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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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eingehender Beschreibung, Untersuchungsergebnissen und Dokumentationen von Experimenten. Man hatte sich hier eingehend mit der Erforschung von Bakterien und deren Möglichkeiten befasst. Abgesehen davon war es so, dass sich solche Mikroorganismen – meist irgendwelche Hefearten – notfalls von selber einfanden; beim Vergären von Wein etwa war das die Regel.
    Diesen Sud also, der nach kurzer Zeit mostartig roch, gab man in einen Behälter, dessen Boden die Folie bildete. Man musste das Gebräu auf einer gewissen Grundtemperatur halten und beständig rühren, damit es an der Folie vorbeigespült wurde, dann traten bald an deren Unterseite feine Tröpfchen aus, die scharf rochen, nicht unbedingt nach Jack Daniels , aber genauso alkoholhaltig. Der Behälter stand leicht auf eine Ecke hin geneigt, an der alles zusammenlief. Es war eine ansehnliche Ausbeute – mittlerweile genug, um die regelmäßig notwendigen Fahrten in die Stadt mit eigenem Treibstoff bewältigen zu können –, aber nicht so viel, wie es rechnerisch hätte sein müssen. Es blieb trotz allem noch zu viel Alkohol im Sud zurück.
    Den musste man nach einer gewissen Zeit, wenn kaum noch Alkohol austrat, ausleeren und den Restalkohol abfackeln. Zurück blieben körnige Reste, die als Dünger zu verwenden waren. Auch diesen Aspekt, dem bei großmaßstäblicher Nutzung des Verfahrens eine wesentliche Rolle zukam, hatte sein Vater bedacht: Pflanzliche Abfälle der Landwirtschaft enthielten Mineralien, die man dem Boden wieder zuführen musste, sollte er nicht ausgelaugt werden. Alkohol, chemisch C2H5OH , bestand nur aus Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff; die Ostraktion entzog dem Kreislauf also keinerlei Mineralien.
    Nur, wie gesagt: Es war alles noch viel zu kompliziert. Es war ein Verfahren, aber keine Maschine. Außerdem störte Markus, dass der Häcksler, der Rührer und vor allem die Erwärmung des Suds und der Folie Energie verbrauchten. Um die vierzig Grad Celsius musste das Ganze haben – schlecht für die Bilanz.
    »Daddy! Daddy! Daddy!«, hörte er die helle Stimme seiner Tochter hinter sich.
    Er richtete sich auf, sah sich um und verfolgte lächelnd, wie Joy Carolin auf ihn zugestürmt kam, wie immer voll rastloser Energie.
    Hinter ihr sah er Amy-Lee in der Tür zur Terrasse stehen und mit der Hand das Telefon -Zeichen machen. »Keith!«, rief sie.
    »Soll ich kommen?« Schnurlose Telefone waren inzwischen weitgehend verschwunden, die dazu erforderliche Elektronik war zu teuer geworden.
    Amy-Lee schüttelte den Kopf und zeigte nur mit dem Daumen abwärts.
    Also wieder nichts. Blieb noch eine einzige Adresse. Wenig wahrscheinlich, dass es dort doch noch klappen würde.
    »Mist«, murmelte Markus. Er nahm Joy Carolin an die Hand und ging mit ihr zum Haus zurück. »Heiß heute, hmm?«
    »Heiß«, krähte sie. »Sehr heiß.« Sie redete noch nicht viel, was Amy-Lee veranlasste, sich Sorgen zu machen. »Sonne heiß.«
    »Ja«, nickte Markus. »Sonne heiß.«
    Er blieb abrupt stehen. Sah zu dem Treibhaus hinüber, das er neben dem Anbau errichtet hatte. Sah hoch an den tiefblauen Himmel.
    »Sonne heiß«, wiederholte er. »Das ist es!«
    Das Land schien größer geworden zu sein, als es vor dem Versiegen des Öls gewesen war.
    Wieder kam Keith an einem dieser Felder vorbei, die sich endlos erstreckten, bis zum Horizont und noch weiter, und wieder sah er diese Ketten von Menschen, die sich gebückt darauf bewegten, mit dürren Halmen beschäftigt, die in aufgehäufelten Furchen am Boden wuchsen. Viele Kinder waren darunter, die arbeiteten, anstatt zur Schule zu gehen, wie es nötig gewesen wäre, damit die nächste Generation nicht alles ganz und gar vergaß. Nicht wenige der Männer trugen zerrissene Anzüge, die sie einst in edlen Büroetagen getragen hatten, aber nun nie wieder brauchen würden. Und manche Frauen trugen Babys in Tüchern auf dem Rücken, Bilder, wie man sie früher nur aus Afrika gekannt hatte.
    Das waren alles Stadtleute, die keinen anderen Weg mehr gesehen hatten, als sich bei Farmern als Knechte zu verdingen. Nun hausten sie zwischen Feld und Straße, die glücklicheren in erbärmlichen Hütten aus Holz, Blech und Wellpappe, die anderen unter einfachen Zeltplanen auf dem nackten Boden. Zwei Toilettenwagen standen daneben sowie ein Tank, aus dem man Wasser entnehmen konnte, trotzdem stank alles derart, dass man selbst im Vorbeifahren die Nase rümpfte.
    Und am Straßenrand, wie Hohn, eine uralte Werbetafel mit einem

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