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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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genau zu sein. Und außerdem sein engster Vertrauter!« Robert ging die Sache langsam an.
    »Es tut mir leid, was Ihrem Cousin widerfahren ist. Ich kann nur für mich sprechen, aber ich denke, das gesamte Kollegium war tief betroffen über seinen tragischen Unfall.«
    Robert schwieg. Sollte Feldhausen erstmal aus seinem Loch kommen.
    »Darf ich fragen, ob Sie mich in dieser Sache aufgesucht haben?«
    »In welcher Sache ich Sie aufsuche, dürfte Ihnen klar sein.« Robert versuchte, in seine Stimme soviel Abgeklärtheit und Coolness zu legen, wie irgend möglich war. Zusätzlich spielte er lässig mit einem silbernen Feuerzeug, das auf der Fensterbank gelegen hatte. »Ich habe mit meinem Cousin am Abend vor seinem Tod ein sehr interessantes Telefongespräch geführt. Vielleicht erinnern Sie sich an den Abend? Bruno war kurz vorher bei Ihnen gewesen.« Feldhausens Gesicht versteinerte bei diesen Worten. Robert machte wieder eine Pause, um von Feldhausen zappeln zu lassen und um gleichzeitig die Gedanken in seinem eigenen Kopf zu sortieren, die wie wild umherflogen.
    »Was wollen Sie von mir?« Feldhausens Gesichtszüge hatten inzwischen eine unnatürliche Spannung angenommen.
    »Was ich will? Ganz einfach: Das, was jeder will: Geld! Ich weiß genauso viel wie mein Cousin. Deshalb habe ich doch genau wie er eine Belohnung verdient, oder etwa nicht?« Von Feldhausen ging zum Schrank und goß sich einen Drink ein. Er wandte sich beim Sprechen nicht um, und Robert überlegte, ob er wohl einen Revolver zwischen seinen Flaschen aufbewahrte. Feldhausens Stimme klang verhalten.
    »Bruno Langensiep ist tot, und mit Ihnen habe ich nichts zu tun.«
    »Sie können aber sehr viel mit mir zu tun bekommen! Das wissen Sie so gut wie ich. In einem Nest wie diesem hier sind Sie morgen dran, wenn mir heute noch das eine oder andere Geheimnis über das Gut Feldhausen entschlüpft.« Robert betete, daß er nichts Falsches gesagt hatte. Es war unwägbar, wie weit er sich mit seinen Provokationen wagen durfte. Feldhausen drehte sich um. Sein Gesicht war blaß. Was Robert als erstes feststellte, war, daß er keine Pistole in seinen zittrigen Händen hielt.
    »Sie sind Ihrem Cousin verdammt ähnlich«, brachte Feldhausen mit einer heiseren Stimme heraus. »Sie sind ein genauso fieser, ekelhafter Typ wie er. Wahrscheinlich sind Sie auch ebenso unfähig wie er.« Feldhausen lachte höhnisch. »Na, haben Sie ein kleines selbst gemaltes Kunstwerk mitgebracht, für das Sie dringend einen Käufer suchen?« Robert versuchte, nicht zu überrascht auszusehen, und schwieg eisern. »Wer es nötig hat, einen Verleger für sein Buch nur durch Erpressung zu gewinnen, der sollte sich in einem dunklen Loch verkriechen und nicht wieder hervortreten.« Von Feldhausen kam jetzt richtig in Fahrt. Kein Wunder! Er hatte sich gleich noch einen Drink eingegossen, den er jetzt in einem Zug herunterkippte. »Na, haben Sie das Meisterstück Ihres Cousins gelesen? Soll ich Ihnen sagen, wie es ist? Es ist lächerlich, schlechter als jeder Schüleraufsatz, den ich in den letzten Jahren in die Finger bekommen habe. Kein normaler Mensch würde auch nur eine Mark ausgeben, um es zu drucken. Daß mein Bruder, der seit Jahren kein Wort mehr mit mir spricht, sich darauf einlassen sollte, ist genauso töricht wie dieses lächerliche, stinkende Manuskript.« Feldhausens Augen waren glasig, weniger vom Alkohol als von der Aufregung. »Soll ich Ihnen sagen, was Ihr Cousin war?« Feldhausen kam nun auf Robert zu und starrte ihn mit seinen glasigen Augen an. »Ein Versager. Er war ein Versager in der Schule und er war ein Versager beim Schreiben. Wissen Sie eigentlich, was seine Schüler über ihn gedacht haben? Sie haben ihn ausgelacht, weil er so eine mickrige Kreatur war. Sie haben ihn ausgelacht, weil er sich im Unterricht nicht im mindesten durchsetzen konnte, weil er ihnen nicht das Geringste vermitteln konnte, weil er ein Mensch ohne Persönlichkeit war.«
    Robert fühlte plötzlich, in was für einer verabscheuungswürdigen Situation er sich befand. Nicht nur, daß er unter einem Vorwand in die Privatsphäre eines anderen eindrang. Nein, jetzt wurde über einen ver storbenen Menschen in einer abstoßenden Weise geredet.
    »Und was sind Sie?« Seine Emotionen machten Robert eine Reaktion leichter. »Sind Sie etwa kein Versager? Als was würden Sie sich bezeichnen? Als würdigen Nachfolger eines edlen Geschlechts? Daß ich nicht lache!« Robert spürte sofort, daß er von

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