Ausersehen
wir Zentauren uns von den Sümpfen fernhalten.“
„Scheint mir ein verdammt guter Grund zu sein.“
Er rappelte sich auf die Füße und zog mich mit hoch.
„Wir müssen einen Weg darum herum suchen.“ Mit vorsichtigen Schritten wandte er sich nach Süden. „Und du kannst nicht auf mir reiten.“
Er musste nicht aussprechen, was wir beide wussten. Er konnte mich aus dem Treibsand ziehen, aber auf keinen Fall würde ich das Gleiche für ihn tun können. Während wir uns vorsichtig weiterbewegten, schickte ich ein stilles Gebet an meine Göttin und bat sie um Hilfe.
19. KAPITEL
Irgendwann hatten wir das Gefühl, weit genug nach Süden gelaufen zu sein und den Treibsand hinter uns gelassen zu haben. Also wandten wir uns wieder Richtung Osten. Die scharfen Gräser fühlten sich an, als würden sie mir das Fleisch von den Armen reißen, und meine Schritte wurden immer schwerer.
„Rhea, lass mich eine Zeit lang vorgehen.“ ClanFintan war stehen geblieben. „Reib deine Arme mit der Salbe ein und geh hinter mir, damit du dir eine kleine Pause gönnen kannst“, sagte er. „Nach einer Weile können wir die Plätze wieder tauschen.“
„Aber was ist, wenn du in Treibsand trittst?“
„Ich werde vorsichtig sein.“
„Okay.“ Mit einem Laut, der verdammt nach einem Schluchzer klang, gab ich nach und stolperte zu ihm. Er nahm den Beutel von meiner Schulter, und ich wünschte, wir hätten etwas Wein übrig, aber bei vier Personen war er schon vor dem Mittag ausgetrunken gewesen. Ich streckte meine Arme aus und zuckte zusammen, als er die klebrige Salbe mit sanften Fingern verteilte. Beinahe sofort hörte das Brennen auf, und ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
„Das fühlt sich gut an.“ Mir fielen einige Schrammen auf seinen Armen und seiner Brust auf. „Hier, ich reib dich auch schnell ein.“
„Das sind nur kleine Kratzer – meine Haut ist nicht so weich wie deine.“ Er berührte meine Wange.
„Ich werde auch nur ein bisschen drauftun. Ich weiß, wie fies die brennen können.“
Er lächelte mich nachsichtig an, während ich an seinen Wunden herumdokterte. Dann packte ich den Tiegel wieder weg und nahm widerstrebend meinen Platz hinter ihm ein.
„Sei vorsichtig“, rief ich ihm zu.
„Das werde ich.“
Und schon setzten wir unseren endlosen Marsch fort. Gerade als ich dachte, das Grasfeld würde niemals enden, rief ClanFintan mir aufgeregt über die Schulter zu: „Ich kann die Baumreihe vor mir sehen!“ Mit neuem Schwung stürmte er voran.
Direkt in ein Treibsandbett hinein.
Sein Pferdekörper stolperte, und er kämpfte gegen den Sog an. Wild mit den Armen rudernd, versuchte er, irgendetwas zu greifen, an dem er sich in Sicherheit ziehen könnte.
„Bleib zurück!“, rief er, als ich mich ihm näherte. „Ich bin zu weit drin – du kommst nicht mehr an mich heran.“
„Was kann ich tun?“, rief ich mit Panik in der Stimme.
Er sah sich hektisch um. „Wenn du es bis zu den Bäumen schaffst, suche einen langen Ast und bring ihn her.“
Ich nickte und suchte mir einen Weg um den Treibsand herum, aber ich wusste, ich würde es niemals rechtzeitig zurück schaffen. Ich konnte die Bäume noch nicht einmal sehen, und auf dem matschigen Untergrund kam ich nur langsam voran.
Ich wusste, dass er sterben würde – und alles was ich tun konnte, war, ihm dabei zuzusehen.
Er muss den Wechsel rufen! Die Worte brachen laut und klar durch meine panisch rotierenden Gedanken. Ich eilte zurück an den Rand des Treibsandlochs. ClanFintan war bereits bis zur Hälfte seines menschlichen Körpers versunken.
„Bleib zurück“, sagte er heftig atmend.
„Hör zu.“ Ich ließ mich auf die Knie fallen und rutschte seitlich um die Grube herum. „Du musst deine Gestalt wechseln.“ Ich streckte meine Arme zu ihm aus. „Siehst du, wenn du die Arme auch ausstreckst, kann ich dich fassen. Versuch es.“
Das tat er, und unsere Finger berührten sich.
„Los, jetzt wechsle die Gestalt. Einen Menschen kann ich herausziehen – aber keinen Zentauren.“
Ich sah Erkennen in seinen Augen aufblitzen. Dann schloss er die Lider und senkte den Kopf. Sein Körper wurde ruhig, als er den Gesang anstimmte und seine Arme und den Kopf synchron erhob. Es begann zu flimmern. Bevor ich meine Augen vor der kommenden Helligkeit verschloss, sah ich, wie sich sein Gesicht vor unvorstellbaren Schmerzen verzerrte.
Dann blitzte das Licht auf und verschwand. Sofort streckte ich mich weiter vor.
„Hilf mir!
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