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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Mißgeschick. Ach, was rede ich überhaupt! Es hat ja doch keinen Sinn.« Ich drückte der Frau hinter der Rezeption den Blumenstrauß in die Hand. »Hier, dann haben Sie wenigstens was davon!«
    Als ich auf den Bürgersteig trat, sah ich gerade noch, wie Alexa Schnittler auf dem Beifahrersitz eines Sportcabrios davonbrauste. Ihre rötlichen Haare flatterten im Wind, als wollten sie mir höhnisch zuwinken.

9
    »Jetzt erzähl erstmal, was überhaupt los ist!« Alexa plapperte seit drei Minuten wilde Flüche durcheinander,ohne daß er etwas verstanden hatte. »Woher kennst du den Kerl überhaupt?«
    »Das ist es ja«, schimpfte Alexa wütend, »ich kenne ihn eigentlich gar nicht. Er kam gestern einfach frech weg mit irgendeinem ausgeliehenen Dackel in die Praxis und schwafelte irgendetwas von psychischen Problemen seines Hundes. Zunächst dachte ich, der hat einfach nicht alle Tassen im Schrank. Dann merkte ich, daß er nur einen Vorwand gesucht hatte, um mich zu einer Verabredung zu bewegen.«
    »Woher kannte er dich denn überhaupt?« fragte Hendrik dazwischen.
    »Aus dem Q. Er war vorgestern auch da, als wir uns dort getroffen haben.« Hendrik nickte.
    »Auf jeden Fall fand ich seine Art ganz originell. Er hat mich zum Abendessen eingeladen, und ich habe zugesagt.«
    »Ist ja sonst nicht gerade deine Art, wenn du jemanden gar nicht kennst.«
    »Ich weiß. Aber mein Gefühl sagte mir, daß er wirklich ein netter Kerl ist. Außerdem wollten wir uns im Bajazzo treffen. Dort kann er mich ja nicht so ohne weiteres unter den Tisch zerren und vor Ort skalpieren.«
    »Weißt du denn wenigstens seinen Namen?«
    »Ja klar. Vincent Jakobs heißt er. Er hat sich vorgestellt. Außerdem hat er erwähnt, daß er gerade erst hierher gezogen ist. Er sucht einfach Kontakt.«
    »Na reizend! Und dann hat er dich versetzt?« Jetzt kam Alexa wieder richtig in Fahrt.
    »Und nicht nur das! Stell dir vor: Ich hetze mich ab, damit ich pünktlich bei- guck nicht so, es stimmt, ich war wirklich pünktlich–«
    »Dann mußt du ja tatsächlich auf ihn stehen.«
    »Vergiß es! Also, ich kam völlig abgehetzt, aber echt in Schale geworfen dort an, aber er ließ sich einfach nicht blicken. Meine Wut stieg mit jeder Minute, die verstrich. Ach was, sie potenzierte sich. Schließlich hatte er mich unbekannterweise eingeladen! Nach einer Viertelstunde bin ich dann wutentbrannt abgedampft. Und jetzt kommt das Beste. Unterwegs habe ich ihn getroffen. Ich bin ihm im Auto entgegengekommen, und weißt du, mit welcher Schnecke er da durch die Gegend juckelte, während ich wie eine Doofe auf ihn gewartet hatte?«
    »Ich kenne mich unter den heimischen Schnecken nicht so gut aus.«
    »Mit Friederike Glöckner, dieser überkandidelten Theatergans. Das ist ja wohl der Hammer!«
    »Kenne ich die?« fragte Hendrik.
    »Natürlich kennst du die. Sie hat in dem Theaterstück, in dem wir vor ein paar Monaten zusammen waren, die Hauptrolle gespielt.«
    »Ach, die vom Theater am Turm? Über deren Getue hast du dich damals schon so aufgeregt.«
    »Stimmt! Aber die Tücke kann mir ja wirklich egal sein. Nur, daß dieser unverschämte Typ mich derart veräppelt hat, das werde ich ihm nie verzeihen. Ach, was sage ich. Daß ich so blöd war, mich auf so etwas mit einem Wildfremden überhaupt einzulassen, das werde ich mir selbst nie verzeihen.«
    »Ach, Alexa«, Hendrik streichelte ihr behutsam über die Hand, »das passiert uns allen mal. Beim nächsten Mal bist du schlauer. Komm, laß uns zum Trost etwas Schönes unternehmen!«
    Alexa seufzte. »Weißt du was? Laß uns zu Strebens fahren!«
    »Zu Strebens?« Hendrik pfiff durch die Zähne. Alexa war eine der sparsamsten Frauen, die er kannte, und Strebens war das beste und teuerste Restaurant der gesamten Umgebung.

10
    Von der Tierarztpraxis aus ging ich in die nächste Telefonzelle und wählte Roberts Nummer. Ich mußte ihm unbedingt sagen, wie beschissen ich dieses sauerländische Nest fand. Nach zweimaligem Klingeln ertönte das Klicken des Anrufbeantworters. Es folgte die Eingangsmelodie von »Spiel mir das Lied vom Tod«. Ich stöhnte. Robert hatte schon wieder seine Ansage geändert.
    ›Sehr geehrter Anrufer, sehr geehrte Anruferin! Es ist wirklich allzu schade, daß ich Sie nicht persönlich begrüßen und ein nettes Wort mit Ihnen wechseln kann. Vielleicht ließe sich dieses ja bei einer anderen schönen Gelegenheit nachholen. Hinterlassen Sie mir doch bitte zum Zwecke einer Kontaktaufnahme Ihre Telefonnummer.

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