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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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um sich in die roten Zahlen zu bringen, oder etwa nicht?«
    Leo überlegte. »Schwer zu sagen. Vorstellen kann ich es mir eigentlich nicht. Feldhausen legt zwar Wert auf das passende Äußere, sprich Kleidung und Auto, aber er ist nicht der Typ, der zum Frühstück nach Paris fährt. Dafür war er auch noch nie reich genug.«
    »Es ist auf jeden Fall anzunehmen, daß Feldhausens Geldschwierigkeiten irgendwie mit Langensiep zusammenhängen«, resümierte ich.
    »Das habe ich noch gar nicht erzählt.« Leo wurde wieder munter. »Vincent, du hast doch von den Gegenständen erzählt, die Langensiep von Feldhausen mitgebracht hat und in die die Initialen FuF eingraviert waren.«
    »Stimmt, was ist mit denen?«
    »Nun«, Leos Augen leuchteten, »ich habe in der Schule in den Personalakten gekramt. Feldhausens Vater hieß Friedrich, Friedrich von Feldhausen. Du hast das kleine ’u’ mit einem V verwechselt, schätze ich. Wir können also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, daß die Sachen aus Feldhausens Familienreichtümern stammen.«
    Ich überlegte. »Es ist nicht anzunehmen, daß Feldhausen sie Langensiep geschenkt hat, weil er ein so netter Kollege war.«
    »Stimmt, sonst hätte ich ja auch mal was abstauben müssen.« Leo grinste.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten:« mischte sich Robert wieder ein. »Entweder hat dieser Feldhausen seinem Kollegen die Sachen verkauft, um an Geld zu kommen, oder Langensiep hat Feldhausen erpreßt und deshalb die Sachen bekommen.«
    »Stimmt!« Leo und ich sprachen aus einem Munde. Leo spann den Faden weiter. »Daß Feldhausen die Sachen an Langensiep verkauft hat, halte ich, ehrlich gesagt, für unwahrscheinlich. Ich glaube, Feldhausen hätte lieber an jeden Antiquitätenhändler der Welt verkauft als an Langensiep. Schließlich hätte er mit dieser Blöße seine ganze finanzielle Situation offengelegt.«
    »Ja, die Idee mit der Erpressung klingt besser«, stimmte ich Leo zu.
    »Dies erklärt auch, warum Feldhausen von seinem letzten Treffen mit Langensiep nichts gesagt hat. Es gibt halt etwas über Feldhausen, das niemand wissen darf.«
    »Das Langensiep aber sehr wohl wußte«, vollendete Leo den Gedanken.
    »Im Spurensuchen seid ihr wirklich nicht schlecht«, schmunzelte Robert, »aber jetzt haben wir zum dritten Mal dasselbe Problem: was tun?«
    »Mir fällt nur eine Möglichkeit ein.« Leo schaute uns eindringlich an. »Jemand muß mit Feldhausen sprechen. Jemand, der vorgibt, er kenne das Geheimnis.«
    »Ich verstehe«, schmunzelte ich, »nichts wissen, aber viel bluffen.«
    »Es muß natürlich jemand sein, den Feldhausen nicht kennt.« Es folgten einige Sekunden Stille. Robert schrie auf, als er merkte, daß wir ihn anstarrten.
    »Nein, das könnt ihr mir nicht antun. Ich bin völlig unbegabt in solchen Dingen.«
    »Robert, du brauchst nicht über dein schauspielerisches Talent hinwegzutäuschen. Ich weiß, daß du es hast.« Robert schaute entsetzt. Ich lächelte ihn süßsauer an. »Und außerdem, mein lieber Freund, bist du mir, glaube ich, nach gestern abend etwas schuldig, oder nicht?«
    Es knallte ziemlich laut, als Robert seinen Kopf auf die Tischplatte fallen ließ.

26
    Genauso hatte er sich Dr. Ignaz von Feldhausen vorgestellt. Dünne, fein geschnittene Haare und ein tadelloses Gesicht, das immer gut gepflegt worden war. Er trug ein seidenes Halstuch, das er sich lässig in den Ausschnitt seines weißen Hemdes gesteckt hatte. Die beigefarbene Cordhose vollendete das Bild des intellektuellen Landedelmannes, das von Feldhausen mit seinem Äußeren zu verkörpern versuchte.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« Feldhausens Stimme klang freundlich, aber distanziert.
    »Das können Sie allerdings. Darf ich mich vorstellen? Rüdiger Langensiep.« Von Feldhausen fuhr ein Schrecken durch Gesicht und Glieder, den er nicht verstecken konnte.
    »Darf ich reinkommen?« Feldhausen überlegte einen Augenblick.
    »Bitte.« Er führte Robert durch die mit Waidstücken behängte Diele in sein Arbeitszimmer. Feldhausen bot seinem Gast einen Platz auf dem Ledersofa an, aber Robert hielt es für besser, das Gespräch im Stehen zu führen. Als er wie selbstverständlich auf das Fenster zutrat, um einen Blick nach draußen zu werfen, eröffnete von Feldhausen die Partie. Offensichtlich hatte er den Schreck fürs erste verwunden und spielte den souveränen, aber unwissenden Gastgeber.
    »Ich vermute, Sie sind ein Verwandter meines verstorbenen Kollegen Langensiep.«
    »Sein Cousin, um

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