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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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mich, daß ich kein Geld in einen neuen Sportanzug investiert hatte. Die kurze Hose war einfach zu eng geworden. Der erste Versuch, sie anzuziehen, endete jäh über den Knien. Ich verfluchte einmal mehr mein Hinterteil und packte die Hose schamvoll wieder ein. Meine Jogginghose, die ich zum Waldlauf trug, ließ sich zwar locker anziehen, endete aber zu meinem Entsetzen in der Mitte meiner Waden. Sie sah aus, als hätte ich sie zur Erstkommunion geschenkt bekommen. Für meine Sprints mit Leo mochte sie es ja noch tun, aber für mein Treffen mit Alexa hätte ich mir schon etwas Besseres gewünscht.
    Ich verfluchte meine Waschmaschine, wie ich zuvor meinen Allerwertesten verflucht hatte. Was sollte ich tun? Ich mußte mich mit meiner Knickerbocker-Jogginghose begnügen. Als ich mich auf den Weg zum Court machte, begegnete ich prompt zwei Sportlern, die mit ihrem perfekten Outfit auf mich abstoßend wirkten. Wie konnte man einen solch makellosen Körper besitzen, noch dazu als Mann? Und wenn schon, warum wirkten diese Kerle dann nicht wie zwei hirnlose Muskelprotze, sondern wie Typen, mit denen man wahrscheinlich sogar ein Gespräch führen konnte? Ich ignorierte ihre lässigen Sportklamotten, die zu den gebräunten Beinen einfach grandios wirkten, und marschierte aufs Spielfeld. Alexa war immer noch nicht da, obwohl unsere Spielzeit in zwei Minuten begann. Ich machte ein paar Aufwärmübungen, bis sie plötzlich mit wehenden Haaren in die Halle gerannt kam. Ihre Sportsachen hatte sie schon an, im Laufen zog sie ihre Jacke aus, band sich ein Gummi in die Haare und pfefferte ihre Sporttasche auf die Bank am Rande des Feldes. »Es kann losgehen«, rief sie außer Atem und positionierte sich in der Mitte ihrer Hälfte. Ich schaute auf die Uhr an der Hallenwand. Die Genugtuung wollte ich mir nicht nehmen lassen. Ich zeigte stumm nach oben.
    »Drei Minuten!« sagte ich grinsend.
    »O.K., wir sind quitt, aber jetzt mach endlich.« Der Schwung, mit dem meine Spielpartnerin aufs Feld gelaufen war, setzte sich im Match fort. Nachdem sie mir dreimal den Ball um die Ohren geschlagen hatte und ich lässig ein »Spielen wir uns mal langsam ein!« gerufen hatte, ging es erst richtig los. Alexa war mir haushoch überlegen. Im blinden Bemühen, wenigstens den einen oder anderen Ball zurückzuspielen, wurde ich so hampelig, daß ich nicht mal mehr bei der Angabe den Ball übers Netz brachte.
    »Ich bin wohl heute nicht so gut in Form!«, versuchte ich das Problem nun verbal anzugehen und gleichzeitig eine Verschnaufpause herauszuschinden.
    »Mhm.« Alexa war unerbittlich und setzte mir bei dieser Antwort einen Stoppball knapp hinters Netz. Zwischenzeitlich fragte ich mich, ob es lächerlich wirkte, daß ich trotz meiner haushohen Unterlegenheit jedem noch so aussichtslosen Ball hinterherrannte. Ich hoffte jedoch, daß ich ihr wenigstens durch meinen Ehrgeiz, wenn schon nicht durch meine Sportlichkeit, imponierte. Das Ganze wurde zu einem schrecklichen Desaster. Ich strengte mich an wie ein balzender Truthahn und mußte doch wirken wie jemand, der im Sportunterricht immer als letzter in die Völkerballmannschaft gewählt wurde. Nach einer Dreiviertelstunde war ich mit Nerven und Kräften am Ende.
    »Sollen wir jetzt mal zählen?« Alexas Frage traf mich wie ein Hammer. Ich sank in die Knie.
    »Bitte, ich flehe dich an! Verschone mich! Raube mir nicht auch noch mein letztes Quentchen Selbstwertgefühl!«
    Alexa lachte laut und kam ans Netz. »Warum hast du denn nicht gleich gesagt, daß du gar nicht spielen kannst?«
    »Weil ich kein Versager sein wollte. Weil ich ein sportlicher Held sein möchte. Und weil ich-«
    -weil ich dich wiedersehen wollte. Zum Glück hatte ich es nicht ausgesprochen. Wahrscheinlich hätte mich Alexa als echte Sauerländerin gefragt, warum. Sie lachte.
    »Sollen wir Schluß machen für heute?« Ich war glücklich. So konnte ich das Debakel beenden, ohne am Ende von Sanitätern vom Platz getragen zu werden. Wir setzten uns auf die Bank und plauderten ein bißchen.
    »Was macht die Schule?«
    »Der Countdown läuft. Noch fünf Tage bis zum Schulbeginn, aber ich habe bei weitem noch nicht alles geschafft, was ich an Vorbereitung machen wollte. Ein bißchen habe ich auch noch an meiner neuen Wohnung zu tun – Lampen aufhängen und so. Hast du nicht mal Lust, mich zu besuchen? Kochen kann ich besser als Badminton spielen.« Ich lud Alexa für den kommenden Abend ein und fragte auch, ob sie jetzt noch Zeit für ein

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