Ausersehen
kämpfte mich an die Oberfläche und freute mich, ClanFintan dort schon schnauben und prusten zu sehen. Die starke Strömung packte uns und zog uns vom Ufer in die Mitte des Flusses.
„Entspann dich“, rief er mir über das Wasser hinweg zu. „Lass dich mit der Strömung treiben.“
Ich folgte seinem Rat und kraulte im Takt der Strömung, wobei ich versuchte, das andere Ufer zu erreichen. Das Wasser war kalt, und bald machte mir die Taubheit in meinen Gliedern Angst.
„Bleib bei mir!“, rief ClanFintan. „Wir sind fast da!“
Vor uns streckte sich eine Landzunge in den Fluss, und ClanFintan schnappte mit einer Hand nach mir, wobei er mich an den Haaren erwischte. Mit der anderen Hand griff er nach einem tief hängenden Ast. Dann zog er uns beide an das steinige Ufer.
„Au“, sagte ich, als er versuchte, seine Hand aus meinen Haaren zu befreien.
„Komm.“
Er nahm meine Hand, und auf wackligen Beinen staksten wir an den schmalen Strand, wo wir uns erschöpft auf den Rücken fallen ließen. Ich hörte sein schmerzerfülltes Stöhnen, als er sein Gewicht verlagerte.
„Ich sage es nicht gern, aber du solltest wirklich ins seichte Wasser gehen und dir den Schmutz aus den Wunden waschen.“
Er nickte angespannt und rappelte sich auf. Dann stolperte er zum Fluss zurück. Ich folgte ihm und half ihm, das kalte, klare Wasser über seinen Körper zu spritzen. Glücklich, dass ich den Beutel mit der Salbe nicht verloren hatte, verteilte ich den Rest davon auf seinen Wunden. Er zitterte unkontrolliert. Die frischen Schnitte auf seinen Schultern bluteten.
„Kannst du dich zurückverwandeln?“, fragte ich.
Er nickte müde. Ich trat einen Schritt zur Seite, damit er Platz hatte, um den Wandel zu vollziehen. Ich schloss meine Augen, um das Licht und den Anblick seiner Schmerzen nicht ertragen zu müssen. Als die Helligkeit verschwand und ich die Augen wieder öffnete, sah ich erleichtert, dass er in seiner ursprünglichen Form gleich wieder viel kräftiger und solider aussah.
„Lass uns nach Hause gehen.“ Ich streckte ihm eine Hand hin. Er nahm sie und zog mich das steile Ufer hinauf.
20. KAPITEL
Wir fanden den Pfad, den die Legion auf ihrem Weg zum Tempel der Musen festgetreten hatte, und folgten ihm in umgekehrter Richtung. Anfangs lehnte ich ClanFintans beharrliches Angebot, auf seinem Rücken zu reiten, ab und ging neben ihm her.
„Nein, du hast schon zu viel durchgemacht“, versuchte ich, ihm klarzumachen.
„Genau wie du.“
„Oh, sicher. Wer von uns hat denn die ganzen klaffenden Wunden?“
Er schnaubte.
„Und korrigiere mich, wenn ich mich irre, aber ich glaube, du warst der Einzige, der seine Körperform in den letzten vierundzwanzig Stunden verändert hat.“
„Du bist meine Frau“, sagte er, als würde das alles erklären.
„Ja, und ich bin durchaus in der Lage, eine Weile selber zu laufen.“
Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch ich kam ihm zuvor.
„Warte, wir schließen einen Kompromiss“, sagte ich. „Ich werde so lange zu Fuß gehen, bis der Mond im Zenit steht. Dann steige ich ohne Murren auf und lasse mich von dir tragen.“
Er schnaubte ungläubig. „Du bist eine ganz schön sture Frau.“
„Danke.“
Darüber musste er lachen, doch er legte einen Arm um mich.
„Wir riechen wirklich übel“, offenbarte ich ihm mit einem Lächeln.
„Schon wieder?“ Er grinste.
„Ich nehme an, das hat man davon, wenn man ein Pferd heiratet.“
Im Licht des aufgehenden Mondes sah ich, wie er mich unter hochgezogenen Augenbrauen ansah. „Das ist nicht alles, was man davon hat.“
Ich lachte und schickte ein stummes Dankgebet an meine Göttin. Er klang endlich wieder wie er selbst.
Wir gingen eine Weile in angenehmem Schweigen. Ich atmete die frische Nachtluft ein und genoss das Gefühl der Sicherheit, das der Arm meines Mannes auf meinen Schultern mir vermittelte. Wenn wir erst einmal wieder im Tempel waren, würden wir uns Gedanken darüber machen, wie wir diese elendigen Biester ein für alle Mal loswerden konnten.
Ein Geräusch im Wald zu unserer Linken erschreckte mich. Erleichtert lachte ich auf, als ich den weißen Schwanz eines Rehs in der silberhellen Nacht aufblitzen sah. Doch das Reh ließ mich an etwas anderes denken.
„Meinst du, wir werden welche von den Frauen aus dem Tempel der Musen treffen? Oder Dougal und Vic?“
„Dougal und Victoria sind uns sehr wahrscheinlich ein ganzes Stück voraus. Und die Frauen – ich weiß es nicht.“ Er
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