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Ausflug ins Gruene

Ausflug ins Gruene

Titel: Ausflug ins Gruene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Heinrichs
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Er brauchte wohl etwas Erholung von seinem Besuch bei Feldhausen. Außerdem hatte er an der Uni einen wichtigen Termin. Immerhin hatte sein Ausflug ins Sauerland etwas Gutes gehabt. Seine Ex-Freundin Sonja war eine Zeit lang aus seinem Kopf verschwunden. Wenn sie das nächste Mal in seinen Gedanken auftauchte, so würde das Robert hoffentlich nur an den Kauf einer Glückwunschkarte erinnern.
    Leo hatte sich ebenfalls vom Acker gemacht. Obwohl auch ihn die Geschichte mit Feldhausen mitgenommen hatte, wollte er der »Sache Erkens« näher auf den Grund gehen. »Auch wenn Feldhausen ein ganz heißer Kandidat ist, dürfen wir die anderen Spuren nicht aus den Augen verlieren«, hatte er im professionellsten Detektivjargon gefordert und mir das Versprechen abgenommen, mich an der Schule umzusehen. Uns war aufgefallen, daß Langensiep sein Manuskript wahrscheinlich nicht zu Hause geschrieben hatte. Auf jeden Fall hatte sich in seinem Arbeitszimmer kein Computer befunden. Nur eine alte, tattrige Schreibmaschine hatte ich bei meinen zwei Besuchen entdeckt. Nun wollte ich herausfinden, ob auf einem der Schulcomputer eine einschlägige Langensiep-Datei existierte, die womöglich den Schluß des Textes beinhaltete. Zuvor versuchte ich es noch bei Alexa. Sie war nicht da, wahrscheinlich noch bei der Arbeit. Schließlich war es erst später Nachmittag. Ich machte mich schleunigst auf den Weg zur Schule. Die Haupteingangstür war noch auf, so daß ich nicht extra an der Pforte schellen mußte, um hereingelassen zu werden. Als ich am Sekretariat vorbeilief, bremste mich eine Stimme von drinnen.
    »Herr Jakobs, wie günstig, daß ich Sie treffe!« Schwester Wulfhilde. »Endlich kann ich Ihnen Schwester Edelgarda vorstellen. Sie ist gerade erst von Besinnungstagen in unserem Mutterhaus zurückgekommen. Sie ist Ihre Kollegin in Geschichte. Was ist gleich noch Ihr zweites Fach, Schwester?«
    Schwester Edelgarda, wie ihre Mitschwestern altersmäßig unschätzbar, gab mir schüchtern die Hand. »Religion, Schwester.«
    »Wie konnte ich das vergessen! Herr Jakobs, Sie sehen so blaß aus! Sind Sie etwa erkältet?«
    »Ich bin wohl nur etwas müde. Die viele Arbeit vor Schulbeginn, Sie verstehen?«
    »Herr Jakobs, nehmen Sie sich in acht. Fangen Sie sich keine Erkältung ein. Frau Erkens sah gestern auch derartig blaß aus, daß ich sie ermahnen mußte. Frau Erkens, habe ich gesagt, nehmen Sie sich in acht! Wir können zu Schulbeginn keine Krankmeldungen gebrauchen. Ach, was sage ich da, Herr Jakobs! Wir können nie Krankmeldungen gebrauchen.. Ach, Schwester Edelgarda, wir stehen hier und schwatzen! Dabei müßten wir längst bei Schwester Lucia sein und ihr mit den Gesangbüchern helfen.« Schwester Edelgarda nickte schwach. »Machen Sie’s gut, Herr Jakobs, und nehmen Sie sich vor einer Erkältung in acht. Eine Apfelsine am Tag wirkt Wunder, hat meine Mutter immer gesagt. Obwohl, damals gab es ja noch nicht Apfelsinen so wie heute. Da war man froh, wenn man zu Weihnachten mal eine geschenkt bekam. Aber heute sind wir ja gesegnet mit Apfelsinen. Deshalb eine Apfelsine am Tag, denken Sie daran!« Schwester Wulfhilde verschwand mit Edelgarda um die Ecke. Ich atmete tief durch und eilte dann die Treppe hinauf. Im Lehrerzimmer war so gut wie nichts los. Bernhard Sondermann saß an einem der langen Tische und kritzelte emsig in ein paar Papieren herum. Am schwarzen Brett stand Petra Werms, die flotte Sportlehrerin, die ich auf Roswithas Party kennengelernt hatte, und las ganz versunken in einer Bekanntmachung. Sie hatte mein Eintreten noch nicht bemerkt, während Sondermann mich von seinem Stuhl aus stumm zur Kenntnis genommen hatte. Als ich auf Petra zuging, hörte ich, daß sie leise mit sich selbst sprach.
    »Die spinnen ja wohl! Drei Konferenzen in einer Woche, wie soll ich das denn schaffen?«
    »Höre ich da die leise Vorfreude auf den Schulbeginn?«
    Petra Werms fuhr herum und schaute erschrocken. »Ach, du bist es!« Sie lachte erleichtert. »Ich dachte schon, Wulfhilde hätte mich beim Fluchen erwischt. Schau dir das mal an!« Sie zeigte erbost auf den Zettel am Brett. »In der zweiten Woche soll montags die allgemeine Schulkonferenz stattfinden, mittwochs die Erprobungsstufenkonferenz und am Donnerstag die Fachkonferenz Erdkunde. Da ich dienstags und freitags am Nachmittag Sportunterricht habe, verbringe ich alle Nachmittage der Woche in der Schule. Kannst du mir mal sagen, wie ich das meiner Babysitterin beibringen soll?«
    »Kannst

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