Ausersehen
ignorieren, dass sie mich abtrocknete.
„Okay, aber was ist mit den … ähm … intimen Details dieser Handfeste? Ich kenne den Mann ja noch nicht einmal – ich werde ganz sicher nichts mit ihm vollziehen!“ Und wenn er sich als das Spiegelbild meines Exmannes herausstellen sollte, würde ich sofort meine Sachen packen.
„Erinnern Sie sich einfach daran, dass Sie Lady Rhiannon sind. Hohepriesterin und Auserwählte der Epona. Lady Rhiannon wird nur berührt, wenn sie es erlaubt.“
„Sogar von dem Mann, dem sie versprochen ist?“
„Ja, sogar von ihm.“
Sie klang sich ihrer Sache sehr sicher. Ich musste eine wirkliche Zicke sein. Lustig.
Das durchsichtige Nichts, das sie mit in die Badekammer gebracht hatte, hatte irgendwie seinen Weg in Alannas Hände gefunden. Mann, es war wirklich hübsch. Genau meine Farbe, ein schimmerndes Gold-Rot, das lebendig zu sein schien.
„Bitte strecken Sie Ihre Arme seitlich aus, Mylady.“
Ich tat, was sie verlangte, und wurde zur gebannten Zuschauerin, während sie den transparenten Stoff fingerfertig um meinen Körper wickelte. Mit einer Hand hinter sich greifend, nahm sie zwei zauberhafte, geflochtene Kreise aus Gold vom Frisiertisch und steckte gekonnt einen an meiner Hüfte und den anderen an meiner Schulter fest. Sie trat einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Dann zupfte sie hier und da noch etwas zurecht. Sie war schon immer sehr begabt in Handarbeiten gewesen.
„Meine Güte, das ist ja durchsichtig!“ Und das war es auch – allerdings nicht auf eine billige „Ich steh nachts unter einer Laterne und verdiene mir etwas dazu“-Art, sondern eher auf eine sinnliche „Elizabeth Taylor als Kleopatra“-Weise.
„Oh, verzeihen Sie mir, das habe ich vergessen.“ Vom Frisiertisch nahm sie ein kleines Dreieck aus dem gleichen Stoff (ich hatte es für ein Taschentuch gehalten) und hielt es mir hin, sodass ich hineinschlüpfen konnte. Es war ein klitzekleiner Stringtanga, aber ich fühlte mich gleich viel besser und „bedeckter“. Puh.
„Bitte setzen Sie sich, Mylady, damit ich Ihre Haare machen kann.“
Okay. Mir hatte noch nie jemand die Haare gemacht.
Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie meine feuchten Locken, dann fing sie an, sie mit einem grobzinkigen Kamm zu entwirren.
„Ihr Haar ist kürzer als das von Lady Rhiannon. Das gleiche Haar, aber kürzer. Ich werde es hochstecken, bis es nachgewachsen ist.“
Es wirkte, als würde sie mit meinen Haaren und nicht mit mir sprechen. Mich ihrer liebevollen Fürsorge ergebend, entspannte ich mich und genoss es, frisiert zu werden.
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir das Haar kämmen zu lassen grenzt für mich schon an ein sexuelles Erlebnis; es kommt gleich nach einer guten Fußmassage. Erst als Alanna nach einem Schmuckstück griff, wurde ich aus meiner Trance gerissen (womit bewiesen wäre, dass Juwelen nicht nur schmücken, sondern auch Apathie bekämpfen können).
Sie schlang ein dünnes goldenes Band über meine Stirn und um meine künstlerisch aufgetürmten Haare. Ich drehte meinen Kopf hin und her, um das Werk zu begutachten. Das Kerzenlicht glitzerte im polierten Gold und fing sich im geschliffenen Stein in der Mitte des Bandes. Ich beugte mich ein wenig vor.
„Ein Granat?“
„Ja, Mylady. Ihr Lieblingsstein.“
„Mein Lieblingsstein?“ Meine Augenbrauen hoben sich in unterdrücktem Amüsement.
Sie lächelte mich tatsächlich an, fast wie meine Suzanna. „Nun ja, Rhiannons Lieblingsstein.“
„Ich mag Diamanten am liebsten, aber Granat ist auch hübsch.“ Sie anzulächeln fühlte sich gut an – beinahe normal.
„Aber, Mylady, Sie müssen stets daran denken, dass Sie Rhiannon sind.“ Da war sie wieder, die ernsthafte Alanna.
„Okay, kein Problem.“
Sie sah erleichtert aus und fuhr fort, rötliche Strähnen aus der coolen Hochsteckfrisur zu ziehen, die dann mein Gesicht umrahmten und mir einen weichen Ausdruck verliehen.
„Nun werde ich mich dem Gesicht widmen.“
Ich nehme an, eine genauere Betrachtung von „dem Gesicht“ war ziemlich ernüchternd, denn sie bedachte mich mit dem trotzigen Suzanna-Blick, bevor sie sich ans Werk machte und Cremes und Puder aus wunderschönen Glasgefäßen vom Frisiertisch auf meiner Haut verteilte.
„Also, es ist mir eigentlich egal, was du mit mir anstellst, aber eine Bitte habe ich: viel goldbraunen Lippenstift.
„Genau wie Rhiannon es entschieden hätte.“
„Das ist komisch.“
„Sie sagte, dass Ihr von gleicher
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