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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Pack zu!“, schrie ich ihn an.
    Erschöpft streckte er seine Arme aus. Unsere Finger berührten sich. Dann fassten wir uns fest an den Händen, ich stemmte meine Fersen in den matschigen Boden und zog mit all meiner Kraft. Zentimeter um Zentimeter trotzte ich dem tödlichen Sand ab, bis ClanFintans Oberkörper auf dem nassen Boden lag und er mir helfen konnte, sodass wir auch den Rest von ihm befreiten.
    Er rollte sich auf die Seite, und eine ganze Weile lagen wir einfach nebeneinander, unsere sich hebenden und senkenden Brustkörbe waren die einzige Bewegung.
    „Ich danke dir, Epona“, sagte ich laut.
    „Deine Göttin ist gut zu dir.“
    Es beruhigte mich, dass seine Stimme wieder normal klang. Ich wischte ihm etwas Sand aus dem Gesicht, dann küsste ich die Stelle, die ich gerade gesäubert hatte.
    „Kannst du schon wieder gehen?“
    Er nickte und erhob sich mit schmerzvollen, steifen Bewegungen. Als er sich umdrehte, erhaschte ich einen Blick auf die Rückseite seines Körpers. Die Schnitte waren tiefe, klaffende Wunden, die mit obszön aussehenden, dunklen Stichen zusammengeheftet waren. Sie begannen oberhalb seines Gesäßes und verliefen bis auf die Rückseite seiner Oberschenkel. Die Flüssigkeit, die sie absonderten, hatte sich mit dem Sand und Wasser aus der Grube vermischt.
    „Oh Gott!“ Ich konnte den Ausruf nicht zurückhalten. „Verwandle dich wieder zurück.“
    „Ich denke, ich sollte die menschliche Form so lange beibehalten, bis wir den Fluss überquert haben. Denk dran, sie halten nicht nach einer Frau mit einem menschlichen Mann Ausschau, sondern nach der Auserwählten von Epona und ihrem Zentauren.“
    Es war schwer, mit anzuhören, wie sehr ihn das Sprechen anstrengte. „Aber deine Verletzungen.“ Sie nur anzuschauen tat mir schon weh.
    „Reib sie noch einmal mit Salbe ein, dann wird es erträglicher.“
    Ich wollte diese fürchterlichen Fleischwunden nicht anfassen. Ich würde ihm damit nur noch mehr Schmerzen bereiten, als er ohnehin schon hatte.
    Er griff in meinen Beutel und holte den schon halb geleerten Tiegel heraus.
    „Ich kann das auch selbst machen“, sagte er, als er mein Zögern bemerkte.
    Ich tauchte meine Finger in die Salbe.
    „Nein, ist schon gut, ich mach das.“ Mit zusammengebissenen Zähnen zwang ich mich, die Salbe wieder und wieder in die Wunden zu reiben. ClanFintan gab keinen Laut von sich und zuckte nicht einmal. Allerdings hielt er auch so lange den Atem an, bis ich fertig war.
    „Besser?“, fragte ich und wischte mit meinen Fingern über die Schrammen an seinen Oberarmen, um die überschüssige Salbe loszuwerden.
    „Ja.“ Er gab sich sehr tapfer, aber seine Haut hatte eine bleiche Färbung angenommen. „Gleich da drüben habe ich die Baumreihe gesehen.“ Er deutete in die entsprechende Richtung. „Es kann nicht mehr weit sein.“
    Wir machten uns wieder auf den Weg, wobei wir sorgfältig nach weiteren Kuhlen mit Treibsand Ausschau hielten. Ich warf seinem nackten Körper einen Blick aus dem Augenwinkel zu.
    „Willst du meinen Slip ausleihen oder so?“
    Sein bellendes Gelächter ließ ihn vor Schmerzen zusammenzucken, aber seine Augen funkelten, als er mich anschaute.
    „Ich glaube nicht. Denk nur, was für Geschichten die Fomorianer sonst erzählen würden, wenn sie uns fangen.“
    „Ich kann die Schlagzeilen schon vor mir sehen: Hoher Schamane der Zentauren in Frauenkleidung erwischt.“
    „Schlagzeilen?“
    „Gerüchte, die jeder gern liest.“
    „Ja, das wäre wirklich peinlich.“
    „Ganz sicher.“
    „Vielleicht sollten wir lieber darüber sprechen, was wir später am Tag mit deinem Slip anfangen können.“
    Es ermutigte mich, einen sexy Unterton in seiner Stimme zu hören.
    „Spar dir deine Energie auf, großer Junge. Was glaubst du, wer du bist. John Wayne?“
    Ich wusste, dass er fragen würde.
    „John Wayne?“
    Ah, endlich mal ein Thema, über das ich stundenlang dozieren konnte. Ich räusperte mich und schaltete in den Lehrermodus.
    „John Wayne, mit echtem Namen Marion Michael Morrison, geboren in Winterset, Iowa. Er war das, was man in meiner alten Welt eine große amerikanische Ikone nennt. Für mich persönlich ist er ein Patriot und ein Held.“
    Er warf mir einen neugierigen Blick zu, und mehr Ermutigung brauchte ich nicht. „Lass mich dir von ihm erzählen …“
    Ich war gerade mitten in der Nacherzählung des Plots von Die Cowboys und lachte mich halb kaputt, als ClanFintan seine Hand ausstreckte und mich zum

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