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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. C. Cast
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seinen nicht jugendfreien Träumen gerissen.
    „Ich denke, jetzt müsste es besser sein.“
    Er hob mich vom Baumstamm und stellte mich neben sich. Er hatte recht, meine Füße gehorchten mir wieder, aber für einen Moment überlegte ich, ihm etwas vorzuspielen.
    „Sie haben recht. Habe ich noch etwas Zeit, meine Füße im Bach zu kühlen, bevor ich meine Stiefel wieder anziehe?“
    „Aber nur kurz, Lady Rhiannon. Ich möchte sicherstellen, dass wir heute vor Sonnenuntergang in Sichtweite von MacCallans Burg sind.“
    „So schnell schon?“ Das Wissen darum, was wir auf der Burg vorfinden würden, lag mir schwer auf dem Magen.
    „Sie können hierbleiben, und ich kümmere mich um alles, was auf der Burg getan werden muss.“ Er sprach mit sanfter Stimme.
    „Danke, aber nein. Er ist mein Vater. Es liegt schließlich in meiner Verantwortung, und ich muss mit eigenen Augen sehen, was ihm passiert ist.“
    „Das verstehe ich, und ich werde an Ihrer Seite sein.“
    Langsam, beinahe zögernd, streckte er einen Arm aus und nahm meine Hand.
    Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass er mich vielleicht gar nicht mögen wollte. Nach allem, was er über mich wusste, könnte ich mich innerhalb von Sekunden wieder in die zickige Schlampe verwandeln, die kein Interesse daran hatte, sich um ihn zu kümmern, und die diese Ehe nie gewollt hatte – zeitlich begrenzt oder nicht. Die Freundlichkeit, die er mir gegenüber zeigte, war ein Beweis für seine Integrität. Es musste unglaublich schwer für ihn gewesen sein, meine Hand zu nehmen.
    Also gab ich ihm mein bestes „Guter Junge, braver Junge“-Lächeln und drückte seine Hand.
    „Ich bin froh, dass Sie bei mir sind, aber jetzt brauche ich ein wenig Privatsphäre, Sie verstehen?“
    Er lächelte und erwiderte den Druck, bevor er meine Hand losließ und sich in Richtung Fluss zu seinen Zentauren begab.
    „Ich bin ganz in der Nähe, falls Sie mich brauchen.“
    „Ich bin sicher, dass ich eher sterben würde …“, flüsterte ich, während ich zielstrebig davonstapfte, um ein Gebüsch zu suchen, wobei ich achtgab, nicht auf irgendwelche Äste zu treten.
    Nachdem ich alles erledigt hatte, was es zu erledigen gab, kehrte ich zum Bach zurück und trank durstig von dem klaren, eiskalten Wasser. Ich wusch mein Gesicht und strich mir mit nassen Fingern durch das Haar, um meine wilden Locken zu zähmen. Dann setzte ich mich ans Ufer und ließ meine Füße ins Wasser baumeln, während ich versuchte, so etwas wie eine Frisur zu erzeugen.
    „Wenn Sie erlauben, Mylady.“
    Ich schaute über meine Schulter und sah, wie ClanFintan sich hinter mich kniete. In der einen Hand hielt er ein Stück Leder, in der anderen einen breitzinkigen Kamm. Das Lederstück war genauso eins, wie er es benutzte, um seine dichte Mähne (oder wie sollte ich es sonst nennen) zurückzuhalten. Bevor ich etwas erwidern konnte, hatte er die Reste des von Alanna geflochtenen Zopfs gelöst und zog den Kamm durch meine wilden roten Strähnen. Ich seufzte glücklich und schloss die Augen. In viel zu kurzer Zeit hatte er meine Haare hübsch zusammengebunden.
    „Das sollte erst einmal halten.“
    Es gelang mir, eine Art Dank hervorzustöhnen.
    „Sie lassen ihre Füße besser erst richtig trocknen, bevor Sie die Stiefel wieder anziehen. Wir müssen bald aufbrechen.“
    Er klang mitfühlend, und seine Hand ruhte kurz auf meiner Schulter, bevor er sich erhob.
    „Okay, ich bin fertig.“ Ich stand auf, ging zu einer kleinen Wiese hinüber und trocknete mir im Gras die Füße ab. Einer der Zentauren, ein attraktiver junger Rotschimmel, kam auf mich zu und bot mir mit einem scheuen Lächeln etwas an, das wie Trockenfleisch roch.
    „Danke schön!“ Ich lächelte ihn strahlend dafür an, dass er kein Pflanzenfresser war.
    „Gern geschehen, Mylady.“
    Er errötete auf ganz entzückende Art und gesellte sich wieder zu seinen Freunden, die sich zum Aufbruch bereit machten.
    Ich hielt das Fleisch mit den Zähnen fest und zog meine Stiefel an, dann humpelte ich zu ClanFintan hinüber, der schon auf mich wartete. Er kaute auch auf einem Stück Trockenfleisch herum, während er den Bauchgurt festzurrte und sicherstellte, dass der Sattel gut saß.
    „Okay, ich bin so weit.“ Ich streckte meine Hand aus, und wir legten unsere Arme umeinander. Schneller, als ich blinzeln konnte, saß ich schon wieder oben.
    ClanFintan schüttelte kurz den Kopf, dann trabte er los und fiel schon bald in seinen weichen, Meilen fressenden

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