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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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von Thalia bequem gemacht hatte.
    Unsere Chaiselongue stand so, dass ClanFintan und ich unsere Lieblingsposition zum Essen einnehmen konnten; er lehnte sich gegen die Rückenlehne, und ich setzte mich neben ihn. Ich fragte mich, woher die Musen so viel über uns wussten.
    Als könnte sie meine Gedanken lesen, sagte Thalia: „Ich weiß mehr als das, Shannon.“
    Die Inkarnation der Göttin der Komödie hatte sich zu mir gebeugt, damit nur ich sie hören konnte. Ich blinzelte überrascht und sah sie fragend an, bis mir einfiel, dass sie mich ja nicht sehen konnte. Dann setzte ich an, etwas zu sagen, brachte aber nur Gestammel heraus.
    Ihr ansteckendes Lachen klang glockenhell. „Mach dir keine Sorgen. Ich bin froh, dass Eponas wahre Auserwählte endlich angekommen ist – das sind wir alle.“
    „Oh“, sagte ich nur, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte sagen sollen.
    Ein sorgenvoller Ausdruck huschte über ihr Gesicht, und sie beeilte sich zu erklären: „Hab keine Angst vor dem, was du nicht auf Anhieb verstehst. Deine Göttin ist bei dir. Das allein ist wichtig.“
    Sie tätschelte freundlich meine Hand und erinnerte mich damit plötzlich an meine Mutter. Ich spürte unerwartet Tränen in meinen Augen aufsteigen.
    „Was ist, mein Kind?“, fragte sie.
    „Ich bin nur froh, hier zu sein.“
    Mit zielsicherer Geste streichelte sie meine Wange, genau wie meine Mutter es getan hätte.
    „Du musst hungrig sein.“
    Sie klatschte in die Hände, und schon begannen Diener, weitere Platten mit dampfenden Gerichten aufzutragen. Als ich eine köstlich gefüllte Wachtel verspeiste, blinzelte ich Victoria zu. „Hey, hast du irgendetwas davon erlegt?“
    „Heute Abend nicht, Rhea.“ Sie blinzelte zurück. „Ich habe es angeboten, aber sie sagten, alles sei schon für unsere Ankunft vorbereitet. Also musste ich mich damit zufriedengeben, an meinem Wein zu nippen und darauf zu warten, dass ihr mit eurem …“, sie schaute mit hochgezogenen Augenbrauen in Richtung ClanFintan, „… Frischmachen fertig werdet.“
    „Hör auf, du böses Ding.“ Ich kicherte. „Was soll ich sagen, er ist groß, also muss man eine Menge …“, nun zog ich eine Augenbraue hoch, „… schrubben.“ Wir brachen beide in Gelächter aus. ClanFintan ignorierte uns demonstrativ, aber Thalia stimmte mit ein.
    Als der nächste Gang aufgetragen wurde, sah ich, dass Sila den Saal betrat und an unseren Tisch geführt wurde. Bestürzt fiel mir ein, dass ich die Pocken komplett vergessen hatte. Bevor Sila ihren Platz neben Victoria einnahm, hielt sie kurz inne und wandte sich an Thalia.
    „Ihr scheint den Ausbruch der Krankheit gut unter Kontrolle zu haben“, sagte sie mit großem Respekt. „Melpomene bittet mich, dich zu informieren, dass sich bei keinem Mädchen der Zustand verschlechtert hat und dass die Sumpfbewohner bald schon wieder gesund genug sein werden, um sich auf den Weg nach Hause zu machen.“ Mit gerunzelter Stirn fuhr sie fort: „Terpsichore ist krank geworden und wird an der heutigen Feier leider nicht teilnehmen können.“
    „Danke dir, Sila. Bitte, setz dich zu uns und iss.“
    „Ist Terpsichore nicht die Muse, die auf unserer Handfeste getanzt hat?“, fragte ich ClanFintan flüsternd.
    „Ja“, erwiderte er mit leiser Stimme.
    „Und Melpomene ist die Muse der Tragödie“, warf Thalia ein und überraschte mich damit. „Sie hat das Gefühl, das Kommando übernehmen zu müssen, wann immer eine Krankheit ausbricht.“
    „Dann kennt ihr euch mit den Pocken aus?“
    Thalias Miene blieb ernst. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass in den Ufasach-Sümpfen Krankheiten entstehen, und wir hatten schon vorher mit den Pocken zu tun. Wir haben mit Bestürzung vernommen, dass sie sich bis zu Eponas Tempel ausgebreitet haben.“
    „Wir haben die Kranken in Quarantäne gesteckt, und unser Heiler sagt, die Seuche ist unter Kontrolle.“
    „Ausgezeichnet.“ Sie trank einen Schluck aus ihrem kristallenen Weinglas, bevor sie etwas leiser, sodass nur ich sie hören konnte, fortfuhr: „Vielleicht interessiert es dich, zu erfahren, dass neben deinem Ehemann Calliope sitzt, die Muse der Poesie. Neben ihr wiederum sitzt Cleio, die Muse der Geschichte.“ Sie neigte den Kopf, lauschte, dann sagte sie: „Am Kopf des Nebentisches unterhält Erato, die Muse der Liebeslyrik, den jungen Dougal, der erst kürzlich seinen Bruder verloren hat.“
    Ich freute mich, dass Dougal fasziniert der wunderschönen Erato lauschte.
    „Am Tisch mit den

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