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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ganzer Karton voll. Der war in einem von den alten Schränken in dem Raum hinter der Heizung, wo die Wände aus Ziegelsteinen sind und die Decke rund ist, weißt du?«
    »Ja, ich weiß, was du meinst.« Die alten Gewölbekeller. Seit ihrem Einzug schob sie es vor sich her, dort aufzuräumen.
    »Ich hab gedacht, das Papier braucht bestimmt keiner mehr, das kann ich nehmen«, meinte Julian und schob die Unterlippe vor.
    »Wenn man dich so hört, könnte man meinen, es gäbe nicht genug Papier im Haus.« Da, ein Blatt, das wie das Titelblatt des Artikels aussah. The imminent collapse of the Ghawar oilfield as a result of long-term overproduction . »Und wo ist der Karton jetzt?«
    »In meinem Zimmer.«
    Unter dem Titel standen die Namen der Verfasser: David Burns. Giorgos Leftakis.
    Und Achim Anstätter.
    Dorothea wurde plötzlich ganz schwach zu Mute. »Hol ihn her.«
    »Probeausdrucke offenbar«, meinte Werner. Er blätterte bedächtig durch den Stapel, der in dem muffigen grauen Karton gelegen hatte. Die Seiten wiederholten sich; das Titelblatt war schon ein halbes Dutzend Mal aufgetaucht. »Verschiedene Versionen einer Studie oder so etwas, würde ich sagen. An der Anstätter mitgearbeitet hat.«
    Dorothea stand an die Spüle gelehnt und hatte die Arme um sich geschlungen. »Der also Ölingenieur oder so etwas ist.«
    »Sieht so aus.«
    »Eine Studie, die den Zusammenbruch eines Ölfelds vorhersagt, wenn ich das richtig verstehe.«
    »Mmh. Ja.«
    Dorothea holte tief Luft, wie gegen einen Widerstand. »Hast du das Datum in der Fußzeile gesehen?«
    »Natürlich.«
    »Ich habe nachgerechnet. Er hat diese Studie geschrieben und gleich darauf sein Haus zum Verkauf gegeben. Dieses Haus, das so viel Öl braucht, als hätten die Tanks ein Loch.«
    Werner sah sie mit dem Blick an, den er immer hatte, wenn er fand, dass sie übertrieben reagierte. »Ich weiß, was du denkst«, sagte er bedächtig. Betont ruhig. Fast schon psychiaterhaft. »Du denkst, Anstätter war Ölingenieur, hat herausgefunden, dass demnächst das Öl ausgeht, und daraufhin schnell nach einem Dummen gesucht, der ihm dieses Haus hier abkauft.« Er schüttelte den Kopf, rasch, ehe sie etwas erwidern konnte. »Aber Doro, das ist Unsinn. Es geht hier nur um ein einzelnes Ölfeld. Ölfelder gibt es Tausende. Jede Woche geht eines davon außer Produktion. Dafür wird ein anderes angebohrt. Das ist völlig unspektakulär.« Er hob die Blätter, die er in der Hand hielt. »Berichte in der Art schreiben wir auch. Da geht es dann, was weiß ich, um Ermüdungstendenzen an bestimmten Motorbauteilen, und wenn du das als Laie liest, kriegst du wahrscheinlich den Eindruck, wir bauen Motoren, die jeden Moment in die Luft fliegen können. Aber solche Berichte betrachten irgendwelche Teilprobleme wie mit einer Lupe – man muss schon vom Fach sein, um sie richtig einordnen zu können. Und was die Ölwirtschaft anbelangt, sind wir beide nicht vom Fach.«
    Das klang alles so vernünftig. Das Problem war nur, dass ihr ungutes Gefühl völlig unbeeindruckt davon blieb. »Meine ganze Kindheit hindurch habe ich gehört, dass das Öl nur noch bis zum Jahr 2000 reicht. Und das war schon vor einer ganzen Weile. Ich könnte mir gut vorstellen, dass es jetzt eben so weit ist.«
    Werner hob nachsichtig die Augenbrauen. »Na ja, entschuldige, aber dein Vater war in diesen Dingen etwas … wie soll ich sagen …?«
    »Es war nicht nur mein Vater, der das gesagt hat. Alle haben es gesagt. Sogar in der Schule haben wir das so gelernt.« Sie beschloss, auszusprechen, was sowieso in der Luft lag. »Dieser Anruf damals, erinnerst du dich? An dem Tag, an dem wir von Markus’ Unfall erfahren haben. Der Mann wollte Anstätter sprechen. Und als ich ihm sagte, dass wir die neuen Besitzer sind –«
    »Doro! Das ist doch –«
    » Da hat er aber schnell reagiert . Das hat er gesagt. Das passt verdammt gut dazu, findest du nicht?«
    »Also, ehrlich, mir kommt das ein bisschen paranoid vor.«
    Dorothea starrte ihn an. »Lass uns zu den Anstätters hinfahren und sie fragen.«
    »Wir kennen nicht mal ihre Adresse.«
    »Das wird ja wohl kein Problem sein. Schließlich ist der Mann, der ihnen ihr neues Haus verkauft hat, dein guter Freund, oder?«
    Werner legte den Stapel bedächtig wieder zusammen. »Ich werde morgen erst ein bisschen im Internet herumsuchen und nachprüfen, was hier so an Fakten steht. Was die ganzen Abkürzungen bedeuten, zum Beispiel.« Er sah sie an, und natürlich entging ihm

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