Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
Vom Netzwerk:
stellte ich meinen Fuß dorthin, wo er hingehörte, und schnalzte mit der Zunge (als ob Epi darauf angewiesen wäre …).
    Ich klopfte ihr zärtlich den Hals. Es gab einfach Dinge in dieser Welt, die richtig cool waren.
    Epi und ich erklommen die Böschung, und überrascht bemerkte ich, wie steil und steinig es aus diesem Winkel aussah. Auf dem Weg hinunter hatte es lange nicht so schlimm gewirkt. Vielleicht lag es daran, dass ich es auf dem Hinweg aus meiner Perspektive und jetzt von sehr viel weiter oben sah. Um Epi den Aufstieg zu erleichtern, beugte ich mich ein wenig vor …
    Plötzlich bewegten sich die Steine unter uns. Epi stolperte und machte einen ungeschickten Sprung nach vorne, um die Balance zu halten. Ich wurde nach vorne geschleudert und musste mich an ihrem Hals festhalten, um nicht hinunterzufallen. Ich konnte spüren, wie sie darum kämpfte, auf allen vieren zu bleiben. Es war, als würde sie durch steinigen Treibsand schwimmen müssen, der an ihren Hufen zerrte. Sie schien keinen Halt zu finden, während Steine und Kiesel herumwirbelten. Ich konnte nicht mehr tun, als mich festzuhalten und zu versuchen, mein Gewicht nicht zu sehr auf eine Seite zu verlagern, damit sie nicht ihr eh schon wackeliges Gleichgewicht verlor.
    Mit einem Mal bekam Epi festen Boden unter die Hufe und sprang mit einem beherzten Satz nach vorne und in Sicherheit. Ich ignorierte meinen zitternden Magen, ließ mich aus dem Sattel gleiten und strich über ihre muskulösen Flanken. Sie atmete schwer und zitterte am ganzen Leib. Jedes andere Pferd hätte jetzt panisch aufgerissene Augen, aber Epi stand ruhig da und ließ meine Untersuchung still über sich ergehen.
    „Gutes Pferd. Das ist mein Zaubermädchen.“ Mein Gemurmel diente genauso dazu, meine Nerven zu beruhigen, wie ihre. „Du warst so mutig. Ich bin stolz auf dich.“ Ich beendete das Abtasten ihrer Beine. Keine gebrochenen Knochen. Keine Schnittwunden. Sie schien unverletzt zu sein.
    Aus Erfahrung wusste ich, wie empfindlich die Beine von Pferden sind. Wenn man einmal beobachtet hat, wie ein Pferd im vollen Galopp um eine Kurve kommt, den Huf falsch aufsetzt und es laut knackt, vergisst man das nie wieder. Ich war zehn Jahre alt, als ich das erste Mal gesehen habe, wie sich ein Pferd ein Bein brach. Es war ein glatter Bruch, zwischen dem Knie und dem Huf. Das Pferd versuchte, das Rennen zu Ende zu laufen, obwohl der Knochen bereits durch die Haut ragte.
    Ein einziger falscher Schritt …
    Ich ließ Epi ihre Stirn gegen meine Brust drücken, streichelte ihren wunderschönen Kopf und glättete ihre Mähne mit meinen Händen. „Alles ist gut, alles ist gut. Du bist so ein gutes Mädchen.“ Ich murmelte endlose Zärtlichkeiten, während wir beide versuchten, unseren Atem und unser Herzrasen wieder unter Kontrolle zu bekommen.
    Schlussendlich hob sie ihren Kopf und rieb ihre Nase an meiner Wange, die nass vor Tränen war. Ich wischte mein Gesicht ab, trat einen Schritt zurück und unterzog sie noch einmal einer kritischen Betrachtung.
    „Ich glaube, du bist in Ordnung.“ Ich ging einmal um sie herum, wobei sie den Kopf senkte und in das satte Gras schnaubte. Ich lächelte. „Du hast Hunger. Dann muss alles wieder in Ordnung sein.“ Sie rupfte etwas Gras aus und kaute zufrieden darauf herum. „Lass uns so etwas nicht noch einmal tun, okay?“ Sie warf den Kopf nach hinten. „Okay, großes Mädchen, nun muss ich gucken, wie ich ohne Hilfe auf dich raufkomme.“ Epi hörte auf zu kauen, und ich schwöre, dass sie ein „Hmpf“ durch ihre Nase ausstieß. „Halt einfach still und fang nicht an zu lachen.“
    Sie hielt still, aber ich kann nicht beschwören, dass sie nicht lachte, als ich stöhnend versuchte, mich hinaufzuhangeln. Ich schaffte es, und wir machten uns wieder auf den Weg. Sie schien wirklich keine Verletzungen davongetragen zu haben. Erleichtert seufzte ich und trieb sie zu leichtem Trab an. Meine Haare hatten während der Aktion natürlich angefangen, sich aus dem Staub beziehungsweise aus dem Zopf zu machen, und nun versuchte ich, sie wieder irgendwie zusammenzubringen, wobei ich die Titelmelodie von „Bonanza“ summte.
    „Ich geb’s auf.“ Epis Ohren zuckten nach hinten, um mir zuzuhören. „Egal, wie unmodisch es auch ist, ich brauche ein Haargummi.“ Ungefähr die Hälfte meiner Haare lockte sich um meinen Kopf, als wäre ich Medusas verrückte rothaarige Schwester. Die andere Hälfte hielt noch zusammen. „Vielleicht begründe ich hier

Weitere Kostenlose Bücher