Ausersehen
und eine Feuerwand nutzen würde, um die Grenze zu durchschreiten.“
„Die verdammte Urne.“ Das konnte nicht sein.
„Entschuldigen Sie, Mylady?“
„Das Feuer. Wie konnte sie unverletzt bleiben, wenn sie durch eine Feuerwand gegangen ist? Und warum habe ich keine Brandwunden?“
Suzannas Gesicht verlor jegliche Farbe.
„Mehr Wein, Mylady?“
„Ja. Und du hast meine Fragen nicht beantwortet.“
Zwei kurze Klopfer an der Tür unterbrachen uns. Suzanna hatte wenigstens so viel Anstand, verlegen auszusehen … und mich unverwandt anzustarren. Was …?
„Tretet ein“, rief sie schlussendlich.
Eine mir noch unbekannte Nymphe betrat unter stetigen Verbeugungen den Raum.
Suzanna sah mich immer noch um Entschuldigung bittend an. Oh, ich hatte es schon wieder vergessen. Ich war hier ja die Herrin und Gebieterin, was (glaub ich zumindest) bedeutete, dass ich die Nymphen herumkommandieren sollte.
Okay, ich würde es mal versuchen. „Was?“ Obwohl ich immer noch wie ein flüsterndes Opossum klang, versuchte ich, die Ruhe-in-der-Klasse-Stimme hervorzuholen, die meine Schüler so gut kennen und lieben gelernt haben.
Die kleine Nymphe wandte sich mir zu und sprach in einem charmanten Tonfall: „Herrin, Ihr Verlobter ist angekommen.“
Ich warf Suzanna einen kurzen Blick zu. Sie war keine große Hilfe. Ihre Augen waren fest geschlossen, und die Lippen bewegten sich wie in einer Art stillem Gebet. Jesus.
„Gut. Sag ihm (Zeit schinden, nachdenken), sag ihm … ähm (beim Ähm weiteten sich die Augen der Nymphe überrascht – ‘tschuldigung, ich nehme an, Herrinnen und Myladys ähmen nicht), sag ihm, ich werde ihn empfangen, sobald ich angezogen bin.“ So, geht doch. Ich bin eine Frau – keine Ahnung, wo ich war, aber bestimmt waren Männer auch hier daran gewöhnt, darauf zu warten, bis eine Frau sich zurechtgemacht hatte, oder?
„Ja, Mylady.“ Unter Verbeugungen verließ sie den Raum.
Meine List schien funktioniert zu haben. Ich fühlte mich beinahe wie Penelope. „Na, wie fandest du das? Hab ich nicht wie eine wahre Herrscherin geklungen?“
„Wir sind Spieler in einem sehr gefährlichen Spiel, Mylady.“
„Ach, komm schon, Suz. Das hier ist alles nur ein Traum oder so was Ähnliches.“
„Bitte, Mylady …“ Sie fasste meine Hände und drückte sie. „Wenn Sie auch nur etwas Liebe für Ihre Suzanna empfinden, bitte, dann hören Sie mir zu und folgen meinen Worten. Von Ihrem Verhalten am heutigen Tag hängt mehr als nur Ihr Leben ab.“
„Okay, okay, Suz, ich höre dir zu.“
„Als Erstes dürfen Sie mich nicht mehr mit diesem Namen rufen. Sie dürfen mich nur noch Alanna nennen. Außerdem müssen Sie sich mit ClanFintan treffen. Ihre Verlobungszeit ist vorbei, es ist an der Zeit, in die formelle Handfeste einzutreten.“
Irgendetwas in ihrem Blick ließ mich meine Weigerung hinunterschlucken. Sie glaubte wirklich daran. Sie spielte mir nichts vor und machte sich nicht über mich lustig. Sie sah wirklich erschrocken aus.
„Weißt du, ich werde dir immer helfen, Suz …“
„Alanna! Wenn Sie mit mir sprechen, müssen Sie diesen Namen benutzen. Verstehen Sie?“
„Ja, Alanna.“ Was auch immer mit ihr los war, ich würde ihr ohne nähere Informationen nicht helfen können, und Suz – hoppla –, Alanna hatte Hilfe dringend nötig. „Okay. Ist eine Handfeste nicht eine Ehe auf Zeit?“
„Ja, Mylady. Es ist eine Ehe, die auf ein Jahr geschlossen wird.“
Sie konnte mir nicht in die Augen sehen.
„Warum wollte Rhiannon ihn nur für ein Jahr heiraten?“
„Das war die Vereinbarung.“
Mit einem Mal war sie überaus beschäftigt damit, zwischen den Töpfen und Kannen nach etwas zu suchen und dann aus einer kleinen Flasche, die auf einem Marmorregal in der Nähe des Beckens stand, eine nach Geißblatt riechende Flüssigkeit in mein Badewasser laufen zu lassen. Ja, sie verheimlichte mir etwas. Etwas viel, wie mir schien.
„Und wie stellst du dir vor, dass ich eine Handfeste mit jemandem eingehe, den ich noch nie zuvor gesehen habe?“
„Lady Rhiannon hat ihn schon mal getroffen.“
Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war das Treffen zwischen den beiden nicht sonderlich gut gelaufen.
„Ich werde Sie ihm vorstellen und erklären, dass ein Vorfall während des letzten Mondrituals Ihre Stimme in Mitleidenschaft gezogen hat. Aus diesem Grund werde ich für Sie sprechen.“
Wieder ganz geschäftsmäßig, half sie mir aus dem warmen Wasser, und ich beschloss einfach, zu
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