Ausersehen
um möglichst bequem zu sitzen.
Das Land war wunderschön, saftig und gedieh offensichtlich gut. Hügelige Weinberge wechselten sich mit Getreidefeldern ab, dazwischen standen immer wieder kleine Häuschen. Wilde Blumen wuchsen auf Wiesen und sprenkelten das satte Grün mit Orange, Violett und Gelb. Wir mussten mehrere klare, glitzernde Bäche überqueren, die die Felder durchzogen. Aus der Luft und im Schutze der Nacht hatte die Gegend mich an Umbrien erinnert. Jetzt, bei Tageslicht und aus der Nähe, war es mehr wie der Lake District in England, nur dass die Hügel etwas gezähmter wirkten. Und es war wärmer. Bisher hatte es auch noch nicht geregnet. Und, nun ja, es gab hier keine Engländer. Alles in allem war es ein Land, auf das jeder stolz wäre, wenn es ihm gehörte.
Es war später Vormittag, als ich in der Nähe eines unseren Weg kreuzenden Bachs ein schön dichtes Gebüsch (und einige weichblättrige Pflanzen) entdeckte.
„Können wir hier bitte einen kurzen Boxenstopp einlegen?“ Zutiefst beschämt musste ich zugeben, dass ich jede Ausrede genoss, die es mir ermöglichte, mich an ClanFintans Rücken zu drücken.
„Was bitte ist ein Boxenstopp?“
ClanFintans Arme waren mit einem leichten Schweißfilm bedeckt, aber sein Atem klang noch normal. Er war in wirklich guter Verfassung. (Notiz an mich: lecker.)
„Das ist eine Pause, in der man seine Energie auflädt und sich um, nun ja, notwendige Dinge kümmert.“ Themen wie das Erledigen dringender Bedürfnisse werden ja angeblich einfacher, je länger man verheiratet ist. Die Tatsache, dass wir noch nicht allzu lange vermählt waren, in Verbindung mit dem Mangel an auch nur halbwegs vernünftigen Toiletten musste ja zu Verlegenheit führen. Kein Wunder, dass ich fühlte, wie ich wieder errötete. „Außerdem habe ich Durst.“
„Oh, natürlich. Daran hätte ich eher denken sollen.“ Er wechselte in gemächlichen Trab, als wir uns dem Bach näherten. Über die Schulter rief er seinen Zentauren zu: „Wir werden einen kleinen“, er lächelte mich an, „ Boxenstopp einlegen.“
Ich musste ihnen zugutehalten, dass sie keine Miene verzogen.
ClanFintan drehte sich zu mir um und legte mir einen Arm um die Taille. Dann hob er mich aus dem Sattel und stellte mich auf die Erde. Peinlich berührt bemerkte ich, wie meine Beine unter mir nachgaben, und ich musste mich Halt suchend an seinen starken Arm klammern. Er verstand sofort, worin mein Problem lag, und ehe ich mich versah, schaute ich ihm in die Augen, während er mich in eine Umarmung zog und festhielt.
„Es tut mir leid. Ich glaube, meine Beine sind eingeschlafen.“ Ich schaute zu ihm hoch, weil ich sehen wollte, ob er sich über meine Schwäche lustig machte.
„Sie müssen sich nicht entschuldigen. Da Sie sich nicht beklagt haben, habe ich das Tempo einfach beibehalten.“ Auf seinem hübschen Gesicht spiegelte sich Sorge. „Ich hätte rücksichtsvoller sein sollen. Bitte, setzen Sie sich hier auf diesen Baumstamm und lassen Sie mich die Blutzirkulation in Ihren Beinen wieder anregen.“
Er half mir hinüber zu einem gefällten Baum, und ich setzte mich darauf. Meine Füße baumelten herunter, ohne die Erde zu berühren, und ich hielt mich an den trockenen Ästen fest, um das Gleichgewicht zu halten. Ich saß beinahe in Höhe seiner Hüfte, was es ClanFintan erlaubte, mir ohne große Mühe die Stiefel auszuziehen. Dann nahm er meinen rechten Fuß und massierte und streichelte ihn von der Zehenspitze über die Fußsohle bis zu meinem Knie und wieder zurück zu den Waden.
Es war so angenehm, dass ich mit halb geschlossenen Lidern und leicht geöffneten Lippen dasaß. Ich fühlte mich wie Marilyn Monroe, als mir ein Stöhnen entfuhr.
„Zu fest?“ Er schaute auf.
„Pst, nicht reden. Mein Bein hat gerade ein tiefes und bedeutungsvolles Erlebnis mit Ihren Händen. Wir sollten es dabei nicht stören.“
Er lachte leise in sich hinein.
„Kommt das Gefühl im Fuß langsam wieder?“
„Alle möglichen Gefühle kommen wieder. Meinten Sie irgendein bestimmtes?“
Er lächelte nur und wandte sich meinem anderen Bein zu.
„Mmmm. Sie sind darin sehr gut.“ Ich hatte immer das schleichende Gefühl, dass Männer ein bisschen wie Welpen sind – man muss sie loben und belohnen, wenn sie das Richtige tun. „Danke schön.“
Nachdem ich das mit dem Lob erledigt hatte, wandte mein Gehirn sich nur zu gern dem Thema Belohnung zu – und wurde viel zu schnell durch einen Klaps auf meine Wade aus
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