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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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sich Wang.
    Und Markus spürte den alten, süßen Hunger nach dem Großen, Gigantischen wieder in seinen Adern brennen wie eine Droge.
    Die erste Woche verging, ein nicht immer ganz leichter Gewöhnungsprozess. Das wunderbare, süße kleine Wesen riss sie nachts erbarmungslos zweimal, dreimal oder noch öfter aus dem Schlaf, widersetzte sich dem Wickeln und dem Anziehen, füllte seine Windeln mit befremdlichen Produkten, schwarzem, pappigem Zeug, das klebte wie Pech und sich nur mit enormem Babyöl- und Papiertuchverbrauch abwischen ließ. Kaum hatten sie raus, wie man damit zurechtkam, folgten dünnflüssige Stühle, die sich über den ganzen Körper verteilten, einen unglaublichen Gestank ausströmten und sofortige Notbadungen erforderten.
    Und die Vorräte an komfortablen Windeln mit Klettverschlüssen, Saugzonen und Kunststoffabdichtung gingen rapide zur Neige. Sie seien, erklärte Amy-Lee, auch kaum noch zu kriegen, nicht einmal für viel Geld. In absehbarer Zeit werde man auf Stoffwindeln zurückgreifen müssen.
    »Ich telefoniere mal herum, ob man irgendwo wenigstens Zellstoffeinlagen herbekommt«, erklärte Markus seufzend.
    Es waren müde Tage, und es schien, als sei ein Baby zu viel Arbeit für drei Erwachsene. Und dann wurde es auch noch Zeit für Bernice, nach Seattle zurückzukehren; eine neuerdings lange und gefahrvolle Reise, selbst wenn Xiao sie bis zur Haltestelle einer Buslinie brachte, in deren Wagen bewaffnete Sicherheitsleute mitfuhren.
    Doch irgendwie überstanden sie den ersten Tag ohne Bernice einigermaßen. Abends, nachdem Joy Carolin endlich schlief, kam Amy-Lee zu Markus in das alte Arbeitszimmer, in dem er sich mit den Plänen und Unterlagen ausgebreitet hatte, ohne freilich bisher zu viel gekommen zu sein.
    »Hallo, Ehemann«, sagte sie und ließ sich in den alten Ledersessel fallen.
    »Hallo, Ehefrau.«
    Sie sah den Notizblock vor ihm, das Telefon, die Pläne. »Das hast du doch immer gewollt, nicht wahr? Other people’s ideas , die du mit other people’s money verwirklichst.«
    Markus nickte. »Bloß werde ich diesmal ohne ein paar richtig gute eigene Ideen nicht hinkommen. Und ob die es retten, fange ich gerade an zu bezweifeln.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wieso das?«
    Er deutete auf das Telefon. »Ich habe viel herumtelefoniert, das hast du ja mitgekriegt. Und das Ergebnis ist … Also, die Ostraktionsfolie ist ein Hightechprodukt. Und Hightech, das ist gerade am Aussterben. Mangels Energie, mangels Nachfrage, warum auch immer.« Er zog den Block mit seinen Notizen zu sich heran. »Die Firma, die damals dieses Stück Folie für meinen Vater hergestellt hat, gibt es längst nicht mehr. Auch keine andere, die noch dazu im Stande wäre. Man bekommt die nötigen Ausgangsmaterialien nirgends, und soweit ich das feststellen konnte, sind Maschinen, mit denen man besagte Ausgangsmaterialien herstellen könnte, ebenfalls nicht mehr aufzutreiben.«
    Amy-Lee furchte die Stirn. »Das klingt nicht gut.«
    »Es ist ein geniales Konzept«, sagte Markus, »aber wir sind zu spät dran damit. Die technischen Möglichkeiten sind schon so weit unten, dass man die Folie nicht mehr herstellen kann.«

Kapitel 51
    D er Wirtschaftsminister verteidigte seine Entschei dung, bis auf weiteres keine weiteren Ölreserven freizugeben. Er folge damit im Übrigen den Empfehlungen der IA E .
    »Es ergibt keinen Sinn«, erklärte er der Traube von Journalisten, »durch immer weitere Freigaben von Reserven den Benzinverbrauch auf dem alten Niveau zu halten. Wir werden uns an die neuen Gegebenheiten anpassen müssen, daran führt kein Weg vorbei.«
    Ein Gewitter von Fragen, aus denen er Worte wie »Pendler« und »Weg zur Arbeit« und »Transportkosten« heraushörte.
    »Ich sag Ihnen was: Wenn wir so weitermachen würden, wären die Kavernen Ende des Jahres leer. Und dann? Was machen wir, wenn nicht mal mehr die Polizei Benzin hat? Die Streitkräfte? Wenn ein Kraftwerk zu bauen ist und kein Diesel für die Baumaschinen mehr verfügbar ist?«
    Die Reserven aufzufüllen, erklärte er weiter, sei nicht möglich. Dazu wären Einkäufe in solchen Größenordnungen nötig, dass der Ölpreis am Markt gerade dadurch erst recht in die Höhe getrieben werden würde. »Das gilt für den Augenblick«, fügte er hinzu. »Man muss abwarten, was die diversen Projekte rund um den Globus und bei uns bringen. Spätestens im Juli kommt bei uns das Kohlebenzin auf den Markt, das wird die Versorgungslage entlasten. In Kanada geht man

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