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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Seele wärt.“ Sie warf mir einen nervösen Blick zu und schaute mir nur kurz in die Augen.
    Wir mussten die Sache endlich klären, und zwar ein für alle Mal.
    „Sie hat gelogen.“
    „Verzeihung, Mylady?“ Alanna sah aus, als hätte sie einen elektrischen Schock erhalten.
    „Ich habe gesagt, sie hat gelogen, Alanna. Ich bin nicht sie – ich bin Shannon Parker, eine Highschool-Lehrerin aus Broken Arrow, Oklahoma, die irgendwie in eine sehr verrückte Geschichte hineingeraten ist. Ich werde dir helfen, aber ich weiß, wer ich bin, und ich bin nicht sie.“ Ich schaute ihr in die Augen. „Verstanden?“
    „Ja, Mylady, aber es ist schwer.“
    „Ach was.“
    Sie lächelte. „Sie haben eine seltsame Art zu sprechen.“
    „Du auch. Es ist ein bisschen eine Mischung aus Mittelalter und Star Trek.“ Jetzt sah sie völlig verwirrt aus. „Egal. Es ist nicht wichtig.“
    Sie lächelte wieder und wandte sich erneut meinem Gesicht zu. Ich ließ meinen Blick durch den ungewöhnlichen Raum schweifen. Ich war angenehm entspannt, aber nicht müde (ich schätze, ein halber Tod ersetzt einen guten achtstündigen Schlaf). Immer wieder wurde mein Blick von den Myriaden von Kerzen angezogen, die in den glatten, cremefarbenen Wänden flackerten. Es war, als ob meine Augen dort hinschauen wollten – ein ungewohntes, wenn auch nicht unangenehmes Gefühl.
    „Diese Wandleuchter sind wirklich ungewöhnlich. Sie erinnern mich an … igitt! Sind das Totenköpfe?“
    „Ja, natürlich, Mylady.“ Sie schien überrascht über meinen Ausbruch. „Totenköpfe spielen eine bedeutende Rolle in Ihrer Hingabe an Epona.“ Jetzt bedachte sie mich mit einem oberlehrerhaften Blick. „Sicher weiß man doch auch in Ihrer Welt, dass alle mächtigen und mystischen Dinge aus dem Feuer im Kopf kommen, dem Sitz des Lernens und des Wissens?“
    Ich schwöre, das dumpfe Stöhnen, das sie von sich gab, als ich nicht antwortete, klang sehr nach Suzanna.
    „Sie haben sich schon immer mit der Macht des Geistes umgeben. Das ist auch nur recht so.“
    „Aber diese Totenschädel sind mit Gold überzogen.“
    „Natürlich, Mylady, die Hohepriesterin und Auserwählte von Epona verdient nur das Beste.“
    Sie klang gerade so, als ob ich mich nicht entscheiden könnte, im Holiday Inn oder dem Hyatt zu übernachten. Nun ja, es schien, als hätte ich endlich etwas gefunden, was ich in Gold nicht mochte. Erstaunlich.
    „Erzähl mir etwas über meinen Verlobten. Wie heißt er noch mal?“ Sie bearbeitete weiterhin mein müde aussehendes Gesicht und versuchte, ihm einen halbwegs passablen Anstrich zu verpassen.
    „Sein Name ist ClanFintan. Er ist ein mächtiger und sehr respektierter Hoher Schamane.“
    Mehr sagte sie nicht. Hm … gut, dass ich nicht Hamlet war, denn irgendetwas war hier gewaltig faul im Staate Dänemark.
    „Und, bin ich in ihn verliebt?“
    „Nein, Mylady.“ Der nervöse Ausdruck schlich sich wieder auf ihr Gesicht. „Die Ehe ist von Ihrem Vater arrangiert worden.“
    „Hey, ich dachte, ich wäre die Gebieterin hier!“
    „Das sind Sie, Mylady, aber manchmal hat das Wohl des Volkes Vorrang vor den Wünschen eines Einzelnen.“
    Wer war sie, Mr. Spock?
    „Okay, gib’s zu. Ich ertrage es schon. Er ist hässlich, richtig?“
    „Nein, Mylady.“
    Sie sah aus, als würde sie die Wahrheit sagen. Wenn es darauf ankam, war sie wirklich eine gute kleine Schauspielerin. „Was ist es dann?“ Herpes? Glatze? Kleiner Penis? Oder schlimmer noch – war er ein Geizkragen?
    „Nichts, was ich wüsste, Mylady.“
    Okay, sie würde es mir nicht sagen. Dann musste ich es wohl selber herausfinden.
    „Ihre Toilette ist vollendet.“
    Sie steckte mir zwei Ohrringe mit Wasserfällen aus Granatperlen an, dann schob sie mir einen mit Granaten verzierten Armreif über den Oberarm. Als ich aufstand – oder sollte ich hier sagen, mich erhob? –, bemerkte sie: „Schön wie immer.“ Klang da ein Hauch Selbstgefälligkeit in ihrer Stimme mit?
    Jedenfalls hatte sie recht. Für eine Frau, die noch vor wenigen Stunden dachte, in der Hölle gelandet zu sein, sah ich verdammt gut aus, wenn ich das bemerken darf – etwas knapp bekleidet, aber gut.
    „Showtime.“
    „Was soll ich Ihnen zeigen, Mylady?“
    „Vergiss es. Lass uns die Veranstaltung einfach hinter uns bringen. Ich fange langsam an, mich zu erinnern, dass ich seit Tagen nichts mehr gegessen habe.“
    „Folgen Sie mir, Mylady.“ Ich folgte – und sie sprach in verschwörerischem Tonfall auf mich

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