Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
etwas vorgespielt habe. Dass ich dich nur geködert habe, um ein Geschäft zu machen. Dass ich dich benutzt habe. Das wirst du immer wissen – wie willst du mir da je vertrauen können? Und wenn wir einander nicht vertrauen können, werden wir nicht glücklich sein.«
Markus dachte an ihre erste Begegnung zurück, an ihr schlüpfriges Gespräch über Bohrtürme und Spülflüssigkeiten. »Weißt du was? Irgendwo habe ich das gewusst. Das war alles zu abgedreht, um echt zu sein. Aber der Punkt ist: Es war gar kein Argument für mich. Ich wollte einfach mit dir ins Bett. Ehrlich gesagt, wollte ich damals nur mit irgendeiner Frau ins Bett, und du bist mir gerade recht gekommen. Ich hatte seit Ewigkeiten keinen Sex gehabt, war bis in die Haarwurzeln voll mit Testosteron … Mir war völlig egal, aus welchem Grund du mit mir ins Bett gehst. Hauptsache, dass. Und Sex, ehrlich, das war damals für mich ein Spiel, bei dem es ohnehin darum ging, dem anderen was vorzumachen. Sex, das war gegenseitiges Sich-benutzen.« Das brach alles so aus ihm heraus, er konnte bloß staunen, aber ja, so war es gewesen. Und so war es nicht mehr.
Er sah sie verlegen an. »Männer sind so. Das ist die Defaulteinstellung ab Werk, fürchte ich.«
Sie musterte ihn skeptisch. »Ich bin nicht mehr die Frau, die du gekannt hast.«
»Ich bin auch nicht mehr der Mann, den du gekannt hast.«
»Ich werde wahrscheinlich die nächsten Jahre bloß um dieses Baby kreisen. Ich werde eine Glucke werden. Genau so ein Weib, wie ich es früher nie ausstehen konnte.«
»Ich wage gar nicht, mir vorzustellen, was so ein kleiner Wurm mit mir anstellen wird.«
»Keine Partys mehr, keine Vernissagen, keine durchtanzten Nächte. Das habe ich alles aufgegeben.«
»Die waren eh immer ein fürchterlicher Schlauch.«
»Keine Pillen. Kein Koks. Nichts mehr, das stärker ist als Rotwein.«
»Hauptsache, du hast deine schrecklichen alten Platten behalten.«
Sie musste lachen. »Ja, die hab ich noch.«
»Dann lass uns heiraten«, sagte er und spürte eine wahnwitzige, bergwipfelstürmende Anspannung in sich, eine himmelhochtragende Hoffnung, dass sie zustimmen würde.
»Okay«, sagte Amy-Lee.
»Jetzt sofort.«
»Du bist verrückt.«
»Am besten, du gewöhnst dich gleich daran.«
Bernice fiel aus allen Wolken, als Amy-Lee ihr erklärte, sie würden heiraten, und zwar noch diesen Abend. Sofort, quasi. Sie seien ja übergeschnappt. Und wie denn das gehen solle? Keinesfalls würde sie erlauben, dass Amy-Lee heute Abend noch aus dem Haus ginge, schon gar nicht für irgendwelche längeren Autofahrten; nur über ihre Leiche.
»Ruf Xiao an«, rief Amy-Lee. »Er soll einen Standesbeamten auftreiben und herbringen.«
»Einen Standesbeamten? Wo bitte schön soll er den um diese Zeit auftreiben? Es ist Freitagabend!«
»Gut«, erwiderte Amy-Lee. »Dann hat er schon keine anderen Termine.«
Verwünschungen murmelnd zog Bernice ab, telefonierte irgendwo im Haus, während Amy-Lee bestürzende Aktivität entfaltete. Sie stellte zwei Flaschen Champagner kalt. Schob Toastbrot in den Toaster, holte Dosen und Gläser mit Aufstrich hervor, fing an, Häppchen zu machen. Zwischendurch brachte ihr Bernice das Telefon: Sie hatte einen Friedensrichter aufgetrieben, und der wollte mit ihr reden.
Sie erklärte ihm die Lage: hochschwanger, der Vater des Kindes endlich überraschend aufgetaucht, nichts ahnend, alle glücklich – nur er fehle noch, um dem Kind zu einer ehelichen Geburt zu verhelfen.
»Du bist unglaublich«, raunte ihr Markus ins freie Ohr.
»Er sagt, gesetzlich ist es machbar«, gab Amy-Lee weiter, »vorausgesetzt, du hast deinen Pass da …«
»In meiner Jacke.«
»… wir können siebzig Dollar Gebühren zahlen …«
»Können wir, oder?«
»… und haben zwei Zeugen. Xiao soll mit reinkommen, dann haben wir ihn und Bernice. Ist das okay für dich?«
Markus hob die Hände. »Mir ist alles recht.«
»Ringe haben wir keine«, fiel ihr ein.
Markus hielt die Luft an. »Stimmt. Ringe haben wir keine.« Er war gespannt, was nun kam. Würde sie auch noch einen Juwelier auftreiben, oder würde sie alles wieder abblasen?
Weder noch. »Egal«, sagte sie ins Telefon. »Ringe sind nicht das Wesentliche. Kommen Sie einfach.«
Dann zog sie Markus mit sich, riss die Tür zu einem muffigen, unbenutzt wirkenden Raum auf und sagte: »Den müssen wir ein bisschen herrichten.«
So saugte er Staub, wuchtete Möbel umher, einen Tisch vor allem und fünf Stühle, je eine
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