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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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daß man für eine Beförderung mit zweiMarkfünfzig mehr im Monat jemanden um die Ecke bringt?«
    Leo schaute mich unwillig an. »Erstens:«, er konnte jetzt zu seiner Freude zum Argumentieren beide Arme benutzen, »Es handelt sich nicht um zweiMarkfünfzig mehr im Monat, sondern, soviel ich weiß, um etwa sechshundert mehr plus Sonderzuschläge. Das Geld ist nicht zu verachten, vor allem wenn man sich wie Sondermann eine Villa hingesetzt hat, die eigentlich ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Zweitens: Bei beiden geht es bei der Beförderung um mehr als um die Knete. Es geht um den Titel, und es geht um die Machtposition in der Schule. Drittens ist eine Studiendirektorenstelle ein Sprungbrett, wenn man an einer anderen Schule noch Karriere machen will. Vielleicht sah sich einer von beiden ja schon als Schulleiter eines anderen Gymnasiums.«
    Zwei Tage vorher hätte ich Leo wie schon so oft zur Besinnung gerufen. Aber nach dem, was ich auf der Toilette hatte mit anhören müssen, war ich mir nicht mehr so sicher, daß es sich um absoluten Schwachsinn handelte.
    »Mir fällt noch was ein«, Leo unterbrach mein Grübeln. »Bernhard Sondermann hat eine Professorentochter geheiratet. Man munkelt, daß seine Gattin ihn immer schwer unter Druck gesetzt hat, sich beruflich zu verbessern. Schon als Radebach stellvertretender Direktor geworden ist und nicht er, soll Sondermann zu Hause die Essensration gekürzt worden sein. Sondermann wollte seiner Frau und deren Familie auf jeden Fall etwas beweisen. Vielleicht hat er dabei etwas nachgeholfen. Und was die Erkens angeht, die mußte sich selbst etwas beweisen. Die hat ja nichts außer der Schule.« Ich dachte an das, was Alexa mir von ihrem Besuch bei Mutter und Tochter Erkens erzählt hatte.
    »Weißt du, was mir nicht einleuchtet?«, warf ich ein. »Sowohl Sondermann als auch Erkens konnten doch nicht sicher sein, daß sie Langensieps Stelle bekommen würden. Es war doch klar, daß zwei oder noch mehr Bewerber zu Felde rücken würden.«
    »Das sollte man denken«, sagte Leo nachdenklich, »aber nach allem, was du mir eben über ihren Streit erzählt hast, war sich doch jeder sicher, daß er als einziger Nachfolger von Langensiep in Frage käme. Man hat nicht an die Konkurrenz gedacht, sondern wirklich nur an sich selbst.«
    »Und wenn es tatsächlich so wäre, wie wir uns hier zusammenspinnen«, gab ich zu bedenken, » was könnten wir dann tun? Wenn einer von denen aus blankem Ehrgeiz zum Mörder mutiert wäre, könnten wir es trotzdem nicht beweisen.«
    »Das gilt es zu überdenken«, Leo war wie immer optimistisch, »bestellen wir uns doch fürs erste einen Ouzo! Ich will mit dir einen heben – auf die Lehrer am Elli, und zwar auf die ohne Karriereabsichten!«

20
    Leos Vorschläge zur Ausspionierung der »Motivträger«, wie er sie nannte, waren ziemlich behämmert, aber mir war selbst nichts Besseres eingefallen, und so war ich machtlos. Zu den Motivträgern gehörten natürlich Erkens und Sondermann sowie Feldhausen. Als ich am Rande erwähnte, daß uns für Feldhausen ja noch gar kein Motiv bekannt sei, teilte Leo mich prompt ein, ein solches zu finden.
    »Und wie?« fragte ich wie Watson an der Grenze seiner intellektuellen Fähigkeiten.
    Holmes stöhnte. »Du mußt dir halt selbst mal Gedanken machen! Ich kann doch nicht alles übernehmen.« Nach dieser Bemerkung wagte ich nicht, weitere dumme Fragen zu stellen, und hoffte auf eine gnädige Eingebung oder darauf, daß Holmes einfach vergessen würde, nach Ergebnissen zu fragen.
    Für den nächsten Morgen hatte ich sowieso Wichtigeres geplant und konnte so meinen Auftrag vorerst verdrängen. Alexa hatte einen freien Vormittag, und wir hatten uns zum Badminton verabredet. Nicht, daß ich diese Sportart beherrscht hätte, aber als Alexa mich danach gefragt hatte, hatte ich nicht zugeben wollen, daß ich kaum Erfahrungen aufweisen konnte. Einmal hatte ich mein Glück mit Robert versucht, aber da wir beide die Regeln nicht richtig kannten, hatten wir uns auf ein lockeres Übers-Netz-Ballern beschränkt und uns dabei gut unterhalten. Ich stand deshalb an diesem Morgen früh auf und las in meinem Sportlexikon die Kurzfassung der Badmintonregeln durch, um nicht ganz blöd dazustehen. Ganz frühzeitig machte ich mich auf den Weg zur Halle, die Alexa ausgesucht hatte (jedes Zuspätkommen wäre das Ende unserer zarten Kennenlernversuche gewesen) und lieh mir dort einen Schläger. Während ich mich umzog, ärgerte ich

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