschmitzt an.
    „Hast du letzte Nacht ausreichend Ruhe bekommen, meine Liebe?“
    Wie erwartet, glühten ihre Wangen rosafarben auf – was mich zum Lachen brachte, woraufhin sie noch mehr errötete. Ich freute mich darüber, dass selbst jetzt, wo sie sich genierte, Funken in ihren Augen tanzten.
    „Es war eine wundervolle Nacht.“
    So einfache Worte, aber sie sprach sie aus wie die Ankündigung eines Wunders.
    „Ich freu mich so für dich, Alanna.“ Einen Augenblick schwiegen wir, während wir unzweifelhaft beide an unseren jeweiligen Ehemann dachten. Ich gebe zu, dass meine Wangen sich auch ein wenig heiß anfühlten, als ich meinen Gedanken freien Lauf ließ.
    „Rhea, hat dich Epona letzte Nacht zur Wachtburg geleitet?“
    „Ja, sie hat mich zu Nuada gebracht.“ Unsere Blicke trafen sich erneut im Spiegel, und wir erkannten beide das Böse, dem wir uns gegenübersahen. „Ich habe ihn herausgefordert, und Epona hat mich schnell da weggeholt. Ich freu mich nicht auf meine nächste Reise dorthin heute Nacht.“
    „Epona wird dich beschützen.“ Sie klang genauso sicher wie ClanFintan.
    „Das erzählt mir jeder. Und ich gebe zu, dass ich denke, manchmal ihre Stimme zu hören, aber ich glaube nicht, dass ich mich jemals daran gewöhnen werde, durch das Land zu fliegen, mit nacktem Körper und bloßer Seele.“
    „Sogar Rhiannon war manchmal durcheinander, wenn sie einen nächtlichen magischen Traum hatte.“
    Alannas Hände hielten inne, und ich sah, wie sie nachdenklich die Stirn runzelte.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Ich erinnere mich gerade daran, wie erregt Rhiannon in der Nacht war, bevor sie die Grenze in deine Welt überschritten hat. Sie hat nur wenig geschlafen. Es war, als wollte sie Eponas Visionen ausweichen.“
    „Ich wette, die blöde Kuh wusste, dass diese Fomorianer auf dem Weg hierher waren.“ Das war für mich völlig logisch. „Epona hätte gewollt, dass sie ihr Volk warnt.“ Während ich sprach, kehrte das Gefühl zurück, dass eine Stimme meiner Seele aufmunternde Worte zuflüsterte. „Sie hat Rhiannon bestimmt gezeigt, was los ist, und die selbstsüchtige Ziege hat sich entschieden, lieber wegzulaufen, als hierzubleiben und an der Seite ihres Volkes zu kämpfen.“ Ich hasste es, dass jemand, der mir so ähnlich sah, mich so wütend machte.
    Alanna fuhr fort, mein Haar zu kämmen und hochzustecken. „Vielleicht hat Epona ihr erlaubt, wegzulaufen, weil die Göttin wollte, dass du unser Volk gegen die Fomorianer anführst.“
    Mir lagen schon die Worte auf keinen Fall auf den Lippen, aber sie war noch nicht fertig.
    „Epona muss Rhiannons wahre Natur gekannt haben – und deine auch. Es war Eponas Wahl. Du bist ihre Auserwählte, nicht Rhiannon.“
    Alanna wickelte als glänzenden Abschluss ein goldenes Band um meine Frisur, und ich hielt den Mund. Es war ein verlockender Gedanke, dass eine Göttin mich wirklich auserwählt haben könnte. Ich hoffte von ganzem Herzen, Epona wusste, was sie tat.
    Alanna griff über mich hinweg, um das goldene Diadem zu holen und es auf meinen Kopf zu setzen. Es schmiegte sich angenehm an meine Stirn, als wäre es für mich gemacht worden.
    „Ich denke, du solltest es öfter tragen.“
    Ich berührte den goldenen Reif vorsichtig mit den Fingern. Er fühlte sich warm an.
    „Ja, vielleicht sollte ich das“, hörte ich mich sagen. Mein Magen kam mir zittrig vor. Ich riss meinen Blick von der Reflexion des Diadems, suchte im nächstbesten Schmuckkästchen nach passenden Ohrringen – und wechselte das Thema.
    „Wie geht es Carolans Patienten?“
    Bevor sie antworten konnte, wurden wir von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
    „Herein!“ Auf meine Aufforderung schwang die Tür auf, und mehrere mit Frühstücktabletts beladene Diener traten ein.
    „Hm, lecker.“ Ich lächelte die Diener glücklich an. „Ich bin kurz vorm Verhungern.“
    „Guten Morgen, Mylady.“ Einer der Männer verbeugte sich nervös (ich schwöre, er sah aus wie ein Junge, der zweimal durch meinen Englischkurs gefallen war). „Lord ClanFintan hat Order gegeben, Ihnen Frühstück zu bringen, sobald Sie erwacht sind.“
    „Hat er?“ Ich

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