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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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Durchfall bekommen, und ich hatte noch nicht einmal Toilettenpapier. Das sich daraus ergebende Bild vor meinem inneren Auge reichte aus, mich davon abzuhalten, Epis Mahlzeit zu teilen.
    Ich hasse Camping. Wirklich. Meine Eltern zwangen mich immer dazu, mit ihnen zu campen (das war, bevor sie sich scheiden ließen – ich nehme an, das war ihre Vorstellung von „Zeit mit der Familie verbringen“, es funktionierte aber eindeutig nicht), und ich fing an, auf diesen Unternehmungen auch sie zu hassen. Nicht dass ich die Natur nicht mochte. Ich finde sie sehr inspirierend und hübsch. Ich wandere gern, und ich bin sogar bereit, mich mit einem guten Buch in die Sonne zu legen, während der Mann, dem ich gerade meine Zuneigung schenke, angelt. Ich möchte das alles aber nur während des Tages genießen und die Nächte irgendwo verbringen, wo es ein gemütliches Bett, fließendes Wasser und ein Viersternerestaurant gibt. Ich brauche einfach einen gewissen Komfort.
    „Also, was zum Teufel tue ich hier draußen?“ Epi zupfte mit ihren Lippen an meinem Zopf, und ich schob sie sanft von mir. „Hör auf – ich schaffe es auf gar keinen Fall, aus irgendeinem Ast einen Kamm zu schnitzen und mir das alles neu zu flechten.“ Meine Füße fingen an wehzutun. Rhiannon hatte die Stiefel eingelaufen, aber sie waren anscheinend dafür gemacht, mit Socken getragen zu werden, und, na ja, ich hatte vergessen, nach der Sockenschublade zu suchen, bevor ich losgezogen bin. Genau wie ich vergessen hatte, die Küche zu suchen.
    „Epi, ich glaube ich habe eine Blase in der Größe von Rhode Island.“ Ich blieb stehen und lehnte meinen Kopf an ihren warmen Hals. „Ich fürchte, ich muss wieder aufsteigen. Ist das okay für dich?“ Ich deutete ihr sanftes Zupfen an meinem Ohr als Zustimmung und drückte sie kurz. „Lass uns erst noch mal was trinken. Soll ich bezahlen, oder geht diese Runde auf dich?“ Sie schnaubte. „Ich mag meine Margaritas auf Eis und mit viel Salz am Rand.“ Ich glaubte, ihr Blick bedeutete in Pferdesprache, dass sie mich viel amüsanter fand als Rhiannon.
    Als ich mich dem Fluss zuwandte bemerkte ich, dass wir uns schon ziemlich weit von seinem Ufer entfernt hatten. An dieser Stelle war es steinig, und mir kam es plötzlich ein wenig steil vor. Vorsichtig führte ich Epi und rutschte den kleinen Abhang hinunter, wobei ich eine Staubwolke und loses Geröll aufwirbelte. Nach all der Anstrengung, derer es bedurft hatte, um hinunterzukommen, sah ich mit Erleichterung, dass das Wasser so kalt und klar war wie zuvor. Das war besonders willkommen, da der voranschreitende Tag steigende Temperaturen mit sich gebracht hatte. Im Schatten der Bäume war es zwar nicht unangenehm, aber das kühle Wasser war doch eine willkommene Erfrischung. Um die Verhältnismäßigkeit zu wahren, erinnerte ich mich daran, dass die Wärme hier nicht mit der Hitze eines typischen Sommertages in Oklahoma vergleichbar war, an dem die Luftfeuchtigkeit ungefähr eine Trillion Prozent betrug und das Thermometer auf über vierzig Grad stieg.
    Der Wechsel von einer Welt in die andere hatte mir zwar einen schlechteren Ruf, aber dafür definitiv besseres Wetter eingebracht, also konnte ich mich wohl nicht beschweren.
    Epi stupste mich an und holte mich dadurch aus meinen Gedanken. „Bereit, weiterzureiten, Zaubermädchen?“ Ihr Blick bejahte meine Frage, und so führte ich sie zu einem Stein, der groß genug war, um mir als Aufstieghilfe zu dienen. Die Stute neigte ihren Kopf und sah mich komisch an.
    „Ich nehme an, du hast bereits herausgefunden, dass ich nicht Rhiannon bin. Sie kann sehr wahrscheinlich ohne jegliche Hilfe aufsteigen.“ Epi schaute mich weiterhin unverwandt an, und ich hatte das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. „Nimm’s nicht persönlich, aber das könnte daran liegen, dass sie es gewohnt ist, ihren Körper auf und ab zu bewegen.“ Epi beugte den Hals und blinzelte mich mit ihren wunderschönen braunen Augen an. „Versteh mich nicht falsch, ich habe nichts gegen körperliche Betätigungen, aber ich bevorzuge Qualität statt Quantität.“ Das Pferd warf seinen Kopf zurück und gab ein sehr menschlich klingendes Quietschen von sich. Wirklich, es klang wie ein Pferdelachen, und als ich mich vom Stein hievte und in den Sattel kletterte, musste ich auch kichern. „Wir verstehen uns?“ Epi drehte den Kopf nach hinten und knabberte an meinem Fuß, der ungeschickt im Steigbügel hing. „Ich nehme das als Ja.“ Lächelnd

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