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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Liter aus einem Hektar.
    Er legte die Aufzeichnungen Blocks beiseite, holte Notizpapier und einen Taschenrechner hervor. Ein Hektar, wie viel war denn das? Ein Quadratkilometer, das waren … hundert Hektar. Also hieß das, aus einem Quadratkilometer ließen sich 300000 Liter Alkohol gewinnen.
    Das klang doch schon anders.
    Er rechnete weiter. Für eine Billion Liter waren demnach erforderlich …
    An die 3 , 3 Millionen Quadratkilometer. Hmm. Das war viel. Das war ungefähr zehnmal die Fläche Deutschlands.
    Er ließ den Stift sinken, massierte sich die Augen. Wahrscheinlich hatte Taggard Recht gehabt. Die Zivilisation ließ sich auch mit der Erfindung seines Vaters nicht retten.
    Dann wurde ihm sein Denkfehler klar.
    Er sprang auf, eilte ins Wohnzimmer, suchte die Bücherwand nach einem Lexikon ab, einem Atlas, irgendeinem Buch, das Zahlen und Daten über Länder und Kontinente enthielt.
    Hier. Die Vereinigten Staaten von Amerika hatten eine Fläche von 9 , 3 Millionen Quadratkilometer. Fast das Dreifache. Und der springende Punkt in den Überlegungen seines Vaters war ja gerade, nichts nur zum Zweck der Alkoholgewinnung anzubauen. Angebaut wurde, was man zu essen gedachte. Aber der essbare Teil einer Pflanze war immer nur ein winziges Stück davon, das meiste war Abfall. Den pflügte man bislang unter, kompostierte ihn, verbrannte ihn oder dergleichen – Vaters Idee war, stattdessen erst mal Alkohol daraus zu gewinnen.
    Damit entfielen auch alle Berechnungen, welchen Energieaufwand es erforderte, eine bestimmte Menge Mais oder dergleichen anzubauen. Dieser Aufwand galt dem, was man aß, nicht dem zu gewinnenden Treibstoff. Wenn es gelang, Alkohol ohne Destillation zu extrahieren, bekam man ihn beinahe umsonst.
    Die gesamte Landmasse der Erde, las er, betrug 135 Millionen Quadratkilometer, die Antarktis nicht mitgerechnet. Davon war ein ordentlicher Teil Wüste, Steppe, Gebirge oder dergleichen, klar. Aber selbst wenn die Ostraktion nur halb so gut arbeitete wie die Destillation – sechs Millionen Quadratkilometer Land, das ohnehin landwirtschaftlich genutzt wurde, das war allemal realisierbar.
    Mit anderen Worten: Wang hatte sich verschätzt.
    »Selber denken«, murmelte Markus. »Das ist es.«
    Das Vorhängeschloss: groß, schwer, rostig. Aber der Schlüssel passte und ließ sich drehen. Klirrend gab es den Riegel frei. Rumpelnd schob Markus das Tor auf, sodass das helle Licht des Tages hereinströmen konnte.
    Es beleuchtete eine Schatzkammer. Ein Pflug stand schon da. Eine Egge ebenfalls. Dahinter Regale, in denen Holz lagerte, Plexiglas, Metall in Form von Bändern, Blechen, Rohren. Schränke voller Schrauben und Nägel. Eine Drehbank, ein Oberkopffräser, eine Kettensäge, diverse Bohrmaschinen. Ein Schweißbrenner samt Gasflaschen. Eine Werkbank, an der man ein Dutzend Leute unterbrachte.
    »Die Werkstatt fürs Grobe«, konstatierte Markus. »Alles klar.«
    Das Erdgeschoss des Anbaus enthielt ein Laboratorium, in dem Reagenzgläser, Bunsenbrenner, Heizöfen und diverse Analysegeräte vor sich hin staubten, ferner eine feinmechanische Werkstatt mit einer beeindruckenden Ausstattung. Die Anlage unter dem Erdwall war ein hermetisch abgeriegeltes Laboratorium für Experimente mit Pflanzen, Pilzen und Bakterien. Der Eingang war eine Luftschleuse mit Desinfektionsdusche, die Belüftung funktionierte nicht nur noch, sondern verfügte sogar über Hochleistungsfilter, und im Vorraum hingen sechs Schutzanzüge in verschiedenen Größen.
    Außerdem gab es einen eigenen Brunnen, der Wasser aus über hundert Metern Tiefe holte, sowie ein Notstromaggregat.
    Mein Vater hätte seinen rechten Arm hergegeben für einesolche Arbeitsumgebung , dachte Markus erschüttert. Wenn er es hiermit nicht schaffte, dann war er ein hoffnungsloser Fall.
    »Außerdem steht nirgends, dass ich alles alleine machen muss«, sagte er sich.
    Die private Telefonnummer von Keith Pepper existierte nicht mehr. Die für Paradise Valley zuständige Auskunft war überfragt, was seinen neuen Aufenthaltsort anbelangte, berechnete aber trotzdem drei Dollar fünfzig für diese Antwort. Schließlich rief Markus in seiner ehemaligen Firma an.
    »Oh, auch Lakeside and Rowe hat Federn lassen müssen wie alle«, jammerte ihm der Mann am Telefon vor. »Über neunzig Prozent sind entlassen worden, und wer weiß, wie es mit uns weitergeht … Das Geld ist ja nichts mehr wert, kein Mensch braucht mehr Finanzberater, und von den installierten Systemen werden jeden

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