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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Büschel trockenen Laubes zu erkennen.
    Meine Position erlaubte mir einen leider nur zu guten Blick auf ClanFintans Hintern. Bei jedem Schritt suppten seine Wunden. Sein Rücken war mit einem Schweißfilm bedeckt. Ich beobachtete, wie seine Muskeln zuckten und zitterten, wenn er das Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagerte.
    Jeden Moment erwartete ich, von einer geflügelten, zähnefletschenden Kreatur angegriffen zu werden, aber wir gingen immer weiter. Das einzige Geräusch in der Luft war unser eigener Atem und das Rauschen des Wassers.
    Plötzlich hob ClanFintan eine Hand und blieb wie erstarrt stehen. Vor uns war der Fluss, mächtig und grau im schwindenden Licht. Zwischen den Bäumen, in deren Schutz wir standen, und dem Ufer lag ein steiniger Abschnitt, der ungefähr sechs bis zehn Meter breit war.
    Und genau auf diesem Landstück kauerten drei der geflügelten Kreaturen.
    Von unserem Standort aus gesehen hockten sie ein Stück den Fluss hinauf. Sie hatten sich um ein Lagerfeuer geschart und wandten uns den Rücken zu. Während wir sie beobachteten, legte einer von ihnen trockene Zweige nach. Sie sprachen nicht, aber ab und zu schaute einer von ihnen zum Fluss und zischte.
    ClanFintan bedeutete mir, neben ihn zu treten, was ich vorsichtig tat.
    „Wenn ich dir ein Zeichen gebe, läufst du zum Fluss. Schau dich nicht nach mir um. Warte nicht auf mich“, ordnete er mit ruhiger Bestimmtheit an.
    Ich öffnete meinen Mund, aber er legte mir einen warmen Finger auf die Lippen.
    „Vertrau mir“, flüsterte er.
    Ich schluckte die auf meiner Zunge liegende Erwiderung hinunter und nickte widerstrebend.
    Er beugte sich nach unten und suchte den Boden um uns herum ab. Dann hob er zufrieden einen Ast auf, der zu seinen Füßen lag. Er schaute mich an.
    „Bereit?“, fragte er lautlos.
    Ich nickte.
    Er holte aus und warf den Stock nach links, in Richtung der Bäume, die direkt hinter den Fomorianern standen.
    „Los!“, befahl er flüsternd.
    Ich schoss zwischen den Bäumen hervor, Angst und Adrenalin verliehen mir ungekannte Schnelligkeit. Ich hörte, dass ClanFintan mir dicht auf den Fersen war.
    Und ich hörte die Kreaturen. Sie knurrten und spuckten. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah, wie sie auf die Bäume hinter sich zustürmten.
    „Nicht umdrehen, laufen!“, sagte ClanFintan zwischen zwei Atemzügen.
    Unglücklicherweise war ich aber nicht die Einzige, die ihn gehört hatte.
    „Da!“, zischte einer der Fomorianer und zeigte auf uns.
    Die Steine knirschten, als er die Verfolgung aufnahm. Die anderen beiden folgten dicht dahinter.
    „Schneller!“, schrie ClanFintan.
    Ich erreichte das Ufer in dem Moment, als eine der Kreaturen sich ClanFintan griff. Ich hörte ein grauenhaftes Geräusch, als die Klauen durch die Schultern meines Mannes fuhren.
    ClanFintan drehte sich auf dem Absatz um und stellte sich zwischen die Fomorianer und mich. Er wich einer weiteren Attacke der Kreatur aus, und erwischte den Fiesling mit einem kräftigen linken Haken direkt am Kinn. Ich hörte ein Knacken – und die Kreatur zog sich ein paar Schritte zurück, um sich zu sammeln und ClanFintan erneut anzugreifen.
    „Spring! Ich komme nach, sobald ich kann!“, rief er mir über die Schulter zu.
    Ich schaute in das tobende Wasser, dann zurück zu meinem Mann und den drei Kreaturen, die sich bereit machten, sich auf ihn zu stürzen.
    „Nicht ohne dich!“ Bevor er etwas erwidern konnte, duckte ich mich unter seinem Arm durch und rannte auf die überraschten Kreaturen zu. Mit hoch erhobenen Armen und wild fuchtelnd schrie ich: „Verpisst euch, ihr schleimigen, perversen Bastarde!“
    Die Fomorianer hüpften ein paar Schritte zurück; sie waren berechtigterweise verwirrt. Ich meine, mal ehrlich, wie viele menschliche Frauen würden normalerweise auf sie zurennen? Zudem war ich eine Frau, die komplett mit Moder bedeckt war und deren rote Haare wild in alle Richtungen abstanden; außerdem ruderte ich mit Händen und Armen wie eine wahnsinnig gewordene Version von Frankensteins Braut. Ich wäre auch vor mir davongelaufen. Bevor sie sich von dem Anblick erholen konnten, drehte ich mich wieder zu meinem Mann um.
    „Wenn ich springe, springst du auch!“, rief ich. Ich erinnerte mich an alles, was mein Vater mir jemals über das Blocken beim Football beigebracht hatte, und so rannte ich vorwärts und rammte ClanFintan mit meiner Schulter, und gemeinsam fielen wir über das Ufer und in das schäumende Wasser.
    Ich

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