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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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wirklich schönes Land. Zwischen den Bäumen konnte ich ab und zu Wohnhäuser mit angrenzenden Stallgebäuden sehen, die in der malerischen Landschaft verstreut lagen. Sie sahen sehr gepflegt aus mit ihren hübschen Reetdächern, auch wenn der Gedanke an all das Ungeziefer, das im Reet lebte, die Romantik des Augenblicks ein wenig störte.
    Zwischen den Häuschen erstreckten sich Weinberge und Getreidefelder. Ich meinte, auch Mais und Bohnen zu erkennen, war mir im Mondlicht aber nicht sicher. Hier und da sah ich schlafende Tiere, meistens Kühe und Schafe und ab und zu ein Pferd – ich war sehr beeindruckt und dankbar, dass Epi bei ihrem Anblick nicht wieherte wie ein gewöhnliches Pferd. Ab und zu sah ich auch, wie das Mondlicht von der Straße reflektiert wurde, die ungefähr in nordwestlicher Richtung zwischen den Gehöften entlangführte, aber sie war weit genug entfernt, und zwischen den Bäumen fühlte ich mich ausreichend sichtgeschützt.
    Alles in allem war es eine schöne Nacht. Ich nehme an, einige Menschen würden sich bei dem Gedanken daran, allein mitten im Nirgendwo zu sein, fürchten, aber ich habe noch nie Angst vor der Dunkelheit gehabt und mich auch nie vor dem Alleinsein gefürchtet. Gut, mein Ziel war einschüchternd, und ich war mir auch nicht sicher, was ich tun würde, wenn (oder falls) ich es erreichte. Ich beschloss, es in dieser Sache mit Scarlett O’Hara zu halten und so zu tun, als wäre alles in Ordnung – das ermöglichte es mir, den Ausritt in dieser klaren, sanften Nacht zu genießen.
    Die Morgendämmerung brach langsam herein, und ungefähr zur selben Zeit erreichten wir ein Stück Weg, auf dem die Bäume enger standen und der Pfad nicht mehr ganz so gut sichtbar war. Epi schien sich darüber keine Sorgen zu machen, also ließ ich sie ihren Weg suchen, was uns näher an das steinige Flussufer führte. Sie war ein wirklich kluges Tier. Das erinnerte mich daran, dass ich zwar einen schön zickigen Abgang hingelegt, aber keinen Gedanken an Frühstück, Mittagessen, Abendbrot, Wasser oder Toilettenpapier verschwendet hatte. Ich wusste nicht, wie spät es war, aber als die Sonne über die Baumwipfel schaute, sagten mir mein Hintern und mein Magen, dass ich schon eine Weile unterwegs war.
    In Oklahoma kann „eine Weile“ alles von fünf Stunden bis zu fünf Tagen bedeuten. Mein Kopf sagte mir, dass es eher fünf Stunden waren. Mein Magen und mein Po waren hingegen felsenfest davon überzeugt, dass es mindestens fünf Tage sein mussten. Und seien wir mal ehrlich, mein Magen und mein Hintern sind größer als mein Kopf, also gewannen sie.
    Zumindest wusste ich, wo ich etwas Wasser herbekam. Ich konnte geschmeidig absteigen, Epi zum glitzernden Fluss führen und (wie John Wayne) mich an einer Handvoll kühlem Nass laben. Hinterher könnte ich sogar ein bisschen zu Fuß weitergehen und Epi am Zügel führen.
    Was alles einfacher gesagt als getan war.
    Sind Sie jemals „eine Weile“ geritten? Und ich meine nicht im Kreis über einen kleinen Reitplatz, während der Reitlehrer einem ermutigende Kommentare zuruft. Und ich meine auch nicht, fünfzig Dollar die Stunde dafür zu zahlen, auf einem Pferd zu sitzen, das man als klinisch tot bezeichnen könnte, und fünfzehn anderen Gäulen in derselben Verfassung auf einem „authentischen Trailride“ zu folgen.
    Ich meine, mehrere Stunden auf einem Pferd zu reiten (das quietschlebendig ist). Zwischen Trab, Galopp, Schritt und wieder Trab zu wechseln. Auf einem fünfunddreißig Jahre alten Hintern. Ohne Frühstück.
    Nun, es ist nicht so einfach, wie es in den Filmen immer aussieht. Auch wenn ich mir sicher bin, dass John Wayne wirklich viel geritten ist. Sein Hintern war sehr wahrscheinlich aus Stahl. Gott segne ihn.
    Als ich mich seitlich an Epi hinuntergleiten ließ, konnte ich meine Füße nicht finden – und auch nicht meine Beine. Mein Hintern war da, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, allerdings fühlte er sich breiter und flacher an. Was für ein entzückender Gedanke. Also stand ich da und versuchte, den Blutfluss in meinen unteren Extremitäten wieder anzuregen. Zum Glück war Epi die Einzige, die mir dabei zusah.
    Endlich (es kam mir vor wie „eine Weile“) fühlte ich mich in der Lage, in Richtung Fluss zu humpeln – ja, ich meine wirklich hinken und fluchen in alter Western-Manier.
    „Danke, dass er nicht modrig ist“, stieß ich hervor und klopfte Epi auf die Schulter. Dann ließ ich sie zuerst trinken. Langsam richtete ich

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