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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Alexa, die das Thema wieder aufgriff. »Dr. von Feldhausen ist übrigens nicht der einzige Ihrer zukünftigen Kollegen, den ich kenne. Vor ein paar Tagen wurde ich zu einem Hausbesuch bei Mutter und Tochter Erkens geschickt. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Ich habe Frau Erkens erst einmal kurz gesehen, aber schon häufiger von ihr gehört.«
    »Auf jeden Fall führen die beiden Damen ein sehr seltsames Zusammenleben. Die Tochter hat nichts zu lachen, weil sie unter dem Pantoffel ihrer Mutter vegetiert. Die Katze übrigens auch nicht. Sie sollte nach Mutterns Ansicht eingeschläfert werden. Kurz vor meiner Flucht aus diesem schaurigen Haus hat mich die Tochter dann doch noch abgefangen und der Katze zu einer Operation verholfen. Ein merkwürdiges Paar.«
    Ich schmunzelte. »Allerdings. An meiner zukünftigen Arbeitsstätte scheint es einige skurrile Gestalten zu geben.«
    Alexa hob ihr Glas. »Aller Voraussicht nach gibt es ja demnächst noch eine mehr.«
    Skurril. Skurril. Konnte man dem irgendetwas Positives abgewinnen? Auf dem Weg zur Schule durchdachte ich jeden Satz, jedes Wort, das Alexa Schnittler eben gesagt hatte. Hatte sie sich nicht an einer Stelle negativ über Rheinländer geäußert? Auf jeden Fall hatte sie sich gut amüsiert. Sie hatte mehrmals gelacht und nur zweimal kurz auf die Uhr geguckt. Ich mußte grinsen. Wenn Robert mich so sehen würde! Als fürsorglicher Freund hatte er mir nach Angie Beziehungsverbot erteilt und ausschließlich Kontakt zu den Schulschwestern gestattet. Wie kam es, daß ich mich schon nach etwa zweieinhalb Sekunden in diese Frau verliebt hatte, damals im Quatsch? Sonst war das nicht gerade meine Art. Allein der Gedanke an sie, an Alexa, jagte alle meine Organe in meinem Inneren durcheinander. Ich seufzte. Schließlich hatte ich etwas Erfahrung. Wahrscheinlich war ich nicht der einzige Mann auf der Welt, der Alexa Schnittler für unwiderstehlich hielt. Vermutlich saß sie gerade jetzt in der Tierarztpraxis vor einem gerahmten Foto ihres Auserwählten. Vielleicht war es sogar dieser Schnösel, mit dem ich sie in der Kneipe gesehen hatte. Skurril. Ob das ein Scherz war? Oder fand sie mich wirklich skurril? Wollte ich skurril sein? Mein Gott, ich war wirklich ziemlich durch den Wind. Aber immerhin hatte mein Auto seinen Weg zur Schule gefunden. Ich parkte auf dem Lehrerparkplatz und schaute hämisch, ob HeSieda irgendwo lauerte. Als ich auf den Haupteingang zuschlenderte, kam ich an einem kleinen Lieferwagen vorbei. Ein Mann räumte im hinteren Teil des Wagens herum. Als er seinen Kopf zur Tür herausstreckte, erschrak ich fast. Der Buchhändler. Er lächelte mich freundlich an.
    »Na, Herr Jakobs, können Sie es gar nicht abwarten, bis der Unterricht endlich beginnt?« Mir fiel keine intelligente Antwort ein, und ich versuchte, mit einem kurzen Nicken vorbeizugehen.
    »Es würde Ihnen doch sicher nichts ausmachen, wenn–« Der Buchhändler kramte weiter in seinem Lieferwagen herum, »–wenn Sie diesen Karton im Lehrerzimmer auf Herrn Sondermanns Platz stellen würden?« Die Frage war keine wirkliche Frage. Der Buchhändler drückte mir das Paket in den Arm, schlug die Tür zu und ging freundlich winkend zur Fahrertür. »Mit den besten Grüßen!«
    Ich bekam den Mund erst wieder zu, als er mir beim Zurücksetzen zuwinkte. Bei der Gelegenheit sah ich die Aufschrift, die am Wagen angebracht war. Gustav Radebach. Buchhandlung. Radebach, natürlich. Jetzt wußte ich, warum mir das Gesicht bekannt vorgekommen war. Ich hatte es mit dem Bruder des stellvertretenden Direktors zu tun gehabt. Ich nahm das Paket und machte mich auf den Weg zum Lehrerzimmer. Mir diesen Brocken in die Hand zu drücken! Und dann noch für meinen speziellen Freund HeSieda! Das wurde ja immer schöner. Der Buchhändler hatte es einfach raus, und das verschmitzte Grinsen zwischen seinen Ohren war mir natürlich nicht entgangen.. Eins zu null für ihn, aber ich würde mich revanchieren! Grummelnd stapfte ich am Sekretariat vorbei in Richtung Lehrerzimmer.
    »Herr Jakobs, Sie sind das! Ich dachte schon, die Möbelpacker wären unterwegs.« Ich schaffte es, einen Blick über den Karton zu werfen. Allerdings ließ schon das nun einsetzende helle Lachen keinen Zweifel daran, daß ich es mit Schwester Dorothea zu tun hatte. Wie ein Leuchtturm stand die großgewachsene Schwester vor mir und schien auf ein Schwätzchen aus zu sein.
    »Haben Sie es denn noch nicht gehört?« überkam es mich. »Ich beziehe ein Zimmer

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